Tiroler Ehrenzeichen für Persönlichkeiten aus der Diözese Innsbruck

Innsbrucker Bischof, früherer Caritas-Direktor, ehemalige Ärztliche Direktorin der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft und Pionierin der Sozialsprengel erhielten Ehrung.

Unter den zwölf TirolerInnen, die am Sonntag, 20. Februar 2022, mit dem Tiroler Ehrenzeichen ausgezeichnet wurden, waren Persönlichkeiten aus dem Umfeld der Diözese Innsbruck stark vertreten. Neben Bischof Hermann Glettler und dem früheren Tiroler Caritasdirektor Georg Schärmer erhielten die frühere Ärztliche Direktorin der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft, Elisabeth Medicus, sowie „die Pionierin der Sozial- und Gesundheitssprengel in Tirol“ Paula Kofler die hohe Auszeichnung. 

Georg Schärmer, Elisabeth Medicus, Bischof Hermann Glettler und Paula Kofler (v. l. n. r.) - Fotos: Cincelli/dibk.at
Festakt in der Hofburg

Verliehen wurden die Ehrenzeichen im Rahmen einer Feierstunde in der Innsbrucker Hofburg. Anlass der Verleihung war der 212. Todestag des Tiroler Freiheitskämpfers Andreas Hofer am 20. Februar. Vor dem Festakt fanden eine Kranzniederlegung am Andreas-Hofer-Denkmal am Bergisel und ein Gedenkgottesdienst in der Hofkirche statt, bei dem Bischof Hermann in seiner Predigt auf die „Realpolitik“ Jesu einging. eine Predigt, die Landeshauptmann Günther Platter „sehr beeindruckt hat“, wie er im Rahmen der Feierstunde betonte. Für ihn seien Menschen wie die neuen Träger des Ehrenzeichens ein Zeichen für „himmlischen Beistand“.

 

Gemeinsam mit der Südtiroler Landesrätin Waltraud Deeg überreichte Platter die Ehrenzeichen, LH Arno Kompatscher war aufgrund einer Corona-Infektion nur per Live-Video zugeschaltet. Nach der Verleihung des Ehrenzeichens an Bischof Hermann verkündete Landes-Protokollchef Thomas Saurer gut gelaunt auch in Richtung der Eltern des Kirchenmanns: „Spätestens jetzt ist der Bischof Tiroler!“

Dankesworte des Bischofs

Im Namen aller Geehrten sprach der Innsbrucker Bischof die Dankesworte. Dabei merkte er an, der einzige von ihnen zu sein, der die Ehrung nicht persönlich verdient hätte, sondern dass sie bei Ihm ja an sein Amt ergangen sei. In einer Anekdote strich er hervor, dass es weniger wichtig sei, ob man an Gott glaube, sondern vielmehr, dass Gott an die Menschen glaubt. „Diesen Glauben können wir verstärken, indem wir Menschen für ihre Taten ehren!“, so Bischof Hermann und weiter: „Wir sind keine Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Wir haben Verantwortung!“ Die Ehrungen seien auch an all jene gerichtet, die die Ausgezeichneten in ihrem Tun unterstützt haben.

Laudationes

für die Geehrten aus dem Umfeld der Diözese Innsbruck

Bischof Hermann Glettler

Bischof der Diözese Innsbruck 

Die Tiroler Landesregierung hat Seiner Exzellenz Bischof MMag. Hermann Glettler das Ehrenzeichen des Landes Tirol verliehen. Hermann Glettler ist der fünfte Bischof der 1964 errichteten Diözese Innsbruck. Mit der Bischofsweihe im Dezember 2017 in der Innsbrucker Olympiahalle war es 7.000 Gläubigen möglich, gemeinsam mit dem neuen Bischof das Ende einer fast zweijährigen Sedisvakanz zu feiern. Sein Bischofsstab und Brustkreuz weisen starke Symbolkraft auf. Die Löcher im aufgebohrten Kreuz sind eine Anspielung auf das durchbohrte Herz Jesu. Die Bohrungen im Hirtenstab sollen Durchlässigkeit, Transparenz, aber auch Verwundbarkeit ausdrücken. Hermann Glettler studierte Theologie und Kunstgeschichte in Graz, Tübingen und München. Der gebürtige Steirer ist selbst als begeisterter Künstler tätig. Im päpstlichen Ernennungsdekret schreibt Papst Franziskus an Hermann Glettler: „Ich weiß um deinen Einsatz für die Armen und Notleidenden, für die Seelsorge sowie für die Neuevangelisierung. Ich weiß um deine geistliche Lebensführung wie auch um deine umfassende theologische wie auch allgemein menschliche Bildung. Dich erachte ich als den Geeigneten für das Amt des Vorstehers dieser Diözese.“ Bischof Hermann kann Brücken bauen über Abgründe hinweg. Er widmet sich verstärkt jenen, die kein Nahverhältnis zur Kirche haben. Eindrucksvolle Herzfeuer des Glaubens und der Nächstenliebe wurden im vergangenen Jahr in Tirol zum 500. Geburtstag des Patrons der Diözese Innsbruck, des Heiligen Petrus Canisius, entzündet, die weiterhin brennen – ganz im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung, die den Blick in die Zukunft richtet. Bischof Glettlers Verdienste um die Diözese Innsbruck werden mit dem Ehrenzeichen des Landes gewürdigt.

 

Paula Kofler

Mitinitiatorin des Sozialsprengels Oberes Gericht 

Die Tiroler Landesregierung hat Frau Paula Kofler, Initiatorin und frühere Geschäftsführerin des Sozialund Gesundheitssprengels Oberes Gericht, das Ehrenzeichen des Landes Tirol verliehen. Paula Kofler hat als Bezirksbäuerin gemeinsam mit Bezirksbauernobmann Franz Greiter und Beraterin Nessi Seiringer im Jahr 1982 die Arbeitsgemeinschaft Familienhilfe im Oberen Gericht und am Sonnenplateau ins Leben gerufen. Somit war sie maßgeblich an der Entstehung der heutigen Sozial- und Gesundheitssprengel in Tirol beteiligt. Auf Initiative von Landeshauptmann Wallnöfer wurde diese Arbeitsgemeinschaft im Jahr 1985 in das sich langsam etablierende neue Sprengelsystem eingegliedert. Eduard Wallnöfer meinte damals in seiner unverkennbaren Art: „Koflerin, das gefällt mir. Das brauchen wir für das ganze Land.“ Mit insgesamt sechs Sozial- und Gesundheitssprengeln war der Bezirk Landeck im Jahr 1987 der erste Bezirk Tirols mit einem flächendeckenden Angebot. Paula Kofler, die Forum LandPreisträgerin des Jahres 2012 und Ehrenringträgerin der Gemeinde Prutz, führte bis 2001 die Geschäfte des Sprengels Oberes Gericht. In ihrer Funktion als stellvertretende Landesbäuerin gelang es ihr auch, die Bäuerinnenorganisation in den Dienst dieser Sache zu stellen, die mit ihrer tatkräftigen Unterstützung einen ganz wesentlichen Beitrag zum Erfolg des Modells leistete. Paula Kofler feierte mit ihrem Mann Walter bereits das diamantene Hochzeitsjubiläum. Dieser Pionierin der Sozial- und Gesundheitssprengel in Tirol, die uns Vorbild für gemeinsinniges, gesellschaftliches Engagement ist, wird das Ehrenzeichen des Landes verliehen.

 

Elisabeth Medicus

frühere Ärztliche Direktorin der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft 

Die Tiroler Landesregierung hat Frau Medizinalrätin Dr.in Elisabeth Medicus, langjährige frühere Ärztliche Direktorin der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft, das Ehrenzeichen des Landes Tirol verliehen. Die Medizinerin Elisabeth Medicus war 20 Jahre lang für die Tiroler Hospiz-Gemeinschaft tätig. Sie prägte als Ärztliche Direktorin die Entwicklung dieser Bewegung maßgebend, die aus dem Bedürfnis nach einem Leben und Sterben in Würde, nach einer Kultur des Sterbens und Abschiednehmens heraus entstanden ist. Sterbende Menschen haben bis zum letzten Atemzug ein Recht darauf, in einer schwierigen und oft angstvollen Zeit nicht allein gelassen zu werden. Dr.in Medicus ist auch Mitglied der österreichischen Niederlassung des Internationalen Netzwerks von Institutionen für Medizinethik des UNESCO Lehrstuhls für Bioethik, einer an der Medizinischen Universität Innsbruck eingerichteten Plattform. Die sub auspiciis promovierte Medizinerin sah es als Privileg an, im Bereich von Palliative Care zu arbeiten: somit zu etwas wirklich Wichtigem beitragen zu können und gleichzeitig lernen zu dürfen, wie kostbar Lebenszeit ist. Mit Palliative Care verband Dr.in Medicus das Ziel, einen heilsamen Raum zu gestalten, in dem Menschen bis zuletzt wachsen können: einen Raum, in dem sie das Unausweichliche in die eigene Lebenseinstellung integrieren können. Hier fühlen sich Menschen wie daheim, auch dann, wenn es das eigene Zuhause nicht mehr sein kann. Diese Verdienste von Medizinalrätin Dr.in Elisabeth Medicus um die Weiterentwicklung der Palliative Care in Tirol im Dienste einer bestmöglichen Lebensqualität für diese Patientinnen und Patienten sowie ihre Familien werden mit dem Ehrenzeichen des Landes Tirol gewürdigt.

 

Georg Schärmer

früherer Direktor der Caritas Tirol 

Die Tiroler Landesregierung hat Herrn Georg Schärmer, langjähriger früherer Direktor der Caritas Tirol, das Ehrenzeichen des Landes Tirol verliehen. Aufgewachsen ist Georg Schärmer auf einem kleinen Nebenerwerbsbauernhof. Er ist dankbar für diese Erfahrung: „Ich habe gelernt, dass zwischen Säen und Ernten eine lange Zeit liegt und nicht alles, was wir ernten, ist unser Verdienst, ebenso ist nicht alles, was zu Grunde geht, unsere Schuld.“ Der frühere Deutsch-, Geschichte- und Religionslehrer stand bereits von 1981 bis 1983 als Leiter der Katholischen Jugend im Dienst der Diözese Innsbruck. Seinen ersten Tag als Caritasdirektor am 1. November 1998 verbrachte Georg Schärmer im Sahel: Beim Anblick sterbender Kinder gab er sich damals das Versprechen, niemals müde zu werden, den Hunger und Durst in der Welt zu stillen, gegen Unrecht und für Solidarität einzutreten. Nach 23-jährigem Engagement als Caritasdirektor ist Georg Schärmer vergangenes Jahr in den Ruhestand gegangen. Mit seinem leidenschaftlichen Einsatz für Solidarität, Hilfsbereitschaft und das Gute hat Georg Schärmer in den vergangenen Jahrzenten die Tiroler Soziallandschaft geprägt. Sein Name steht für Hingabe und Solidarität mit den Armen, Vergessenen, Ausgegrenzten und Perspektivlosen. Zahlreiche Menschen in unserem Land wurden gleichzeitig von ihm zu einem sozialen Engagement inspiriert und einem größeren Wir ermutigt. Dieses verdienstvolle Wirken Georg Schärmers ist mit dem Ehrenzeichen des Landes Tirol zu würdigen.

Alle neuen TrägerInnen des Ehrenzeichen des Landes Tirol

 

Josef ASCHBACHER, Generaldirektor der Europäischen Weltraumagentur
Hans BODNER, Geschäftsführer von Bodner Bau
Hermann GLETTLER, Bischof der Diözese Innsbruck
Lilli GRUBER, Journalistin, Autorin und Moderatorin
Franz HITZL, Sprecher des Traditionsforum Tirol
Paula KOFLER, Mitinitiatorin des Sozialsprengels Oberes Gericht
Evelyn MAGES, Geschäftsführerin der Servicestelle Basis Außerfern
Elisabeth MEDICUS, frühere Ärztliche Direktorin der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft
Reinhold MESSNER, Bergsteigerlegende sowie Museumsgründer und -betreiber
Georg SCHÄRMER, früherer Direktor der Caritas Tirol
Marta SCHREIECK, Architektin
Joseph ZODERER, Schriftsteller