Kirche geht mit Initiative "Denk dich neu" auf junge Erwachsene zu

Erste große Aktion der Katholischen Kirche in Österreich seit der Ausbruch der Pandemie gilt jungen Erwachsenen - Unkonventionelle Orte der Begegnung wie "Walk-on-Water-Challenge", "Escape Room" im Dom oder Life-Chat zu Lebensfragen

Die erste große Aktion der Katholischen Kirche in Österreich seit der Ausbruch der Pandemie gilt jungen Erwachsenen: Jugendbischof Stephan Turnovszky, die Salzburger Seelsorgeamtsleiterin Lucia Greiner und Ela Klein von der Katholischen Jugend Oberösterreich gaben am Dienstag nach Ostern mit einer Pressekonferenz in Wien den Startschuss zur Initiative "Denk dich neu". Ihr Ziel sei es, für junge Menschen im Alter von 18 bis ca. 25 Jahren niedrigschwellige Orte der Begegnung anzubieten und dabei auch und überraschende, unkonventionelle Wege zu gehen, so der Tenor. Die mit Dienstag gestartete Kampagne ist auf drei Jahre anberaumt.

 

Vorgesehen sind u.a. eine "Walk-on-Water-Challenge", bei der sich Teilnehmende mit selbst gebastelten Mitteln möglichst lange über Wasser halten sollen, ein "Escape Room" im Linzer Mariendom sowie Festivalseelsorge etwa beim "Nova Rock" im Juni, beim "Woodstock der Blasmusik" Anfang Juli oder beim "FM Frequency" im August. Begleitet wird die Kampagne von multimedial verbreiteten Werbesujets und einer eigenen Website und einem Instagram-Kanal. 

 

Jenseits von "Wohlfühlpastoral"
Turnovszky, Weihbischof in der Erzdiözese Wien, begründete das bewusste Akzent Zugehen auf eine tendenziell kirchendistanzierte oder -indifferente Bevölkerungsgruppe damit, dass junge Leute während der Pandemie besonders unter Einschränkungen zu leiden gehabt hätten; zudem zeigten sich in der Jugend gesamtgesellschaftliche Entwicklungen, auf die eine lebensnahe Kirche zu hören habe. Und der dritte Grund für "Denk dich neu" sei der je neue Auftrag an die Kirche, ihrer Mission treu zu bleiben, die Frohbotschaft in die sich ändernde Zeit zu tragen und dabei statt "Wohlfühlpastoral" zu betreiben auch Risiken einzugehen, so Turnovszky. 

 

Kirche wolle "nicht etwas von den jungen Leuten, sondern etwas für sie" tun - und dabei von ihnen lernen. Dabei sei den Organisatoren durchaus klar, dass es nicht "die" Jugend gebe, die Angebote daher milieuspezifisch sein müssten, hielt der Bischof fest. Turnovszky stellte auch einen Zusammenhang mit dem von Papst Franziskus ausgerufenen synodalen Prozess der Weltkirche her: "Überlappungen" gebe es beim Anspruch, als Kirche "an die Ränder zu gehen" und sich stärker als bisher für neue Zielgruppen zu öffnen.

 

Kirchlich breit getragen
Auf die Breite von "Denk dich neu" machte Seelsorgeamtsleiterin Lucia Greiner aufmerksam: Alle zehn österreichischen Diözesen seien mit vielen Einrichtungen und Organisationen daran beteiligt. Involviert sind Vertreterinnen und Vertreter der Katholischen Jugend, von Finanzkammern, Ordensgemeinschaften, Young Caritas oder kirchlichem Schulamt; Bernhard Teißl-Mederer fungiert als, Österreich-Projektkoordinator. 

 

Greiner bezeichnete "Denk dich neu" als "Wagnis". Man gehe davon aus, "dass alle dabei Neues lernen - die jungen Leute, die kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - und, dass wir durch 'Denk dich neu' verändert werden." Von der Lebenssituation junger Menschen auszugehen, mit dem Anspruch, den Glauben neu zu kommunizieren, bedeute, "innerkirchliche Blasen zu verlassen", so die Seelsorgeamtsleiterin. Es gehe somit um mehr als eine Kampagne; "Herzstück" von "Denk dich neu" seien Begegnung, Kontakte, Seelsorge.

 

Viele kreative Zugänge
Die Vielfalt der Lebenswirklichkeit junger Erwachsener in Pandemiezeiten veranschaulichte Ela Klein von der Katholischen Jugend Oberösterreich. Sie nannte Beispiele für die in ganz Österreich geplanten Events und Ereignisse: An Seen und Bädern würden kreative Teilnehmende der "Walk-on-Water-Challenge" versuchen, wie Jesus auf dem Wasser zu "gehen" und dabei einen Preis zu gewinnen; zugleich versuche man Unternehmen für Spenden zu gewinnen, die psychosozialen Einrichtungen im Dienst der Jugend zugutekommen. Auftakt ist am 28. Juni im Seebad Breitenbrunn am Neusiedler See. 

 

Weitere Projekte sind zum Beispiel ein Life-Chat, bei dem Seelsorgerinnen und Seelsorger junge Menschen bei wichtigen Lebensfragen unterstützen, ein durch Österreich tourendes "Cafe-Bike", das Sammeln von "Schnapsideen" auf Vorarlberger Berggipfeln oder eine mobile Strandbar und Lounge der Katholischen Jugend, die in Villach Adriaflair verbreiten und zum Austausch und Ausruhen einladen soll.

 

Die mit Beginn der "Denk dich neu"-Kampagne lancierten vier Sujets wurden mit der Agentur "Zeughaus" erarbeitet und werden ab April 2022 in der medialen Kommunikation österreichweit eingesetzt. Durch die jeweils gedoppelten Models mit zwei gegenübergestellten Fragen seien sie "nicht eindeutig, sondern vielschichtig und fordernd", hieß es. Ziel sei es, eine Diskussion zu provozieren und Gespräche zu initiieren, die in eine Auseinandersetzung mit Werten führen.
(Info: www.denkdichneu.at

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

Die Sujets der "Denk dich neu"-Kampagne wurden mit der Agentur "Zeughaus" erarbeitet.

Bischöfe über junge Erwachsene: "Gehen wir mit ihnen gemeinsam"

Österreich Bischöfe bekunden volle Unterstützung für Initiative "Denk dich neu" 

"Die Kirche lebt. Und die Kirche ist jung!" An dieses Zitat von Papst Benedikt XVI. zu seinem Amtsantritt hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner in seiner Stellungnahme zu "Denk dich neu" erinnert. Der nun von Papst Franziskus begonnene synodale Prozess bestätige, dass sich junge Menschen in der Kirche einbringen wollen. "Denk dich neu" richte sich gerade an jene, die der Kirche fern sind. "Hören wir ihnen zu, gehen wir mit ihnen gemeinsam", rief der Vorsitzende der Bischofskonferenz auf.

 

Auch weitere Bischöfe und Diözesanverantwortliche bekundeten anlässlich der Vorstellung der Initiative für die Zielgruppe der 18- bis 25-Jährigen am Dienstag in einer Pressekonferenz mit Jugendbischof Stephan Turnovszky ihre volle Unterstützung; in jeder Diözese sind ungewöhnliche Kirchen-Projekte der Kontaktaufnahme angekündigt.

 

Der Linzer Bischof Manfred Scheuer zeigte sich überzeugt: "Die Botschaft Jesu ... ist gut. Aber wird sie gut genug vermittelt?" "Denk dich neu" stehe für "eine gewisse Leichtigkeit" in der Herangehensweise, die mit dem ernsthaften Bemühen korrespondiere, die Beziehung junger Erwachsener zur Kirche - "und umgekehrt!" - zu intensivieren. "Endlich denkt ihr einmal an uns!" Von dieser Rückmeldung einer jungen Frau berichtete die Linzer Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl und kündigte an, das Projekt bedeute auch eine "Neuausrichtung von Kirche in Bezug auf Diversität, Geschlechtergerechtigkeit und Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Klimaschutz".

 

Gott mache sich auch im Leben junger Menschen bei vielen Gelegenheiten bemerkbar, ist sich der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl sicher und nannte als Beispiele Begegnungen mit anderen Menschen, mit der Natur und Momente unerwarteter Freude. "Denk dich neu" sei eine Einladung, "danach zu fragen, was wirklich wichtig ist - und wer hinter allem steht".

 

Kirche ist kein "spiritueller Sonderclub"
Kirche sei "kein frommer Verein, kein spiritueller Sonderclub, keine esoterische Sekte", sondern sie sei "Kirche mit allen", der nichts fremd sein dürfe, betonte der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics. Er sieht es - wie er erklärte - nicht als Aufgabe der Kirche, "den moralischen Zeigefinger zu heben" und die Menschen mit Vorschriften zu gängeln, "sondern sie zu ermutigen, aus dem Evangelium zu leben". 

 

Manchmal scheine es, als ob junge Menschen die Kirche schon abgeschrieben hätten, räumte der Kärntner Bischof Josef Marketz ein und versicherte: "Umgekehrt ist es keinesfalls so, auch wenn wir uns oft ungeschickt und hilflos anstellen." Mit "Denk dich neu" werde der synodale Weg fortgeführt, "der ein Weg zu einer Kirche sein möchte, in der auch junge Menschen Heimat finden".

 

Orte zu schaffen, an denen Begegnungen zwischen Kirche und jungen Erwachsenen unverkrampft möglich sind, ist nach den Worten des Feldkircher Bischofs Benno Elbs das Ziel der Initiative. Das bedeute, auch unkonventionelle Wege einzuschlagen. "Ich jedenfalls freue mich auf ein Jahr mit vielen Überraschungen und positiven Aha-Effekten", so Elbs.

 

Als eine große Chance, eine "neue Frische" in der Begegnung mit jungen Menschen zu erfahren, sieht der Innsbrucker Bischofsvikar Jakob Bürgler "Denk dich neu". Und laut Steffie Sandhofer, Projektkoordinatorin von der Jungen Kirche Wien, dreht die Initiative den Spieß um: "Nicht wir als Kirche wissen, wie es geht, sondern wir dürfen von anderen lernen, wie es auch geht."

 

Eine Meldung von www.kathpress.at