Wer war Petrus Canisius?

Vom Bürgermeistersohn aus Nimwegen zum „Zweiten Apostel Deutschlands“

Petrus Canisius (auch Kanisius, Kanijs oder Kanîs) wird als Peter de Hondt („Hondt“ = Hund, lateinisch „canis“) am 8. Mai 1521 in Nimwegen, Herzogtum Geldern geboren, das damals zum Erzbistum Köln gehört. Er ist der Sohn des Bürgermeisters, seine Mutter verstarb früh. Ab 1536 studiert er in Köln. In Mainz nimmt er an Exerzitien von Petrus Faber teil und tritt als erster Deutscher an seinem 22. Geburtstag in den Jesuitenorden ein. 

 

In der Folge baut er noch als Novize mit Faber die erste deutsche Jesuitenniederlassung in Köln auf. 1546 wird er zum Priester geweiht. Er gründet an vielen Orten im deutschsprachigen Raum Zentren der Jesuiten. Gleichzeitig lehrt er ab Universitäten, ab 1544 in Köln, später auch in Wien. 1547 begleitet er den Augsburger Bischof zum Konzil von Trient, von dort berief ihn der Ordensgründer Ignatius als Erzieher nach Messina. 1549 legt Petrus Canisius als achter Jesuit die ersten feierlichen Gelübde ab. 

 

Lehnt Bischofsamt ab 

Noch im selben Jahr geht er auf Anweisung von Ignatius wieder nach Deutschland, um die Gegenreformation voranzutreiben. Er wirkt als Prediger in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Böhmen. Ab 1554 ist er ein Jahr Administrator des Bistums Wien, das Bischofsamt lehnt er ab, um weiter in ganz Europa wirken zu können. 1555 veröffentliche er seine „Summa doctrinae christianae“ („Zusammenfassung der christlichen Lehre“), die später als „Großer Katechismus“ überarbeitet wird. Auch ein mittlerer und kleiner Katechismus werden von ihm verfasst. 1556 wird Petrus Canisius zum ersten Provinzial der Jesuiten für Süddeutschland ernannt. 

 

Wirken in Tirol 

Als solcher ist er wesentlich an der Gründung des Innsbrucker Jesuitenkollegs und eines Jesuitengymnasiums in Hall beteiligt. Als Ratgeber des Kaisers und der katholischen Fürsten und als Vertrauensmann der päpstlichen Gesandten in Deutschland wird Petrus Canisius zum geistlichen und politischen Führer der katholischen Reform (auch bekannt als „Gegenreformation“). Dabei bleibt er den „neuen Lehrern“ gegenüber immer wertschätzend und verzichtet auf gehässige Polemik. Seiner Ansicht nach müsse sich die Kirche durch Katechese, Predigt und Erziehung reformieren und so die Glaubensspaltung überwinden.

 

In den 1570er-Jahren wirkt Petrus Canisius wiederholt in Innsbruck und Hall, teilweise als Hofprediger. „Das Tirolerland verdient unsere besondere Aufmerksamkeit, denn es ist besser katholisch als irgendein anderes Gebiet Deutschlands“, schrieb er in dieser Zeit an den Ordensgeneral und setzte fort: „Innsbruck ist, wie Euer Hochwürden wissen, das Herz und das Leben des ganzen Landes und wird vom guten Kaiser sehr geschätzt und geliebt.“ Er wird 1580 nach Auseinandersetzungen mit seinem Nachfolger als Ordensprovinzial – Petrus Canisius war der Überzeugung, Zinsen für Darlehen zu verlangen sei Wucher und deshalb nicht zu erlauben – nach Fribourg versetzt, wo er 1597 stirbt.

 

Heiliger Petrus Canisius 

Petrus Canisius wird 1864 von Papst Pius IX. selig gesprochen. 1897 bezeichnet ihn Papst Leo XIII. mit „Zweiter Apostel Deutschlands“ (nach Bonifatius) Am 21. Mai 1925 wird er von Papst Pius XI. heiliggesprochen und zum Kirchenlehrer ernannt. Bei der Gründung der Diözese Innsbruck 1964 wurde er zum Diözesanpatron erwählt. Sein Fest wird am 27. April gefeiert.

 

Wir danken Emmerich Beneder für die Unterstützung bei der Erstellung dieser Übersicht.

Foto: Marianne Rosner-Schlenck