Tiroler Gesundheitsgespräche: Sterben! Hilfe?

Am 23. März fanden bereits zum zweiten Mal die Tiroler Gesundheitsgespräche statt. Die neue Veranstaltungsreihe, die in Partnerschaft mit dem ORF-Landesstudio Tirol von den tirol kliniken initiiert wurde, widmete sich an diesem Abend der Palliativmedizin.

Die „Tiroler Gesundheitsgespräche“ wurden im Oktober 2016 durch die tirol kliniken in Partnerschaft mit dem ORF-Landesstudio Tirol initiiert. Zielsetzung der öffentlich frei zugänglichen Expertengespräche auf dem Podium ist es, aktuelle Entwicklungen, Fragestellungen und Themenkreise im Bereich Gesundheit und Vorsorge für die interessierten ZuhörerInnen zu erörtern. Die tirol kliniken und ihre MitarbeiterInnen aus sämtlichen Bereichen der medizinischen Versorgung stehen so als kompetente Vortragende, genauso wie nach der moderierten Veranstaltung als GesprächspartnerInnen für die TirolerInnen zur Verfügung.

 

So fanden sich neuerlich Fachleute der tirol kliniken bzw. der Medizinischen Universität Innsbruck, des Hospiz-Wesens, der philosophisch-theologischen Hochschule Brixen, und des Landes Tirol zur Diskussion im „Studio3“ des ORF ein und erörterten zum Thema „Sterben! Hilfe?“ die medizinische Betreuung und Pflege eines Menschen, der gerade auch am Ende des Lebens besonderer Aufmerksamkeit und Betreuung bedarf, um den letzten Lebensabschnitt würdig, aufgehoben und begleitet zu verbringen.

Unter den interessierten Zuhörern mischte sich auch Diözesanadministrator Jakob Bürgler.

 

Die Diagnose „unheilbar krank“ ist für Betroffene und Angehörige ein Schock. Die Palliativmedizin setzt dort an, wo jede Hoffnung auf Heilung verloren ist und jede medizinische Möglichkeit ausgeschöpft wurde. Dem Erhalt der Lebensqualität für schwerstkranke Menschen wird dabei große Bedeutung beigemessen, der Erkrankte in seinem Kranksein und im Sterben in Würde begleitet.

 

Rund um das Thema „Sterben! Hilfe?“ haben die prominenten Podiumsgäste im ORF-Studio3 medizinische, pflegerische als auch ethische Standpunkte beleuchtet, die Aufgaben erörtert, aber auch Informationen rund um die Patientenverfügung geboten. Mehr Informationen zu den Tiroler Gesundheitsgesprächen und die wichtigsten Statements des Abends finden Sie unter www.tirolergesundheitsgespraeche.at und auf www.facebook.com/tirolergesundheitsgespraeche.

 

Statements der Podiumsgäste 

  

UNIV.-PROF. ING. DR. ANDREAS SCHLAGER, MSC  

Oberarzt an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin

Ein Teilaspekt von Palliative Care ist, neben der Erhaltung einer guten Lebensqualität, die Sterbephase zu begleiten und diese für PatientInnen und Bezugsperson so angenehm wie möglich zu gestalten. Neben medizinischen Maßnahmen wird hier das Augenmerk insbesondere auf pflegerische, psychoonkologische und seelsorgerische Betreuung gelegt. Palliativmedizin wird weder das Sterben beschleunigen noch verkürzen. Unser Ziel ist es, den PatientInnen trotz unheilbarer Erkrankungen ein Leben mit bestmöglicher Lebensqualität zu ermöglichen und am Lebensende ein möglichst schmerz- und angstfreies sowie würdiges Sterben zu gewährleisten. 

 

DR. ELISABETH ZANON 

Ehrenamtliche Vorsitzende der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft

Wir glauben fest daran, dass es am Ende des Lebens noch viele Chancen und Möglichkeiten gibt, dem Leben Inhalt und Sinn zu geben. Die Begründerin der Hospizbewegung prägte den Satz: nicht dem Leben mehr Tage zu verleihen, sondern dem Tag mehr Leben. Dies ist uns neben vielen anderen Aspekten in der Tiroler Hospizgemeinschaft ein Grundsatz, unermüdlich an einer Gesellschaft weiterbauen, die Menschen begleitet, um ihrem Leben bis zum letzten Atemzug Würde und Wert zu verleihen. 

  

PROF. DR. MARTIN LINTNER OSM 

Professor für Moraltheologie an der PTH Brixen

Es soll alles getan werden, was möglich ist, um eine unerträglich gewordene Lebenssituation so zu gestalten, dass sie erträglich wird. Das bedeutet, PatientInnen zu helfen, ihre Situation existentiell zu bewältigen. Es geht – etwas schlagwortmäßig gesagt – um die Vermittlung, dass kein Leben die Würde verliert. Zugleich geht es aber auch darum, einem Menschen zu helfen, nicht in eine „psychische Verengung“ bzw. in eine Gedankenspirale hineinzugeraten, die nur mehr um den Todeswunsch kreist und letztlich den Tod bzw. die Tötung als die einzige Zukunfts- und Handlungsoption sieht. 

 

MMAG. DR. CLEMENS RISSBACHER 

Koordinator der Landes-Zielsteuerungskommission des Tiroler Gesundheitsfonds

Die Landeszielsteuerungskommission hat in den letzten Jahren die strukturellen und finanziellen Rahmenbedingungen geschaffen, damit in Tirol die Palliativ-Versorgung auf hohem Niveau gesichert wird. Für die TirolerInnen bedeutet dies, dass neben der Stärkung der Versorgung in den Krankenhäusern und dem Bau des Hospiz-Hauses vor allem die ambulante Versorgung gestärkt wurde. Damit soll der Wunsch der TirolerInnen entsprochen werden, nach Möglichkeit die letzte Lebensphase zu Hause zu verbringen. 

  

MAG. BIRGER RUDISCH 

Leiter der Patientenvertretung Tirol

In der Patientencharta haben sich der Bund und die Bundesländer dazu verpflichtet, einen Mindeststandard an Patientenrechten sicherzustellen. Dazu zählt etwa ein besonderer Schutz der Persönlichkeitsrechte der PatientInnen. Ihre Menschenwürde, auch im Sterben, ist unter allen Umständen zu achten und zu wahren. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass sich Menschen mit einer schweren, unheilbaren, vielleicht Tod bringenden Erkrankung in einer besonderen Ausnahmesituation befinden. Sie benötigen Hilfe, um sich in dieser Situation zurechtzufinden. Sie brauchen Mut, um sich mit der eigenen Endlichkeit und dem eigenen Sterben konkret auseinanderzusetzen und die eigenen Wünsche zu äußern. Sie bedürfen Unterstützung, um ihre Rechte wahrzunehmen. Die Tiroler Patientenvertretung bietet dazu kostenlose (rechtliche) Beratungen an. 

Ein Beitrag von  tirol kliniken
Bild: tirol kliniken