Christmette 2018
Predigtgedanken von Dekan Anno Schulte-Herbrüggen:
Liebe festliche Weihnachtsgemeinde,
liebe Kinder, Jugendliche und Erwachsene,
liebe Freunde,
auch wenn’s jetzt vielleicht gar nicht so perfekt in die Festtagsstimmung passt, ich muss euch einfach sagen, was ich heut’ empfind: heuer erleb ich es als ein ganz besonders Geschenk, dass wir alle in Sillian überhaupt haben Weihnachten in unsern schön geschmückten Häusern und Wohnungen feiern können. Das ist ein besonderes Geschenk. Unser Ort könnte ganz leicht genauso aussehen wie nach den großen Flutkatastrophen 1965 und 1966. Dazu haben Ende Oktober nur wenige Zentimeter gefehlt. Dann wär’ unser Weihnachten ganz nah am Original gewesen: unbehaust, kalt und unwürdig.
In dieser Hl. Nacht möchte ich nochmals auf die Hochwassernacht des 29. Oktobers zurückkommen. Als wir alles Menschenmögliche an der Drau getan hatten, und nurmehr gespannt warten konnten auf das was kommt, als die Meldungen von Evakuierungen und Überflutung in Innichen bei uns eintrafen, als das Dunkel erfüllt war vom Tosen des Wassers, vom Rauschen des Sturmes und von dumpfem Krachen, bei dem wir nicht wussten, ob das jetzt das Geräusch von Windwurf war, oder ob irgendwo die nächste Mure abgeht, da zupfte mich ein Feuerwehrkamerad und sagte: „Anno, meist nit, dass es jetzt Zeit für’s Wetterläuten wär?“ Schön, dass dieser Gedanke aus der Mannschaft kam. Schön, wie tief der Wert des Wetterläutens in ganz vielen von euch verwurzelt ist. Ihr alle habt es wahrscheinlich noch im Ohr: Und wie wir geläutet haben. Lang. Genau in diese Nacht hinein.
Ganz intensiv hab ich erlebt, wie der Klang der Glocken nicht nur zum Himmel stieg, und wenig später ja die ersten Sterne durchblitzten, sondern was der Klang der Glocken auch mit uns Kameraden, ja mit allen, die da an der Drau waren, gemacht hat. Auf unsre ganze Anspannung und Angst legten die Glocken plötzlich eine gütige Hand. Und die veränderte was in uns. Durch sie war Gott greifbar, der sagt: Fürchte dich nicht, du bist nicht allein! Ich bin bei dir.
Liebe Festgemeinde, und jetzt versteht ihr auch, warum ich diese Unwetternacht grad zu Weihnachten nochmals aufgreife: Fürchte dich nicht, du bist nicht allein. Ich bin bei dir – DAS ist doch die Weihnachtsbotschaft. Ende Oktober haben wir alle hautnah die Bedeutung und die Strahlkraft der Weihnachtsbotschaft erlebt. Wir alle wissen jetzt: Das, was wir heute zu Weihnachten festlich und mit Glanz feiern, das hat Kraft und strahlt aus. Die Botschaft der Hl. Nacht, die Weihnachtsbotschaft: Fürchte dich nicht, du bist nicht allein. Ich bin bei dir! – sie durchdringt und verändert jeden Tag im Jahr, und jeden Moment unseres Lebens. Fürchte dich nicht, du bist nicht allein. Ich bin bei dir.
Schaut heute nur in die Krippe – und nehmt diese Botschaft neu mit,
- in ein ganzes Jahr
- in euer ganzes Leben!
Fürchte dich nicht, du bist nicht allein. Ich bin bei dir!