Kardinal Schönborn nach dem Missbrauchsgipfel: "Das Thema ist überall angekommen"

Kardinal Christoph Schönborn setzt große Hoffnung in das gewachsene Bewusstsein, dass es nur Null-Toleranz für Missbrauch in der Kirche, aber auch in der Gesellschaft geben darf. Das erklärte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz am Sonntagabend im Interview mit der "ORF-ZiB2" in einer Schaltung aus Rom.

Ein wichtiges Ergebnis sei die vom Vatikan nach dem Kinderschutzgipfel angekündigte Handreichung, die verbindlich für alle Bischofskonferenzen der Welt die Standards im Umgang mit Missbrauchsfällen regelt. "Wie ist vorzugehen bei einer Missbrauchsmeldung? Wie können Betroffene zum Reden ermutigt werden? Alle diese Standards, die für uns in Österreich weitgehend selbstverständlich geworden sind, sind in vielen Ländern der Welt noch nicht angekommen", führte der Kardinal aus. Papst Franziskus habe mit dem Gipfel vor allem eines erreichen wollen: "Dass kein Land der Welt, kein Teil der katholischen Kirche sagen kann: Das geht uns nichts an." Die Botschaft der Treffens in Rom laute aus Sicht des Kardinals daher: "Das Thema ist überall angekommen."Gefragt nach den Zahlungen für Missbrauchsbetroffene in Österreich in der Höhe von rund 27 Mio. Euro erläuterte der Wiener Erzbischof, dass dafür "kein Cent aus dem Kirchenbeitrag" verwendet werde. In der Erzdiözese Wien habe man beispielsweise durch einen Liegenschaftsverkauf die Hilfszahlungen finanziert. Zum Vergleich verwies der Kardinal auf die Stadt Wien, die allein für die Fälle im Heim auf dem Wilheminenberg rund 40 Mio. Euro an Missbrauchsbetroffene gezahlt habe. Was Missbrauchsopfern angetan wurde, sei durch keine Zahlung wiedergutzumachen, aber es könne wenigstens gezeigt werden, "dass man sie wahrgenommen hat, dass man es ernst nimmt, dass man weiß, wie schwer das Leben durch Missbrauch geschädigt wurde, wo immer er auch geschieht." Gleichzeitig habe der Papst in seiner heutigen Rede festgehalten, dass es besonders schlimm sei, wenn Missbrauch von Vertretern der Kirche verübt werde. "Da müssen wir in aller Entschiedenheit sagen: Das darf es nicht geben", so der Kardinal. Eine Meldung von kathpress.at