Religionspädagogen: Fach Ethik ist Bereicherung, nicht Konkurrenz

Interreligiös besetzte "ARGE Religionspädagogik an Universitäten" nach Tagung in Innsbruck: Religions- und Ethikunterricht nicht gegeneinander ausspielen, sondern als "sinnvolle Ergänzungen" für Kooperationen nutzen

Als "Bereicherung", nicht als Konkurrenz sehen Religionspädagogik-Fachleute unterschiedlicher Konfessionen und Religionsgemeinschaften die beiden Schulfächer Religion und Ethik. In einer Stellungnahme der interreligiös besetzten "ARGE Religionspädagogik an Universitäten" am Freitag heißt es zum Verhältnis der beiden, seit dem laufenden Schuljahr parallel in Oberstufenklassen verpflichtend angebotenen Schulgegenstände: "Religionsunterricht und Ethikunterricht stellen keine - wie oft angenommen - konkurrierenden Angebote dar, die gegeneinander ausgespielt werden sollen, sondern sie sind sinnvolle Ergänzungen in der Schulwirklichkeit. Beide haben das Ziel, eine reflektierte und begründete Wertorientierung von Schüler*innen zu ermöglichen."

Diese Einschätzung erfolgte im Anschluss an eine Online-Tagung am Donnerstag und Freitag an der Uni Innsbruck. Neben katholischen, evangelischen und muslimischen Mitgliedern der ARGE nahmen daran auch Vertreter anderer Geisteswissenschaften, des Buddhismus und von Schulämtern teil, Bildungsminister Martin Polaschek übermittelte ein Grußwort.

In einer Aussendung dazu heißt es weiter: Mit der Einführung des Ethikunterrichts im Schuljahr 2021/22 sei es "endlich gelungen, allen Schüler*innen einen Zugang zu einer fundierten Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Wertorientierungen zu eröffnen". Die wissenschaftliche Religionspädagogik begrüße dies ausdrücklich, zumal sie sich seit Jahren mit den immer pluraler werdenden gesellschaftlichen Bedingungen auseinandersetze. Es sei zu hoffen, dass sich das Fach Ethik "als eigenständiges, gleichberechtigtes Fach" etabliert und mittelfristig auch in der Sekundarstufe I und im Primarbereich angeboten wird.

"Viele überschneidende Fragestellungen"
Innerhalb der Religionspädagogik hätten sich in den letzten Jahren unterschiedliche Forschungsinitiativen in der Zusammenarbeit von Konfessionen und Religionen entwickelt, teilte die ARGE mit. Daraus hätten sich wertvolle Impulse für die Gestaltung zeitgemäßer religiöser Bildung in der Schule von heute ergeben. Das Fach Ethik ermögliche nun "neue Kooperationen, die einen wesentlichen Beitrag für eine umfassende humanistische und demokratische Bildung der nächsten Generation leisten können". Dies lege sich inhaltlich schon allein durch "viele überschneidende Fragestellungen" nahe. 

Voraussetzung für gelingende Kooperationen sind nach Überzeugung der Religionspädagogik-Fachleute eine neue Profilentwicklung sowohl des Religions- als auch des Ethikunterrichts, eine damit verbundene Rollenklärung sowie eine "gleichberechtigte Anerkennung" der kooperierenden Gegenstände.

Mit der Einführung des Schulfachs Ethik seien bildungspolitisch und gesellschaftlich "überaus hohe Erwartungen" verbunden, die Auseinandersetzung mit einem realistischen Erwartungshorizont und die damit verbundene Profilbildung des Ethikunterrichts stehe freilich noch aus. Die "ARGE Religionspädagogik an Universitäten" empfahl, nach der abgeschlossenen Entwicklung eines bundesweit verbindlichen Lehrplans nun intensives Augenmerk auf die Entwicklung von qualitativ hochwertigen Unterrichtsmaterialien zu legen.

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

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