Geschichte

Ort und Kirchenbau

Der Ortsname Münster leitet sich von monasterium (Kloster) ab, was auf das Vorhandensein eines Klosters hinweist. Ein solches ist jedoch noch nicht nachgewiesen worden, wohl ein Kirchenbau. Ein wichtiges Zentrum bildete Münster im 6. Jh. im Zuge der bayrischen Besiedlung.

Wahrscheinlich entstand hier im 7. Jh. ein Missionszentrum iroschottischer Mönche. Sicher geht die Pfarre jedoch in die Zeit Karls d. Großen zurück und war damals schon eine bedeutende Taufpfarre.

Die Eigenkirche von Münster lässt sich höchstwahrscheinlich auf die im gesamten Inntal begüterten Aribonen zurückführen, die auch in Münster Besitz hatten. Dieses Adelsgeschlecht war Träger der Christianisierung im Inntal.  Im Mittelalter war Münster Sitz einer größeren Pfarre, die Jenbach, Wiesing und Eben umfasste.

 

Zum Ort

Auf einer flachen Uferterrasse des Inns, die sich einige Meter vom Talboden abhebt, liegt gegenüber dem Eingang zum Zillertal auf der nördlichen Talseite das langgezogene Straßendorf Münster (Seehöhe 535 m, Einwohner ca. 2.800). Urkundlich erst um 1140 genannt, gehört Münster jedoch zu den ältesten Dörfern des Tiroler Unterlandes. Es markierte bis 1504 die Grenze zwischen Tirol und Bayern sowie seit ältester Zeit zwischen den Bistümern Freising, Salzburg und Brixen. Mit Schloss Lichtwerth war Münster im Mittwlalter eine eigene Hofmark. Dieses Schloss bildete lange Zeit eine Wasserburg zwischen zwei Innarmen (wehr oder wörth bedeutet Insel). Zur Gemeinde gehören außer dem Dorf Münster selbst eine Anzahl von Weilern und die Ortschaften Obermünster und Lichtwerth (südlich des Inns). Der Weiler Asten geht auf eine römische Siedlung zurück, der Weiler Hof auf die Zeit der bayrischen Besiedlung. Die einstige Michaelskirche im Weiler Hof (1768 abgebrochen) dürfte die Eigenkirche eines Adeligen aus dem 9./10. Jh. gewesen sein. Prähistorische Scherben, die im heutigen Kirchenraum gefunden wurden, lassen eine Besiedlung dieses Gebietes schon vor etwa 2300 Jahren erkennen. Auch aus römischer Zeit fand man Siedlungsreste.

 

Zum Kirchenbau

Archäologischen Ausgrabungen im Jahr 1986 legten im östlichen Teil der heutigen Kirche Grundrisse eines römischen Hauses frei. In diesem Zusammenhang fand man auch latènezeitliche Keramik und einige römische Scherben. Dies weist auf ein Bestehen des Baues im 2. bis ins frühe 3. Jh. zurück. Für die Pfarrkirche, die heute innen einen barocken Eindruck bietet, lassen sich mehrere Bauphasen rekonstruieren.

Anfänge im frühen Mittelalter 

Die erste Kirche (ab 700), aus Stein gebaut und in mehreren Phasen entstanden, war ein Saalbau von rund 12 m Länge und 6,40 m Breite mit eingezogenem, querrechteckigem Chor. In Münster befand sich wahrscheinlich eines der Klöster, denen die Aufgabe der Christianisierung des Unterinttales und des Zillertales zugefallen wäre. Die Datierung der Kirche von Münster um 700 wird durch die mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmende Funktion des Baues als Zentrum eines Missionsposten bestätigt, denn gerade in dieser Zeit kam es zur zweiten großen Missionswelle im süddeutschen Raum, in dessen Verbindung auch das Inntal zu sehen ist. Ein weiterer Hinweis auf das hohe Alter ist das Patrozinium Mariä Himmelfahrt.

Romanik und Frühgotik 

In frühromanischer Zeit (10./11. Jh.) wurde hauptsächlich das Presbyterium verändert, während in die Zeit der Hochromanik (um 1200) vermutlich die Errichtung eines wesentlich größeren Neubaus fällt. Die Südwand des frühmittelalterlichen Schiffes blieb dabei bestehen, wurde jedoch nach Osten verlängert. So entstand eine Saalkirche. Ein weiterer Umbau erfolgte in der Frühgotik, wobei die noch heute erhaltene Gliederung des Schiffes in drei Joche eingeführt wurde. Zwischen 1330 und 1350 entstanden auch Wandmalereien, die die gesamte Nordwand des östlichen Jochs einnehmen. Um 1330 wurde die Kirche auch schon gewölbt.

Spätgotik 

Ende des 15. Jh.s/Anfang des 16. Jh.s kam es zu einer Abtragung der Südwand um die Kirche zu vergrößern. Die heutige Südwand entstand wahrscheinlich gleichzeitig mit den Pfeilern und dürfte das gleiche Alter wie die südliche Sakristei aufweisen. Die Nordwand der Kirche mit den oben erwähnten Fresken blieb erhalten. Das gilt auch für das Presbyterium mit deutlich frühgotischem Mauerwerk. Ende des 15. Jh.s entstand auch der Turm.
Die urkundlich in die Jahre 1480 bis 1489 datierte Kirche war jedoch noch stark von älterer Bausubstanz geprägt. Der Bau war in drei Joche gegliedert und besaß einen nicht eingezogenen, zweijochigen Chor. Die Erweiterung durch ein Seitenschiff und die zwischen dieses und den Hauptraum gestellten Rundpfeiler gehen auf die Pfarrkirche von Rattenberg zurück. 1503/04 wurde die doppelstöckige südliche Sakristei mit Sterngewölbe im unteren Geschoß vermutlich durch Meister Lienhard Plutauer aus Rattenberg angefügt. Dazu gehört auch die Sakristeitür.
Der spätgotische Baukörper ist heute noch vollständig erhalten. Darauf weisen auch die verschiedenen Verzierungen, das Schulterportal mit seiner Verstäbelung zur Sakristei sowie das spitzbogige Seitenportal hin. Als Baumeister kommt wahrscheinlich der Gründer der Rattenberger Bauhütte, Meister Christian Nickinger, in Betracht.                                            

Barock 

1746/47 wurden durch Baumeister Jakob Singer Baumaßnahmen im barocken Sinne durchgeführt, die zu einer Vereinheitlichung des Innenraumes führen. Der enge und verwinkelte Chorbereich wurde mit einer großen Rundapsis eingefasst. Die Deckenfresken, der Stuck und die Kanzel wurden errichtet. Dieser barocke Innenraum ist auch heute noch zu bestaunen.
Mit der Innenaussstattung wurde einige Jahre später begonnen, so wurden 1766 die drei Marmoraltäre und 1768 das Speisgitter errichtet. Die Altarfiguren wurden 1767 geschnitze, die gotische Madonna wurde beibehalten.                                           

19. und 20. Jahrhundert 

Auch in der jüngeren Vergangenheit kam es zu Änderungen. So wurden die schon angegriffenen Deckenfresken 1891 unverständlicherweise mit Ölfarben übermalt. Erst 1986/87 wurde eine komplette Innenrestaurierung durchgeführt. 1993/94 wurde die neue Orgel eingebaut.

 

Text: Ausschnitt aus dem Kirchenführer
Bilder: Chronistenteam Münster