Bischof Glettler in Alpbach: Weiterarbeit an Europa nötig

Innsbrucker Bischof bei Forum-Alpbach-Festmesse am "Tirol-Tag": Europäischen Bürgerinnen und Bürgern ist Mitarbeit an "Baustelle Europa" zumutbar.

Mit einer Festmesse ist am Sonntag der traditionelle "Tirol-Tag" beim Forum Alpbach eröffnet worden. Den Gottesdienst in der Pfarrkirche von Alpbach feierte der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler, der sich in Anlehnung an das Alpbach-Motto 2023 "Bold Europe" (dt. mutiges Europa) "eine Ermutigung für ein erschöpftes, ermüdetes Europa" wünschte. Europa scheine zwar aktuell "durch den Wahnsinn des verheerenden Ukraine-Krieges in seinem aktiven Zusammenhalt gestärkt worden zu sein", es brauche aber trotz der populistischen und national-fundamentalistischen Tendenzen "nicht weniger, sondern mehr Europa".
Die Europäische Union sei noch immer im Weiterbau begriffen, meinte Glettler, der die europäischen Bürgerinnen und Bürger zur aktiven Unterstützung aufrief. Ihre Mitarbeit an "der Baustelle Europa" sei zumutbar, so der Innsbrucker Bischof. Als essenzielle Bausteine für die Weiterentwicklung nannte Glettler u.a. Vertrauen und Zukunftsmut, Respekt für regionale Unterschiede, Wertschätzung für religiöse und spirituelle Wurzeln sowie Sorge und Achtsamkeit für vulnerable Personen.
"Diese Bausteine werden wir einbringen müssen und sie nicht nur für die eigenen Garagen verwenden, um an einem zukunftsfitten Europa mitzubauen", konstatierte Gletter. Die gesamte Predigt am Ende des Artikels! 

Europa benötigt Pluralitätsfitness
Aktuell stehe die europäische Gemeinschaft vor der Herausforderung, Pluralitätsfitness und Zusammengehörigkeit neu lernen zu müssen. Dazu gehöre, niemanden auszuschließen oder zurückzulassen sowie die Grenzen von ethnischer, kultureller und religiöser Zugehörigkeit zu überschreiten, meinte der Innsbrucker Bischof.
Zwar stünden Eigeninteressen und Erfordernisse für die Gemeinschaft in einem permanenten Konflikt, es zahle sich aber auch fair, rücksichtsvoll und geduldig zu verhandeln, betonte Glettler. Dies gelte im privaten wie öffentlich übergeordneten Bereich - wie Nachbarschaft, Dorf, Stadt, Land, Staat oder globale Gemeinschaft. Auch die Spannung zwischen nationalen und europäischen Interessen müssten immer wieder neu verhandelt werden. "Europa braucht jedenfalls das effektive Engagement aller Beteiligten, um ein lebendiger Organismus zu bleiben." 

"Tirol-Tag"
Mit Appellen für die Energiewende und ein Umdenken angesichts des Klimawandels hat der "Tirol-Tag" das Europäische Forum Alpbach am Sonntag eröffnet. Nach einem "Landesüblichen Empfang" mahnten die Landeshauptleute Anton Mattle (Tirol, ÖVP), Arno Kompatscher (Südtirol, SVP) und Maurizio Fugatti (Lega, Trentino) gemeinsame Anstrengungen angesichts des Klimawandels ein. Die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino solle dabei "Beispiel für Europa" sein. Der "Tirol-Tag" war der traditionelle Auftakt des Forums Alpbach, das bis 2. September anberaumt ist. Nach dem Gottesdienst diskutierten Expertinnen und Experten zum Thema "Energiewende und Versorgungssicherheit".
Das Europäische Forum Alpbach wurde 1945 gegründet und findet seitdem alljährlich statt. Heuer stehen von 19. August bis 2. September Veranstaltungen auf dem Plan. Wissenschaftler, Wirtschaftstreibende, Kulturschaffende und Politiker diskutieren bei der internationalen Konferenz "Forum Alpbach" entlang des Jahresthemas "Bold Europe" (dt. mutiges Europa) zu den vier Hauptthemen: Klimaschutz, die finanzielle Zukunft Europas, Demokratie und Europas Position in der Welt. Auch politische Prominenz wie Bundespräsident Alexander Van der Bellen wird erwartet. 

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V.li.: Bischof Hermann Glettler, Staatssekretär Florian Tursky, Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, LH Maurizio Fugatti (Trentino), LH Anton Mattle, LH Arno Kompatscher (Südtirol), LTPin Sonja Ledl-Rossmann und Andreas Treichl, Präsident des Europäischen Forums Alpbach. Foto: Land Tirol/ Sedlak