Von Tirol aus den Glauben in die Welt getragen

Buch von Josef Nussbaumer gibt Einblick in die bewegten Leben von 320 Tiroler MissionarInnen seit 1945.

Viele TirolerInnen sind als MissionarInnen in die Ferne gegangen. Alleine seit 1945 waren es 320, wie im neuen Buch von Josef Nussbaumer, "Aufbruch in andere Welten – Ein Tiroler Missions-Büchlein (1945-2021)“, zu lesen ist. Viele dieser TirolerInnen leisteten Herausragendes und wurden und werden über ihre Tätigkeitsgebiete hinaus bekannt und geschätzt. Knapp 40 Orden und andere Gemeinschaften waren in dieser Zeit missionarisch tätig, TirolerInnen fanden so ihren Weg in 60 verschiedene Länder. „Diese Menschen haben einen wertvollen Beitrag für das soziale Leben geleistet und nicht nur den Glauben verkündigt“, betont Nussbaumer.

 

Koreanische Nationalheldinnen 

Das gilt beispielsweise für die zwei Schwestern der Gemeinschaft Ancillae Christi Regis (ACR), Marianne Stöger und Margit Pissarek. Über 40 Jahre lang setzten sie sich in Südkorea gegen die Lepra und für eine bessere medizinische Versorgung Erkrankter ein. Ihrer Arbeit auf der „Lepra-Insel“ und der Unterstützung durch die Katholische Frauenbewegung wird es zugeschrieben, dass diese Krankheit in Südkorea mittlerweile als nahezu ausgerottet gilt. Sie erhielten als zweite und dritte Person die Ehrenstaatsbürgerschaft des asiatischen Staates, nur eine von vielen Auszeichnungen. Auch für den Friedensnobelpreis wurden sie bereits vorgeschlagen. Die beiden, die Beinamen wie „Mütter der Aussätzigen“ oder „blauäugige Engel“ erhalten haben, kehrten 2005 nach Tirol zurück. Marianne Stöger lebt heute bei Verwandten in Matrei am Brenner, Margit Pissarek in einem Innsbrucker Altersheim. 

 

Das eigene Leben in Gefahr 

Unter prekären und gefährlichen Bedingungen die Lebensumstände der Menschen zu verbessern, das war und ist für viele der TirolerInnen im Missionsdienst ein Ansporn. Der Herz-Jesu-Missionar Hans Schmid aus See (Bezirk Landeck) ging 1969 im Alter von 30 erstmals in die Mission nach Afrika. 1979 führte ihn der Weg dann nach Brasilien. Im Norden des Landes hat er bereits über 100 Brunnen gebaut – für ihn gilt das Motto der Hl. Theresa von Kalkutta: „Helfende Hände sind heiliger als betende Lippen.“ Gleichzeitig kämpfte er für Gerechtigkeit. Das brachte ihn für etwa zehn Jahre auf die Liste der 94 bedrohtesten Menschen in Brasilien. Nachts wechselte er häufig sogar das Bett, damit niemand genau wissen konnte, wo er gerade schläft. Der sich selbst als „Fanatiker der Nächstenliebe“ bezeichnende Missionar ist mit über 80 Jahren Ehrenbürger seiner Tiroler Heimatgemeinde.

 

Laie und Gymnasiumslehrer 

Bis zu seiner Pensionierung war Leonhard Ferner Professor am Paulinum in Schwaz. In seiner Pension brach der gebürtige Salzburger (aus Lasaberg/Tramsweg) nach Bolivien auf. Rund 20 Jahre unterstützte er dort die Franziskanermissionare – trotz seiner schweren Kriegsverletzung im zweiten Weltkrieg, die ihn ein Bein gekostet hatte. Bis zu seinem Tod 1997 war er „ein stiller Held der Nächstenliebe“, wie ihn Nussbaumer bezeichnet.

Diese Beispiele sind nur ein kleiner Auszug aus den vielen Tiroler Persönlichkeiten, die zur Mission in die Fremde gegangen sind. „Diese Menschen haben einen wertvollen Beitrag für das soziale Leben geleistet und nicht nur den Glauben verkündigt“, betont der Autor. Mehr als zehn dieser Missionare wurden bei ihrer Tätigkeit ermordet. Darunter waren neun von den Millhill-Missionaren (Absam) und mindestens zwei Missionare der Tiroler Kapuzinerprovinz.

Marianne Stöger und Margit Pissarek sind in Korea Nationalheldinnen und wurden bereits mehrfach ausgezeichnet. Foto: Cincelli/dibk.at