Wie Papst Franziskus den heiligen Josef propagiert

150 Jahre nach der Kür Josefs zum kirchlichen Universalpatron hat der Papst ein Josefsjahr für die Kirche ausgerufen

Papst Franziskus ist Marienverehrer - und gleichzeitig so etwas wie der Gleichstellungsbeauftragte für die Heilige Familie. Jorge Mario Bergoglio hat etwas übrig für Josef, den Mann im Schatten der Gottesmutter. Gut drei Monate nach seiner Wahl entschied der Vatikan, dass der Name des Ziehvaters Jesu in allen vier Kanon-Gebeten des Eucharistischen Hochgebets genannt werden soll. Damit wurde die Formulierung von der "seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria" ergänzt um den Einschub "mit dem seligen Josef, ihrem Bräutigam".

Fairerweise ist zu sagen: Die Anregung stammte von Benedikt XVI. - aber nicht, weil der bürgerlich Joseph heißt. Franziskus gefiel der Vorschlag, er setzte ihn um. Der Argentinier ist also nicht der erste Papst, der Josef aufwertet. Pius IX. ernannte ihn 1870 zum "Universalpatron der Kirche"; Sozial-Papst Leo XIII. (1878-1903) betonte die Beziehung des Zimmermanns zur Welt der Arbeit, sodass Pius XII. ihn 1955 zum "Patron der Arbeiter" erkor. Johannes Paul II. nannte Josef den "Beschützer des Erlösers".

150 Jahre nach der Kür Josefs zum kirchlichen Universalpatron hat Franziskus nun mit dem Apostolischen Schreiben "Patris corde" ein Josefsjahr für die Kirche ausgerufen, auch als eine Frucht des Pandemie-Jahres 2020. Der Papst sieht den Mann an der Krippe in einer Reihe mit jenen, die "heute zweifellos Geschichte schreiben: Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger, Supermarktangestellte, Reinigungspersonal, Betreuungskräfte, Transporteure, Ordnungskräfte, ehrenamtliche Helfer, Priester, Ordensleute und viele andere"; Menschen, die wie Josef "scheinbar im Verborgenen oder in der 'zweiten Reihe' stehen", spielen laut Franziskus "in der Heilsgeschichte eine unvergleichliche Hauptrolle".

Bibel kennt drei wichtige Josefs
Die Bibel kennt drei wichtige Josefs: den Mann Marias und Ziehvater Jesu, den zweiten Sohn des biblischen Stammvaters Jakob sowie jenen von Arimathäa, hochrangiger Anhänger und Freund von Jesus. Die Story, wie Jakobs Sohn Josef von seinen Brüdern an Sklavenhändler verschachert nach Ägypten kam, dort am Hof des Pharao Karriere machte und seine als Wirtschaftsflüchtlinge am Nil gelandete Sippe aus Israel vor dem Hunger bewahrte, ist Stoff der Weltliteratur. Für Thomas Mann war sie Vorlage seines vierbändigen Romans "Josef und seine Brüder". 

Marias Josef, der Zimmermann - das Matthäus-Evangelium gibt seinen Beruf als griechisch "tekton" an -, war weniger Tischler als Bauhandwerker, mithin weniger philosophisch denn technisch-praktisch geschult und erfahren. Anders als die akademisch-spirituellen Elite-Heiligen Dominikus, Benedikt, Franziskus, Ignatius oder Antonius kommt Josef volkstümlicher daher. Nicht umsonst wurde dies einer der häufigsten Vornamen, weltweit verbreitet und mit allerlei liebevollen Kurzformen von Pepe bis Sepp belegt.

Seelsorger auf dem Stuhl Petri
Das vom Papst angeregte Josefs-Jahr dauert von einem Marienfest zum nächsten - dem der Unbefleckten Empfängnis am 8. Dezember. Dafür liefert der Seelsorger auf dem Stuhl Petri eine Reihe von Anregungen, wie Gläubige sich dem Ziehvater Jesu widmen können. Passende Termine, sich in Gebeten, Einkehrtagen und Meditationen eingehender mit Josef zu befassen, sind etwa das Fest der Heiligen Familie am 27. Dezember, der Josefstag am 19. März oder der 1. Mai als Tag Josefs des Arbeiters. 

Franziskus selber betet "seit mehr als vierzig Jahren", wie er schreibt, jeden Tag ein Gebet, das den Heiligen "auch ein wenig herausfordert: 'Heiliger Josef, glorreicher Patriarch, der du das Unmögliche möglich machen kannst, komm mir in meiner Not und Bedrängnis zu Hilfe ...'" Unmögliches möglich zu machen, ist in der Tat Aufgabe von Vätern - zumindest in der Fantasie ihrer Kinder.

Darüber hinaus schreibt der Papst dem Ziehvater Jesu Attribute zu, die auch heutigen Vätern nahegelegt werden: geliebt von Frau und Kindern, erbarmungsvoll, gehorsam gegenüber Gott, mutig und kreativ, arbeitsam und zupackend, achtsam im Hintergrund. "Als Vater wird man nicht geboren, Vater wird man", mahnt der Papst. Und dies "nicht einfach dadurch, dass man ein Kind in die Welt setzt, sondern dadurch, dass man sich verantwortungsvoll um es kümmert".

Einen Makel aber wird der Zimmermann aus Nazareth wohl nicht los: dass er im Gegensatz zu seiner jungen bildhübschen Verlobten ein alter Mann gewesen sei. Selbst die (50 Jahre alte) hypermoderne Krippe auf dem Petersplatz in diesem Jahr, über die viele Kommentatoren lästern, präsentiert ihn alt und grauhaarig.

Weil Maria nach katholischer Auffassung zeitlebens Jungfrau blieb, sollte diese Vorstellung nicht durch einen allzu vital-virilen Mann neben ihr gestört werden. Aber vielleicht lässt sich im Josefsjahr auch vermitteln, dass ein jüdischer Mann aus dem Galiläa der Zeitenwende, der im Begriff war zu heiraten, nicht unbedingt schon im Rentenalter war.

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

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