Religion als Motor für menschenwürdige Lebenskultur

Der Innsbrucker Theologe Prof. Jozef Niewiadomski hob anlässlich eines Friedensgebetes in Telfs die "friedenssstiftende Kraft der Religion" hervor.

Die "friedensstiftende Kraft der Religion" betonte der Innsbrucker Theologe Prof. Jozef Niewiadomski anlässlich des "2. Muslimisch-Christlichen Friedensgebets" in Telfs (Tirol). Es sei ein "furchtbares Vorurteil", wenn man Religionen immer nur mit
Gewalt, Krieg und Terror in Verbindung bringe, vielmehr sei Religion ein wichtiger Motor für eine "menschenwürdige Lebenskultur", sagte Niewiadomski vor den rund 200 Teilnehmern des Friedensgebets. Das bezeuge das Zusammenleben in Telfs, das so gut gelinge, dass man durchaus vom "Wunder von Telfs" sprechen könne, so Niewiadomski.
Eine wichtige Triebfeder dieses "Wunders" ist laut Niewiadomski stets die Religion gewesen: "Das Wunder von Telfs hat etwas damit zu tun, dass viele Menschen die eigentliche Aufgabe der Religion zur Sprache bringen: den Menschen inneren Frieden zu schenken. Denn nur dort, wo der innere Friede wächst, kann auch der äußere Friede größer werden." Gerade ein interreligiöses Friedensgebet wie jenes
in Telfs könne zum Brückenschlag zwischen der eigenen Religion und dem friedlichen Zusammenleben beitragen, so der Theologe.
Das Gebet kam auf Initiative der muslimischen Vereine ATIB (Türkisch-islamischer Verein für kulturelle und soziale Zusammenarbeit Telfs), VIKZ (Verband Islamisches Kulturzentrum Telfs, den Pfarrgemeinden des Seelsorgeraumes Telfs, dem Franziskanerkloster Telfs und der Theologischen Fakultät Innsbruck
zustande gekommen war.
Die 15.000-Seelen-Gemeinde zeichnet sich durch einen hohen türkischstämmigen Bevölkerungsanteil aus. 2006 kam Telfs in die Schlagzeilen, als eine heftige öffentliche Debatte über die Errichtung eines 15 Meter hohen Minaretts geführt wurde. Das Forschungszentrum "Religion - Gewalt - Kommunikation - Weltordnung" der Universität Innsbruck engagierte sich von Beginn an stark in den folgenden Dialog-Prozessen. Im Jahr 2008 wurde die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Innsbruck schließlich für ihr Engagement im interreligiösen Dialog und ihr Engagement gerade auch in Telfs mit dem "Dialog-Preis" des Friede-Instituts ausgezeichnet worden. U.a. führte die Fakultät in
2008 in Telfs einen viel beachteten Kongress zum Thema multireligiöse Begegnung durch.
Prof. Niewiadomski bedauerte, dass die zahlreichen positiven Aktivitäten oftmals in der Öffentlichkeit übersehen würden. Obwohl zahlreiche Menschen sich bemühten, "Brücken zueinander im Alltag zu bauen", würde oftmals Ernüchterung und Enttäuschung vorherrschen: "Hin und wieder verdreht man unser Bemühen, man interpretiert es falsch. Anstatt das Verbindende in den Vordergrund zu rücken, anstatt Brücken zu bauen, schürt man Konflikte und Missverständnisse. Deswegen kommen wir uns oft entmutigt vor."  

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