Mariä Empfängnis: Kirche erklärt "missverstandenen Feiertag"

Erzdiözese Wien verbreitet auf YouTube-Kanal Gespräch mit Weihbischof Turnovszky - Es geht nicht um die jungfräuliche Empfängnis Jesu, sondern um Marias Erwählung durch Gott

Wenige christliche Feste werden landläufig so häufig missverstanden wie "Mariä Empfängnis". Um dem abzuhelfen, bemüht sich die Erzdiözese Wien um Glaubensinformation im Internet: Sowohl auf der Website als auch im YouTube-Kanal der Erzdiözese wird klargestellt, dass es bei diesen gerade für Österreich bedeutsamen Fest am 8. Dezember nicht um die jungfräuliche Empfängnis Jesu durch Maria geht. Und auch nicht darum, "dass die natürliche Entstehung des Menschen in irgendeiner Weise makelhaft ist". Via YouTube erläutert Weihbischof Stephan Turnovszky die theologische Bedeutung des letzten Marienfestes im Kalenderjahr und des ersten im Kirchenjahr im Gespräch mit Lisa Huber im "Quo vadis", dem Wiener Begegnungszentrum der Ordensgemeinschaften.

 

Der offizielle Name von Mariä Empfängnis lautet "Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria". Die Katholische Kirche bringt damit die Überzeugung zum Ausdruck, dass Maria seit ihrer Zeugung durch ihre Eltern von der Erbsünde frei war. Dabei geht es nicht um eine persönliche Schuld, wie Turnovszky in dem Video erklärte, sondern um die bei allen Menschen zu beobachtende Neigung zu einem "Hauptsache ich!" und eine "Verwobenheit hinein in eine Welt, in der die Dinge nicht so laufen, wie Gott sie sich erträumt".

 

Der österreichische "Jugendbischof" wies auch darauf hin, dass dieses Fest eng verknüpft mit dem erst 1854 verkündeten Dogma von der "unbefleckten Empfängnis" Marias ist, aber schon wesentlich ältere Wurzeln in der Glaubensgeschichte hat. Der Tag der Zeugung Marias, exakt neun Monate vor dem Fest ihrer Geburt am 8. September, wird bereits seit dem Mittelalter feierlich begangen, seit 1477 gibt es dieses Hochfest in der Stadt Rom, seit 1708 wird es in der gesamten katholischen Kirche gefeiert.

 

Besondere Bedeutung in Österreich 

In Österreich hat Mariä Empfängnis eine besondere Tradition und ist ein gesetzlicher Feiertag (sonst nur in Liechtenstein und den katholisch geprägten Kantonen der Schweiz): Kaiser Ferdinand III. rief Maria zum Dank für die Verschonung Wiens im Dreißigjährigen Krieg am 8. Dezember 1647 zur Schutzfrau Österreichs aus und bestimmte den 8. Dezember als Festtag für das ganze Habsburger-Reich. Die Mariensäule am Hof in der Wiener Innenstadt zeugt davon. Von den Nationalsozialisten wurde der Feiertag abgeschafft, nach dem Ende des Krieges aber durch ein Volksbegehren wiedereingeführt.

 

Seit 1995 ist es durch eine Änderung des Gesetzes über die Ladenschlusszeiten möglich, auch am 8. Dezember in vielen Geschäften einzukaufen. Dies sorgte in Zeiten vor Corona-Lockdowns alljährlich für Konfliktstoff zwischen Wirtschaftstreibenden und Beschützern der Sonn- und Feiertagsruhe.

 

Nicht vergessen werden soll laut der Wiener Erzdiözese die dem Feiertag zugrunde liegende Glaubensüberzeugung hinter Mariä Empfängnis: An der späteren Gottesmutter Maria wird schon zum Zeitpunkt ihrer Zeugung Gottes Gnade erkennbar - "im ursprünglichen Sinn die unmittelbare, geschenkte Gottesbeziehung", wie die Erzdiözese Wien erläutert. Damit werde an Maria "vorweggenommen, was jeder Mensch durch den Glauben und die Taufe empfängt".

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