Suizidprävention in Zeiten von Corona – wichtiger denn je

In der Pflege von Beziehungen sieht die Leiterin der Telefonseelsorge Innsbruck, Astrid Höpperger, einen wichtigen Beitrag zur Suizid-Prävention.

„Suizidprävention beginnt nicht erst da, wo jemand auf einer Brücke steht und zu springen droht, sondern bereits bei der Gestaltung eines lebenswerten Lebens, eines Lebens in guten Beziehungen." Darauf verweist die Leiterin der Telefonseelsorge Innsbruck, Astrid Höpperger, anlässlich des Weltsuizidpräventionstages am 10. September. 

Die Zeit des absoluten „lockdowns" ist vorüber, die Einschränkungen brachten viele alleinlebende Menschen in Isolation. Psychisch und physisch gesunde Menschen konnten sich meist gut mit Telefonaten, Onlinekommunikation usw. behelfen. Für die anderen wurde es noch schwieriger als sonst.

Höpperger berichtet von vielen Gesprächen in der Telefonseelsorge, die deutlich machen, dass die Corona-Einschränkungen für viele Menschen eine große Belastung waren und sind. Bei den Gesprächen in der Telefonseelsorge hieß es zum Beispiel: „Ich bin depressiver als sonst, alle geselligen Treffen, zu denen ich sonst gehe, sind abgesagt, ich fühl mich so allein“, so Höpperger. Selbst körperliche Erkrankungen seien meist nicht so schlimm wie der Mangel an Beziehung. Einsamkeit, niemanden zu haben, der einem zuhört, sei eines der größten Leiden unserer Zeit. Das Gebot des „social distancing" angesichts von Corona habe diese Problematik verstärkt, bis hin zu erhöhter Suizidgefahr.

Zu großer seelischer Schmerz kann zu Suizid führen 

Suizid erfolgt dann, wenn der seelische Schmerz zu groß ist und hat das Ziel, dem Schmerz ein Ende zu bereiten. Was hilft? Schmerzlinderung hilft, und diese ist durch persönliche Zuwendung möglich. Zuhören, das Problem erzählen lassen – mit Empathie und Respekt. Astrid Höpperger, Leiterin der Telefonseelsorge Innsbruck: „Viele Gespräche, Chats und Mails, die wir in den vergangenen Monaten in der Telefonseelsorge geführt haben, konnten suizidalen Gedanken vorbeugen. Vielen Menschen, die nur bescheidene Sozialkontakte haben, wurde auch besonders bewusst, wie wertvoll die Kontakte, die sie haben, sind. Mit physischer Nähe gilt es weiterhin vorsichtig zu sein, soziale Nähe, d.h. Beziehungspflege, zu verstärken, ist aber ein Gebot der Stunde.

Die Telefonseelsorge Innsbruck ist kostenlos und rund um die Uhr unter der Tel. 142 (ohne Vorwahl aus ganz Tirol) erreichbar. Das Angebot der Online-Beratung mittels E-Mail oder Chat ist erreichbar unter der Internetadresse www.telefonseelsorge.at

Die Telefonseelsorge steht rund um die Uhr für Gespräche zur Verfügung, wenn psychische Belastungen den Lebensmut nehmen. Foto: pixabay.com