„Längenfelder Erklärung“: Bischof Hermann als Botschafter

Aufruf zur Online-Unterstützung des alpinen baukulturellen Erbes

 

Im Rahmen des Symposiums „Bau.Kultur.Landschaft“, das im vergangenen Herbst in den Ötztaler Museen in Längenfeld mit Unterstützung der Dorferneuerung stattfand, wurde der Beschluss gefasst, eine sogenannte „Längenfelder Erklärung“ aufzusetzen. Diese Erklärung ist ein Hilferuf an die breite Öffentlichkeit, die letzten verbliebenen alpinen Ensembles zu erhalten. Sie richtet sich insbesondere an die Raum- und Kulturpolitik des Landes Tirol und der Gemeinden sowie an die zuständigen Behörden und Interessensvertreter, und natürlich auch an die Eigentümer.

 

Als Botschafter für die „Längenfelder Erklärung“ konnten die Musikerin Julia Moretti, die selbst ein altes, saniertes Bauernhaus bewohnt, sowie Bischof Hermann Glettler und Alt-Landeshauptmann Herwig van Staa, Vorsitzender des Kuratoriums Landesgedächtnisstiftung Tirol, gewonnen werden. Als Signal, wie sehr ihnen das alpine baukulturelle Erbe ein Anliegen ist, kamen sie am Montag persönlich nach Längenfeld, um in den Ötztaler Museen die Erklärung zu unterzeichnen. Die „Längenfelder Erklärung“ wurde im Anschluss auf der Museumseite online gestellt und kann hier im Detail nachgelesen und öffentlich unterzeichnet werden. 

 

Themenschwerpunkt „Bau.Kultur.Landschaft“ 

„Das alpine baukulturelle Erbe geht uns alle an“, das ist das Motto des Themenschwerpunktes „Bau.Kultur.Landschaft“, der die vergangenen zwei Jahre auf den Wert und die Bedeutung von alpinen Landschaften und ihren Kulturgütern aufmerksam machen sollte. Eine Ausstellung in den Ötztaler Museen, sowie an neun Standorten im gesamten Ötztal, eine umfangreiche Publikation und im vergangenen Herbst ein zweitägiges Symposium mit über 150 Teilnehmern waren die Marksteine dieses Schwerpunktes. Getragen wurde er vom Bundesdenkmalamt, dem Tiroler Kunstkataster, der Geschäftsstelle für Dorferneuerung und LA 21 des Landes Tirol und dem Verein für Heimatpflege und Heimatschutz in Nord- und Osttirol, gemeinsam mit den Ötztaler Museen, die gleichsam als Gastgeber fungierten. 

 

Der Hintergrund: In einer 2021 für den Dauersiedlungsraum fertiggestellten Studie des Tiroler Kunstkatasters wurden ländlich geprägte Siedlungseinheiten und die umgebende Kulturlandschaft dokumentiert und bewertet. „Das Ergebnis zeigt ein ernüchterndes Bild über das allmähliche Verschwinden der bäuerlich-anonymen Architektur“, so Karl Wiesauer vom Tiroler Kunstkataster: „Vor 30 Jahren prägten im Durchschnitt in jeder Gemeinde noch drei historische Bau-Ensembles ihre umgebende Landschaft, heute befindet sich nur mehr in jeder dritten Gemeinde ein einziges. Das heißt, von 630 landschaftsbestimmenden bäuerlichen Ensembles sind nach nur drei Jahrzehnten heute nur mehr rund 90 im Bundesland Tirol erhalten.“

 

5 vor 12 für die Tiroler Kulturlandschaft 

Landeskonservator Walter Hauser erklärt: „Es ist fünf vor Zwölf, wenn wir die letzten verbliebenen alpinen Ensembles erhalten wollen. Das bedeutet, dass das Schützen und das Nutzen auf Augenhöhe passiert. Beides braucht Regeln und entsprechende Unterstützung. Ziel muss sein, ein koordiniertes Netzwerk zwischen Raumordnung, Kulturgüterschutz und Naturschutz bereitzustellen um gezielt zu schützen, zu erhalten und weiterzuentwickeln. Die Längenfelder Erklärung soll hierzu einen starken Impuls geben.“

 

Die Ötztaler Museen, selbst in einem 500 Jahre alten historischen bäuerlichen Ensemble situiert, verstehen sich als Drehscheibe und Sprachrohr, wie Leiterin Edith Hessenberger erläutert: „Unser Bauernhaus-Ensemble in Lehn führt den Mehrwert von historischer Architektur in einer intakten Kulturlandschaft vor Augen. Wir bemühen uns, Vorbild und Unterstützung zu sein, auch wenn es um Fragen oder Hilfestellungen geht – und mit unserer Arbeit für den Wert und die große Bedeutung unserer einzigartigen Kulturlandschaft zu sensibilisieren. Wer ein Zeichen setzen möchte, ist herzlich eingeladen auf unserer Homepage http://oetztalermuseen.at/aufruflaengenfelder-erklaerung ebenfalls zu unterzeichnen.“ 

Auf dem Balkon vor dem Gedächtnisspeicher, v.l.: Robert Ortner (Raumordnung), Klaus Juen (Dorferneuerung), Herwig van Staa (Landesgedächtnisstiftung), Michaela Frick (Bundesdenkmalamt), Karoline Knabl (Ötztaler Museen), Bischof Hermann Glettler, Walter Hauser (Landeskonservator) – Foto: Ötztaler Museen