Papst an interreligiöses Treffen: Frieden kennt keine Grenzen

Religionsvertreter, Wissenschaftler und Politiker aus zahlreichen Staaten zu Sant'Egidio-Friedenstreffen in Madrid versammelt - Präsident der Zentralafrikanischen Republik will Todesstrafe abschaffen

Papst Franziskus hat die Gläubigen aller Religionen erneut zum gemeinsamen Einsatz für den Frieden aufgefordert. "Wir durchleben eine schwierige Zeit", so Franziskus in einer schriftlichen Grußbotschaft an die Teilnehmer des diesjährigen interreligiösen Sant'Egidio-Friedenstreffens, das in Madrid stattfindet. Es gelte zusammenzurücken und "mit einer Stimme und eines Herzens laut zu rufen: Frieden ist grenzenlos", betonte der Papst zum Start der dreitägigen Begegnung internationaler Religionsvertreter, Wissenschaftler und Politiker.

Zum Fall der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhangs vor 30 Jahren habe auch das 1986 von Johannes Paul II. begonnene Friedensgebet von Assisi beigetragen, schrieb der Papst weiter. Daraufhin habe es weltweit neue Hoffnungen auf Frieden, Versöhnung und Dialog gegeben. In den vergangenen 20 Jahren jedoch hätten die Menschen dazu beigetragen, dieses Gottesgeschenk des Friedens zu vergeuden. Sie hätten neue Mauern und Grenzen errichtet, anstatt weiter Türen zu öffnen. Diese aber brauche die Welt, damit Menschen sich treffen, einander begegnen und zusammenarbeiten können, mahnte der Papst.

Gleichzeitig erinnerte Franziskus an das von ihm und Großimam Al-Tayyeb im Februar in Abu Dhabi unterzeichnete "Dokument zur menschlichen Geschwisterlichkeit". Die Anliegen der Erklärung von Abu Dhabi lege er den Teilnehmern des Madrider Treffens ans Herz, schrieb der Papst weiter.

Das 33. Internationale Gebetstreffen "Frieden ohne Grenzen" findet seit Sonntag in Madrid statt. Organisiert wird es von der Gemeinschaft Sant'Egidio und der Erzdiözese der spanischen Hauptstadt. Persönlichkeiten aus 80 Ländern sowie verschiedener Religionen und Kulturen wollen sich über Themen wie Migration, Umwelt und soziale Gerechtigkeit austauschen und nach Lösungsansätzen suchen.

Afrikanischer Staatschef: Todesstrafe abschaffen 

Einer der hochrangigen Teilnehmer ist der Präsident der Zentralafrikanischen Republik, Faustin-Archange Touadera. Er will in seinem Land die Todesstrafe abschaffen, wie er in seiner Rede am Sonntagabend erklärte. "Dies wäre ein Zeichen der Befriedung und das Zeichen eines Landes, das definitiv in eine neue historische Phase eintritt", sagte Touadera. Er verstehe sich als Stimme aus einem Land, "das zu Zersplitterung und Gewalt verurteilt zu sein schien, jedoch durch den Friedensprozess seine Identität gefunden hat".

Es werde keine Stabilität und Entwicklung in Afrika geben ohne Europa, so Touadera weiter, aber auch keine Stabilität und Entwicklung in Europa ohne Afrika. Zugleich nannte er mehrere Felder für eine Zusammenarbeit von Europäern und Afrikanern: Unterstützung bei der Entwaffnung, Projekte gegen den Klimawandel, das Recht auf Gesundheit mit Zugang zu medizinischer Hilfe für alle sowie die Abschaffung der Todesstrafe in ganz Afrika. Touadera dankte außerdem der Gemeinschaft Sant'Egidio für ihren Einsatz für Frieden und Gesundheit in seinem Land.

Zu den weiteren Teilnehmern des Sant'Egidio-Friedenstreffens zählen u.a. UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi, der US-amerikanische Ökonom Jeffrey Sachs und der Gründer der Gemeinschaft Sant'Egidio, Andrea Riccardi. Angekündigt sind ferner der Oberrabbiner von Tel Aviv Meir Lau, der Außenamtschef des russisch-orthodoxen Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion, und der Rektor der Kairoer Al-Azhar-Universität, Mohammad Al-Mahrasawi.

Dies ist eine Meldung von www.kathpress.at 

Sant'Egidio-Friedenstreffen