Sternenkinder - Pastoral

 

Jährlich werden allein in Tirol zwischen 30 und 40 Totgeburten und ca. 250 bis 300 Fehlgeburten registriert (siehe Geburtenregister Tirol). Die tatsächlichen Zahlen der Fehlgeburten sind viel höher und werden kaum erfasst. Im Jahr 2004 waren es über 30 seelsorgliche Einsätze in der Universitätsklinik Innsbruck, in denen es darum ging, von Säuglingen Abschied zu nehmen. Das heißt, es gibt Hunderte von Frauen und Männern in Tirol, die sich Jahr für Jahr mit dem Tod ihres Kindes durch Fehl-, Früh- oder Totgeburt auseinandersetzen müssen.

In der Öffentlichkeit wird fast nicht darüber gesprochen. Auch in den Pfarrgemeinden ist es noch kaum ein Thema. Angehörige und Eltern, die um ein solches Kind trauern, dürfen in ihrem Schmerz von der Kirche nicht allein gelassen werden. Es ist höchste Zeit, den Kindern, die durch Fehl-, Früh- oder Totgeburt aus dieser Welt scheiden, kirchlicherseits Ansehen und Würde zu verleihen.

Das Bewusstsein schwanger zu sein, ist heute im Allgemeinen etwas stärker ausgeprägt als vor 50 Jahren. Während sich damals eine Schwangerschaft meistens ohne großes Aufsehen und eher geheimnisvoll entwickelte, weil eine Vielzahl von Informationen und Untersuchungsmöglichkeiten fehlten, können die Eltern heute ihr Kind im Mutterleib sehen, die Herztöne zunächst visuell und später akustisch wahrnehmen und sich mit einem reichen Angebot an Literatur, Kursen und Information intensiv auf die Schwangerschaft und Geburt einstellen und vorbereiten. Sie nehmen das Kind dadurch viel intensiver wahr, wie es sich bewegt und wie es lebt. Es wird zum Teil namentlich vorgestellt. So haben sie eine kleine gemeinsame Geschichte.

Der Tod eines Kindes trifft die Eltern bzw. die Mutter umso stärker, je mehr es mit Hoffnung und Freude in den Lebensalltag einbezogen wurde. Während beim Tod eines älteren Menschen sich die Angehörigen von der gemeinsamen Lebenszeit mit ihm verabschieden, stirbt beim Tod eines noch nicht oder gerade geborenen Kindes ein Stück Zukunft. Der plötzliche Abbruch einer solchen positiven Lebenserwartung bedeutet für Eltern einen dramatischen Einbruch in einen hoffnungsvollen Lebensplan.

Die Erfahrungen, die die Klinikseelsorge Innsbruck gemacht hat, hat sie bewogen, im Jahr 2004 ein Symposium zum Thema "Wenn Lebensanfang und Lebensende zusammenfallen" in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Innsbruck zu organisieren. Anliegen war es, unmittelbar Betroffene, aber auch Berufsgruppen, die mit Betroffenen zusammenarbeiten, zu Wort kommen zu lassen und die aus dem Symposium gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen. Seitdem wird in den Krankenhausseelsorgestellen der Diözese bewusster versucht, in klinischen und außerklinischen Wirkungsbereichen eine gute Infrastruktur zu schaffen, die Raum für Trauer, Annahme und Abschied bietet, wenn Lebensanfang und Lebensende zusammenfallen.