Auftakt großer Neuerungen

Vor 60 Jahren begann das Zweite Vatikanische Konzil, der Start für weitreichende Reformen in der Katholischen Kirche

Es war die bislang letzte beschlussfassende Versammlung aller Bischöfe der katholischen Weltkirche: das Zweite Vatikanische Konzil. Am 11. Oktober 1962 – vor genau 60 Jahren – wurde es eröffnet. Weltweit wurden die Prozession der Konzilsväter und die Eröffnungssitzung übertragen. Millionen Menschen verfolgten diesen Auftakt.  

„Was an diesem Tag begann, ist zu der größten und beispiellosen Reform einer weltweiten Institution geworden", schreibt der Theologe Jozef Niewiadomski. Das Konzik wurde Konzil zu einem "Auftakt großer Neuerungen" und zu dem von Papst Johannes XXIII. gewünschten "Sprung nach vorne" wurde. 

 

Vielfältige Reformen  

Rund 2.800 Konzilsväter berieten im Petersdom darüber, wie die Kirche ihre Botschaft unter den Bedingungen der modernen Welt und von weltanschaulichem Pluralismus verkünden kann. Weitere Themen waren eine Reform von Liturgie und Priesterausbildung, die Einheit der Christen und die Aussöhnung von Kirche und Judentum. Im Laufe von drei Jahren sollte Kathpress - wie alle anderen Medien auch - hunderte Berichte, Zusammenfassungen, Dokumentationen und Meldungen aus dem Vatikan rund um die Beratungen und Beschlüsse der Konzilsväter veröffentlichen. 

 

„Vielleicht ist es 60 Jahre nach der Konzilseröffnung Zeit, mit einer verbindlichen Lektüre der geistvollen Texte neu zu beginnen“, so Bischof Hermann Glettler. Er setzt fort: „In jedem Fall täte uns eine echte ,Begeisterung‘ in Zeiten der Verzagtheit und krampfhaften Fixierung auf Defizite und Ressourcenmängel außerordentlich gut. Und auch ein ;Geist der Unterscheidung‘ in den vielen offenen Fragen, die heute anstehen.“  

 

Aufbruchstimmung  

Für Niewiadomski ist der Erfolg des Konzils nicht nur in der Person der Konzilspäpste Johannes XXIII. (1881-1963) und Paul VI. (1897-1978) begründet, sondern darin, dass sie kluge Personalentscheidungen getroffen haben, dass die Konzilsväter den Mut zum Aufstand gegen kurial-konservative Pläne zeigten und dass den Konzilstheologen eine besondere Rolle beim Konzil zukam. Seien die vorbereiteten Dokumente und Vorarbeiten zum Konzil noch einer "Mentalität des Stillstands verpflichtet" gewesen, so hätten die Kardinalserhebungen von Erzbischof Giovanni Battista Montini (dem späteren Papst Paul VI.), von Erzbischof Franz König (Wien) und Erzbischof Julius Döpfner (Berlin) wichtige Weichenstellungen in Richtung eines Aufbruchs dargestellt. 

 

Ein Aufbruchgefühl, das für Bischof Hermann Glettler auch heute gebraucht wird: „Die Beteiligung von Laien, Frauen und Männern, an allen kirchlichen Beratungen, wäre vermutlich so ein Anstoß vom ,Geist des Konzils‘. Wir können es uns nicht leisten, eine Laien- und Klerikerkirche gegeneinander auszuspielen.“  

 

Messe zum Jahrestag  

Der Vatikan verlautbarte, dass Papst Franziskus der Messe anlässlich des 60. Jahrestages des Beginns des Zweiten Vatikanischen Konzils Im Petersdom selbst vorsteht. Der 11. Oktober ist zugleich der Gedenktag von Papst Johannes XXIII. (1958-1963), der das Konzil einberufen hatte. 

 

Zum Jubiläum hat der Innsbrucker Bischof noch einen Wunsch an alle Gläubigen: „Trauen wir diesem Heiligen Geist zum 60. Geburtstag des Konzils doch wieder Neues zu!“ 

Eine öffentliche Sitzung während des Zweiten Vatikanischen Konzils - Fotohinweis: Catholic Press Photo

Über das Konzil