ALT Kapellen in Ehrwald

Ehrwald ist reich an Kapellen, Wegkreuzen und Bildstöcken.

MARTINSKAPELLE

am Martinsplatz  

Die Kapelle zum heiligen Martin hat schon vor der Pfarrkirche bestanden. Restaurierungen erfolgten 1620, 1833 (mit Erweiterung), 1984 und 2006. Die Mittelfiguren am Hochaltar stellen den Kapellenpatron St. Martin mit Mitra und Bischofsstab dar, links den hl. Josef mit Jesuskind, rechts den hl. Antonius. Die Pestheiligen Sebastian (links außen) und Rochus (rechts außen) stammen aus der Werkstätte des Imster Künstlers Franz Xaver Renn (um 1835), ebenso die Schnitzfigur des knieenden hl. Florian mit brennendem Haus in der linken Seitennische. Über dem Tabernakel befindet sich eine Kopie des berühmten Gnadenbildes Mariahilf von Lukas Cranach aus dem Dom St. Jakob in Innsbruck. Der Kreuzweg stammt aus dem 19. Jahrhundert. Das Kirchlein besitzt eine kleine Empore und ein schmuckloses Glöcklein im Turm. Die Fassadenfigur des hl. Martin schnitzte Mario Gasser aus Ehrwald.
Die hinter der Kapelle stehende Linde, als Naturdenkmal ausgewiesen, wurde um das Jahr 1689 gepflanzt, wahrscheinlich zusammen mit jener beim Pfarrhaus, welche 2012 gefällt wurde, und mit einer dritten bei der Kirche, welche im Jahre 1926 einem orkanartigen Sturm zum Opfer fiel.  

 

MARIA HILF - «HOFKAPELLE»

Ludwig Ganghoferstraße  

Die Mariahilf-Kapelle im Hof wird ortsüblich Hofkapelle genannt. Sie wurde um 1870/73 gebaut und ist in Privatbesitz der Familie Kerber (Laisi). Die Anregung zum Bau gab der in Ehrwald tätige Kooperator Johann Sprenger. Er spendete das Mariahilf-Bild für den Altar (eine Kopie des berühmten Gnadenbildes Mariahilf von Lukas Cranach im Dom zu St. Jakob in Innsbruck) und die Glocke für das Türmchen. Den Altar fertigte der heimische Kunstmaler und Bildhauer Josef Spielmann. Zur Ausstattung gehören auch ein Antoniusbild sowie ein Gedenkbild an den im Oktober 2003 heiliggesprochenen Pater Josef Freinademetz, des Weiteren eine Nachbildung des Prager Jesukindleins und eine Kopie der der berühmten Raffael-Madonna aus dem römischen Vatikan. Zwei wunderschöne Glasfenster zieren die Fensteröffnungen. Das Deckenfresko zeigt Maria mit Kind im Blumendekorkranz. Die Kapelle besitzt außerdem einen Schatz an kleinen Reliquien aus dem Heiligen Land, aus Rom, Assisi und Padua, verwahrt in einer Glasvitrine. Einem der Kapelle als Dank gespendetes Marien-Bild (Maria mit Jesuskind) ist ein Verlobungsarmband beigelgt, weil die Stifter des Bildes sich vor Jahrzehnten in der Hofkapelle verlobt hatten. Bei der 2010 begonnenen notwendigen Kapellenrenovierung ging leider das oben erwähnte Glöcklein zu Bruch. Glockengießer Graßmayr aus Innsbruck goss daraufhin eine neue Glocke mit Schrift und Zierde nach dem alten Vorbild, welche von Pfarrer Herbert Kassebacher am 20. September 2010 eingeweiht wurde.

 

JOSEFSKAPELLE

Große Gasse  

Die Josefskapelle im Unterdorf wurde im 17. Jahrhundert errichtet. Das Fassadenfresko zeigt den Kapellenpatron, den heiligen Josef, Bräutigam der Gottesmutter, Zieh- und Nährvater des Gottessohnes, Landespatron von Tirol. Das Altargemälde schuf der Ehrwalder Kirchenmaler Josef Spielmann. Bei der Kapellenrenovierung von 1987/88 wurden im Chorraum noch gut erhaltene Seccomalereien freigelegt, welche neben Ornamentmalerein die Verkündigung des Herrn (Erzengel Gabriel und hl. Maria), den hl. Antonius sowie die hl. Katharina von Alexandrien darstellen. Die Kapelle besitzt die Messlizens und seit 1760 den hl. Kreuzweg. Im Turm hängt ein 1933 („im Jubeljahr der Erlösung“)  von der Innsbrucker Glockengießerei gegossenes Glöcklein mit dem Spruch „St. Josef beschütze, beschirme uns vor Not und Tod“.

 

ST. ANNA-KAPELLE

am Hochrain  

Die nördlich des Ortsteiles Schmiede gelegene Kapelle wurde mitte des 17. Jahrhunderts vom Waldaufseher Johann Harböger errichtet, „weil er selben Wög niemahlen wegen heimlicher Abhaltung - es hätte gegeistert - passieren konnte“. Die Kapelle war ursprünglich sehr klein, wurde aber auf Bemühen des ersten Ehrwalder Kuraten Georg Sailer vergrößert und erhielt als Altarbild die Geißelung Christi. 1734 wurde das Gotteshäuschen verlängert und erhielt die Messlizens. In den Wirren der Kriegsjahre um 1809 wurde es ausgeplündert und in Brand gesteckt, ein Jahr später aber wieder aufgebaut. Der Altar stammt von 1810 und zeigt die hll. Anna, Joachim und Maria (Altarblatt) sowie Schnitzfiguren des hl. Josef und der hl. Maria mit Jesuskind. Auf der Altarmensa befindet sich rechts außen eine spätgotische Schnitzfigur der hl. Anna. Auch eine Nachbildung der Lourdes-Grotte ist in der Kapelle zu finden. Im Turm hängt ein von Johann Graßmayr 1881 gegossenes Glöcklein mit der Inschrift: „Gelobt sei Jesus, ruft mein Schall, ewig tönt der Widerhall“

 

AUFBAHRUNGSKAPELLE

im Friedhof  

Diese wurde 1928 eingeweiht. Zuvor wurden die Toten noch zuhause aufgebahrt, wo Totenwache und Rosenkranzgebet durch Angehörige abgehalten wurden. In der Aufbahrungskapelle befindet sich ein großes geschnitztes Kruzifix. Im Glockenturm hängt das Sterbeglöcklein aus dem ehemaligen Kirchturm-Geläute von 1874, welches als einzige Glocke beide Weltkriege überlebt hat und folgende Inschrift trägt: „Stifter Josef Anton Schennach von Ehrwald, gegossen Johann Grassmayr 1874“

 

PESTKAPELLE

im Gaistal  

Die Pestkapelle liegt eine halbe Gehstunde ostwärts der Ehrwalder Alm im Gaistal. Als im Jahre 1634 die Pest in Ehrwald viele Todesopfer forderte, wollten die Bewohner nach Seefeld zum Hl. Blut wallfahren. Dabei wurden sie aber an der Gemeindegrenze gegen Leutasch von aufgebrachten und bewaffneten Leutaschern zur Umkehr gezwungen, damit nicht auch bei ihnen die Pest eingeschleppt würde. Darauf hielten die Ehrwalder an Ort und Stelle Andacht und gelobten, dort eine Kapelle zu errichten. Davon zeugt das Altarblatt der Kapelle. Die Pest hörte tatsächlich auf und 1639 wurde die Pestkapelle errichtet. Erwähnung findet die kleine Gebetsstätte im Roman des in Ehrwald wirkenden Kuraten Josef Praxmarer „Die Pestkapelle im Gaistal“.

 

EHRWALDER ALM-KAPELLE «MARIA SCHNEE»

auf der Ehrwalder Alm  

Dieses (der Pestkapelle ähnliche) Kleinod steht auf der Ehrwalder Alm unterhalb der Bergstation der Ehrwalder Almbahn beziehungsweise am Weg zur Ehrwalder Alm. Das Patrozinium ist der Gedenktag der Weihe der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom (5. August), im Volksmund «Maria Schnee» genannt, denn die Legende über den Kirchenbau in Rom erzählt: Der Sage nach sei die Madonna in der Nacht auf den 5. August dem römischen Kaufmann Johannes und seiner Frau erschienen und habe versprochen, dass ihr Wunsch nach einem Sohn in Erfüllung ginge, wenn ihr zu Ehren eine Kirche an der Stelle errichtet würde, wo am nächsten Morgen Schnee läge. Das Ehepaar begab sich darauf hin zu Liberius, welcher denselben Traum hatte. Am Morgen des 5. August sei die höchste Erhebung des Esquilinhügels weiß gefärbt von Schnee gewesen. Deshalb trägt diese Kirche bis heute auch das Patrozinium Santa Maria ad Nives (deutsch: Maria Schnee). Die Basilika ist die größte der über 40 Marienkirchen Roms, sie wird deshalb Maria Maggiore genannt. (Quelle: wikipedia)

Auf der Ehrwalder Alm steht die Kapelle im Winter tatsächlich inmitten des tief verschneiten Almbodens und des Skigebietes der Ehrwalder Alm, das von den zahlreichen Skiläufern gerne befahren wird. In der Kapelle sind Sterbebildchen von Verstorbenen aufgestellt, die in besonderem Bezug zur Ehrwalder Alm oder zur Ehrwalder Almbahn gestanden sind.

 

BILDSTOCK AM ORT DER BEGEGNUNG

in den Thörlen  

Dieses Kleinod wurde im Heiligen Jahr 2000 von der Schützenkompanie Ehrwald als sichtbares Glaubenszeugnis an der Kreuzung  Boarsteig - Steig zur Wiener Neustädter Hütte - Schützensteig  errichtet. Hier kreuzen sich die verschiedenen Wege der Wanderer, hier findet Begegnung statt. Hier führt auch der Weg hinunter zum Eibsee und in die bayrische Nachbargemeinde Grainau (D). In früheren Zeiten der Grenzkontrollen waren öfters auch Schmuggler unterwegs. Der Bildstock zeigt vier Tafeln mit den Wappen von Ehrwald und Grainau, das Ehrwalder Pfarrpatrozinium «Maria Heimsuchung» als Sinnbild für Begegnung, den Patron der Schützen, den heiligen Sebastian, und einen deutenden Text über die Beweggründe der Errichtung.

 

BILDSTOCK ST. GEORG

in den Puenöfen  

Diese kleine Gebetsstätte wurde von der Familie Ritter von Srbik in Erinnerung an den 1976 verstorbenen Hans Georg von Srbik errichtet. Der hl. Georg ist unter anderem der Schutzpatron der Bauern.

 

WEGKREUZE, MARTERLN, SPRUCHTAFELN 

Die Wegkreuze, die überall zu finden sind, zeugen vom Glauben und Gottvertrauen der Vorfahren als auch der lebenden Bevölkerung, denn die Wegkreuze werden teils sehr liebevoll gepflegt, geschmückt und auch restauriert, wenn es notwendig ist. Sie laden zum kurzen Verweilen ein, für eine Nachdenkpause, zum Gebet, zum Innehalten. Denselben Zweck sollen die Spruchtafeln im Wandergebiet erfüllen, die auf die Größe des Schöpfers und die Wunder der Natur hinweisen: „Herr, wie zahlreich sind deine Werke, mit Weisheit hast du sie alle gemacht ...“ (Psalm 104). Marterln erinnern an in den Bergen oder im Verkehr verunglückte Menschen, um ihrer eingedenk und im Gebet verbunden zu sein.

Schlummerkreuz 

Ein Wegkreuz verdient besondere Aufmerksamkeit: Es ist das Schlummerkreuz, welches sich auf dem Weg von der Ehwalder Alm zur Pestkapelle am linken Wegrand befindet. Dieses Kreuz wurde im Zweiten Weltkrieg von einem deutschen Wehrmachtssoldaten mit Pistolenschüssen durchlöchert - die Einschussstellen sind noch heute zu sehen. Tage später ertrank derselbe im Achensee. Eine Tafel am Kreuz erinnert an dieses Ereignis und bittet um das Gebet für die arme Seele. Früher stand es auf der anderen Seite des Weges. Beim großen Murenabgang in den 1980er-Jahren verlief die Abbruchkante der Mure genau beim Kreuz - dieses blieb vor dem Abgrund gerade noch stehen. Daraufhin wurde das ehrwürdige Kreuz an den heutigen Platz versetzt.