Bilanz des Weltfamilientreffens: "Ehe und Familie mehr Raum geben"

Österreichische Delegation rund um Familienbischof Glettler nimmt von dem fünftägigem Großereignis mit dem Papst viele Impulse für die Familien- und Ehepastoral zuhause mit

Ein positives Resümee über die vergangenen fünf Tage haben die Mitglieder der österreichischen Delegation beim Weltfamilientreffens in Rom gezogen. Das am Sonntag mit dem Angelus-Gebet und der Entsendung zu Ende gegangene Großereignis habe mit seiner "Fülle von Programmen und Initiativen" deutlich gemacht, dass die Kirche "mehr Raum für die Eheleute in den Pfarrgemeinden, mehr Herzblut in der Ehevorbereitung und eine vernünftige Krisenprävention" benötige, zog Österreichs "Familienbischof" Hermann Glettler im Interview mit "Vatican News" (Sonntag) Bilanz. Die Bedeutung von Ehe und Familie für die Gegenwart sei vielstimmig gewürdigt worden - unter anderem als "Friedenschulen unserer Zeit, in denen Erwachsene und Junge lernen, unterschiedliche Meinungen und Überzeugungen auszuhalten".

Als eine wichtige Aufgabe der Kirche sei beim Weltfamilientreffen die Begleitung von Ehepaaren hervorgehoben worden - und zwar "vor dem Ehesakrament, wie auch in allen Phasen ehelichen Lebens", so Glettler. Entscheidend dabei sei, dass nicht nur Priester, Seelsorgende und Priester, sondern vor allem Ehepaare selbst andere Ehepaaare begleiten. Familienpastoral sei ein "synodales Unterwegssein wo jeder eine ganz spezifische Aufgabe wahrnimmt". Dabei seien auch die Pfarrgemeinschaften herausgefordert, "Ehepaare und Familien möglichst gut zu begleiten".
 
Auch auf den Umgang mit Brüchen sowie dem Scheitern von Ehe und Beziehung kam Bischof Glettler zu sprechen. In der Familie lerne man durch Krisen auch, "das Leben mit dem Unvollkommenen anzunehmen". Von Trennung und Scheidung betroffene Menschen sollten in den Pfarren und kirchlichen Gemeinschaften eine "Willkommenskultur" erleben, forderte der Bischof. Dies gelinge, wo sie "willkommen geheißen, nicht verurteilt, angehört werden und eine Ermutigung erfahren zu Versöhnung und auch zum Neubeginn". 

Zu der insgesamt elfköpfigen österreichischen Delegiertengruppe in Rom gehörten neben dem Innsbrucker Diözesanbischof auch fünf Ehepaare, die sich in Österreich für Kirche und Familien engagieren. Vom Umgang mit Krisen berichtete gegenüber "Vatican News" das aus Kärnten angereiste Ehepaar Benno und Johanna Karnel: Es gehe dabei darum, "Unterschiedlichkeit anerkennen zu lernen, Krisen zu akzeptieren als Teil unseres Lebens und uns Hilfe zu suchen, wenn wir es selbst nicht schaffen". Spätestens in besonders schwierigen Momenten sollten Eheleute ruhig auch Gott in die Verantwortung zu helfen nehmen. Im Nachhinein bemerke sie dann oft, dass ihr Stoßgebet "Wenn wir schon das müssen, dann hilf uns gefälligst auch dabei" auch tatsächlich erfüllt worden sei, gab Johanna Karnel zu Protokoll.
 
Bei der Ehe den Blick nicht nur auf den Tag der Hochzeit zu richten, sondern auf die damit verbundene "Lebensaufgabe" - sowie das Erkennen der Familie als "Schatz, den man suchen, bergen und pflegen soll": Diese beiden Aspekte nehmen Diakon Wolfgang und Margit Ablasser mit auf den Heimweg. Das Weltfamilientreffen habe Weltkirche erfahrbar gemacht, mit Praxisbeispielen für die Begleitung und Stärkung von Ehen sowie auch für die Annahme von Paaren in ihrer jeweiligen Lebensweise und Lebensgestaltung. Dies sei für ihre Arbeit wie auch das persönliche Leben zu Hause von Bedeutung. Auch die Rolle der Großeltern für die Weitergabe der christlichen Tradition und des Glaubens an die Enkelgeneration sei ausführlich thematisiert worden. "Enkelkinder können von ihren Großeltern Lebenserfahrungen besser annehmen als von ihren eigenen Eltern", so Wolfgang und Margit Ablasser. 

Das Weltfamilientreffen mit 2.000 geladenen Gästen aus aller Welt - neben Bischöfen, Priestern und Diakonen waren dies vor allem Familien, Ehepaare und in der Seelsorge tätige Laien - bildete den Abschluss des 2019 von Papst Franziskus ausgerufenen "Jahres der Familie". Es war am Mittwoch mit einem Festival der Familien eröffnet worden. Die Konferenzen, die in der Audienzhalle Paul VI. stattfinden, standen jeweils unter Leitbegriffen: "Hauskirche und Synodalität", "Identität und Mission einer christlichen Familie" und "Weg zur Heiligkeit der Familie". Ehepaare aus verschiedenen Ländern hielten dabei Impulsvorträge. Abgerundet wurde das Programm mit Konzerten und Veranstaltungen in römischen Pfarrgemeinden.