Grußwort zum jüdischen Neujahrsfest

Die jüdische Gemeinde feiert das Neujahrsfest Rosch Haschana 5782. Bischof Hermann Glettler hat zu diesem Fest ein Grußwort formuliert, das in der Zeitschrift "DAVID" veröffentlicht wurde.

Rosch Haschana 5782 

"Als katholischer Bischof von Innsbruck freue ich mich, Ihnen über diese Zeitschrift nicht nur in Tirol, sondern in ganz Österreich und darüber hinaus ein frohes Neujahrsfest zu wünschen! In der aufrichtigen Begegnung zwischen unseren beiden Religionsgemeinschaften ist es wichtig, das Gemeinsame zu sehen, aber die Unterschiede nicht zu verwischen. 

Wenn auch die jeweiligen Orientierungspunkte für 5782 bzw. 2021 verschiedene sind, so ist Juden und Christen gemeinsam, dass wir die Zeit bemessen. Dahinter steckt weit mehr als jene äußerliche Selbstverständlichkeit, die organisatorisch unerlässlich ist. Die Geschichte, ja sogar jeder einzelne Moment hat seine einmalige Bedeutung – ist doch alles von Gott geschenkt und mit seiner Gegenwart erfüllt! Daran erinnern wir uns zu Beginn eines jeden neuen Jahres. 

Hier und jetzt sind wir getragen von unserer individuellen wie auch kollektiven Vergangenheit, die uns der Blick auf Persönlichkeiten wie Stefan Zweig, Hannah Arendt und Maximilian Kolbe und andere besonders spürbar verdichtet. Hier und jetzt sind wir aber noch mehr dazu aufgerufen, in Klugheit und Vertrauen unsere Welt so zu gestalten, dass zukünftige Generationen mit Respekt und Dankbarkeit an uns denken.

Unser Schicksal dürfen wir dabei in Gottes Hand eingeschrieben wissen. In diesem Vertrauen, das uns gemeinsam ist, wünsche ich Ihnen ein glückliches und mutiges, weitherziges und gesegnetes Jahr 5782!"

Hermann Glettler, Bischof von Innsbruck 

Der Eingang zur Synagoge in Innsbruck. Foto: Mx. Granger / wikipedia commons