Krankheit und Sterben

Im Leben eines jeden Menschen finden sich Krankheit und Leid. Unter Schmerzen kommen wir zur Welt und mit Schmerz ist das Abschiednehmen vom irdischen Leben verbunden. Dazwischen begegnen uns ebenfalls mehr oder weniger viele Notsituationen.

Ist unser Leben also dazu bestimmt, zu scheitern und ist die Erfahrung von Glück nur eine Vertröstung?

Die christliche Botschaft geht über dieses Denken hinaus. Zum einen wird der Mensch nicht als letztendlich scheiterndes, vergängliches Wesen gesehen, sondern als Subjekt der Liebe Gottes. Jede und jeder ist zuerst von Gott geliebt, ja ist sogar ein Abbild Gottes (Gen 1,27) und erhält so eine besondere Würde. Auch ein kranker oder leidender Mensch behält diese Würde und verdient in seiner Situation besonders die Zuneigung der Mitmenschen.

Zum anderen begegnet uns in jeder Person die leidet, Jesus selbst (Mt 25,40) und will, dass wir ihr unser Herz zuwenden. Indem wir Barmherzigkeit zeigen und Kranke besuchen, Hungrigen zu essen geben, Flüchtlinge aufnehmen etc. erfüllen wir das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe.

Unser christlicher Auftrag ist es also, Kranke und Leidende absichtslos zu begleiten, Menschen in Notsituationen in die Mitte unserer Gemeinschaft zu holen und für sie Bruder und Schwester zu sein. So kann der leidende Mensch die Güte Gottes spürbar erleben, ja vielleicht führt die schwierige Situation sogar zu einer positiven Korrektur des bisherigen Lebens und zu einem Mehr an Lebensqualität und -fülle.

Kranken und Sterbenden begegnen

Wie kann es uns als Christinnen und Christen nun gelingen, notleidende Menschen gut zu begleiten? Hier drei konkrete Vorschläge:

„Freund sein“: Ehrliche Freundschaft bedeutet, dass wir jemanden mit all seinen guten aber auch schlechten Seiten annehmen. Wir entwickeln Einfühlungsvermögen (Empathie) und interessieren uns ohne Hintergedanken für das Leben des anderen. Es wäre falsch, jemanden nur zu begleiten, um das eigene schlechte Gewissen ruhig zu stellen, einen Missionierungsauftrag zu erfüllen oder Gegenleistungen zu erwarten. Absichtsloses Annehmen gehört essentiell zum „Freund sein“.

 „Fromm sein“: Wer aus dem Glauben heraus verschiedene Situationen des Lebens, vor allem die schweren, deuten kann und in der Deutung Trost findet, kann als „fromm“ bezeichnet werden. Diese Deutungsfähigkeit hilft uns, das eigene Leid, aber auch das Leid anderer tragen zu können. Für Kranke und Leidende ist es hilfreich, wenn jemand bei der Deutung der eigenen Not unterstützt. Zu vermeiden ist jedoch das Aufzwingen der eigenen Meinung. Auch ist es nicht gut, Leid als eine Strafe Gottes zu vermitteln oder gar als Möglichkeit, für eigene Fehler und die Fehler anderer zu büßen.

„Treu sein“: Bei jeder Begleitung wird es leichtere aber auch schwere Momente geben. Es ist schon eine Herausforderung, jemandem treu zu bleiben, wenn die Lage aussichtslos erscheint. „Treu sein“ kann aber auch bedeuten, dass man sich selbst niemandem aufzwingt und eine Begleitung beendet, wenn der oder die Leidende keine oder eine andere Form der Unterstützung wünscht.

Neben diesen Vorschlägen, können auch Rituale eine Stütze bieten, denn durch sie soll eine Situation klarer gesehen werden und bei der Neuordnung des Lebens behilflich sein.

Grundsätzlich ist es wichtig, wie ein Haltegriff für Menschen in Not da zu sein: Auf die Person einfühlsam  und absichtslos einzugehen, ihr bei der Deutung der Misere hilfreich beizustehen und sie nicht im Stich zu lassen, auch wenn die Begleitung nicht einfach sein sollte.