Grabesritter feiern Investitur und helfen Gaza-Christen

Feierliche Aufnahme im Stift Wilten von 23 Frauen und Männern in den "Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem".

Die Feier, zu der 400 Gäste aus nah und fern gekommen sind, gipfelte am Samstagvormittag in der feierlichen Aufnahme von 23 Frauen und Männern in den Orden. Dem Gottesdienst im Stift Wilten stand Großmeister Edwin Kardinal O'Brien vor. Eröffnet wurde die Investitur bereits am Freitagabend mit einer Vigil in der Stadtpfarrkirche Hall. Die Abschlussmesse mit dem Innsbrucker Bischof Hermann Glettler fand im Dom zu St. Jakob in Innsbruck statt.

Die Grabesritter haben sich vor allem der Hilfe für die Menschen im Heiligen Land verschrieben. Sie unterstützen etwa den Unterhalt von Kirchen, Schulen, Kindergärten, Sozialstationen und Altenheimen in Israel, Jordanien und Palästina. Für bedürftige christliche Familien gibt es finanzielle Soforthilfen. Die Hilfsprojekte werden vor allem über das Lateinische Patriarchat von Jerusalem abgewickelt.

Bei der Investitur in Tirol wird dieser Tage besonders für die (einzige) katholische Pfarre in Gaza gesammelt. Diese benötigt dringend einen Kleinbus, um ihre vielfaltigen pastoralen, sozialen und Bildungsaktivitaten besser bewerkstelligen zu konnen. Vorgestellt wurde das Projekt am Freitag im Stift Wilten.

Die humanitären, sozialen und wirtschaftlichen Zustände in Gaza sind seit Jahren katastrophal. Nur rund 1.000 der 1,8 Millionen Bewohner des Gazastreifens sind Christen, die Mehrheit von ihnen ist orthodox. Die katholische Pfarre in Gaza-Stadt zählt rund 130 Gläubige. Sie wurde vor rund 140 Jahren vom Südtiroler Georg Gatt, der auch Vize-Rektor des Österreich-Hospiz in Jerusalem war, gegründet. Die kleine Gemeinde führt in Gaza neben der Pfarre bzw. der Pfarrkirche zur Heiligen Familie auch Schulen - deren Schülerinnen und Schüler zu 90 Prozent Muslime sind - sowie einen Kindergarten. (Das Österreich-Hospiz gehört gemeinsam mit den Grabesrittern zu den wichtigsten Unterstützern der Pfarre.)

"Mit all unseren Aktivitäten im Heiligen Land wollen wir zum Frieden in der Region beitragen und zugleich den Christen helfen, dass sie in ihrer Heimat bleiben können." so Großprior Raimund Schreier gegenüber "Kathpress". Ein Schwerpunkt der Hilfe liege auf Schulen: Das Lateinische Patriarchat betreibt 41 Schulen in Israel, Palästina und Jordanien. Fast 20.000 Kinder und Jugendliche erhalten so eine gediegenen Ausbildung. Die Grabesritter hatten zuletzt die Anpassung der Lehrergehälter an diesen kirchlichen Schulen zu jenen an staatliche Schulen finanziell unterstützt, damit eine Abwanderung der Lehrer verhindert werden kann und diese auch ein Auskommen haben.

Der Großprior wies auch darauf hin, dass in den kirchlichen Schulen im Heiligen Land christliche wie muslimische Kinder gemeinsam unterrichtet werden. Die Kinder würden gemeinsam aufwachsen, was das Zusammenleben der Völker und Religionen wesentlich fördert.

Einige weitere Projektbeispiele der Grabesritter: Für die Schule von Beit Jala (Palästina) wurden von den Rittern Computer für den Informatikunterricht angeschafft. Für die Schule in Kerak (Jordanien) war - aus Sicherheitsgründen - die Ausstattung mit einer Video-Überwachungsanlage dringend notwendig. Für die Schule von Aboud (Palästina) wurde der Bau eines zusätzliche Klassenzimmers finanziert. Die Grabesritter unterstützen aber etwa auch das "Our Lady of Peace-Center" in der jordanischen Hauptstadt Amman, wo jedes Jahr bis zu 2.000 Menschen mit Behinderung Aufnahme finden. Es ist das größte kostenlose Rehabilitationszentrum in Jordanien. In Taybeh in Palästina unterstützen die Grabesritter ein Seniorenheim. In Israel unterstützt der Ritterorden etwa die seelsorglichen und sozialen Bemühungen des Lateinischen Patriarchats um katholische Migranten aus Asien.

30.000 Mitglieder weltweit 

Der "Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem" entstand aus einem mittelalterlichen Brauchtum, bei dem adelige Pilger am Heiligen Grab zu Jerusalem zum Ritter geschlagen wurden. Der heutige Orden, eine eigenständige juristische Person des Kirchenrechts, ist eine vorwiegend von Laien getragene, humanitäre Organisation zur Unterstützung der im Heiligen Land lebenden und von den politischen Auseinandersetzungen betroffenen Christen. Der Orden hat weltweit 30.000 Mitglieder und wird vom Kardinalgroßmeister (derzeit Kardinal Edwin O'Brien) in Rom geleitet, der vom Papst bestellt wird. In Österreich gehören den Grabesrittern gut 550 Personen - Männer wie Frauen - an. Die Frauenquote in Österreich beträgt derzeit ca. zehn Prozent, ist laut Angaben der Grabesritter aber steigend. Bei der Investitur in Innsbruck wurden acht Frauen und 15 Männer aufgenommen. Großprior der Grabesritter in Österreich ist aktuell der Wiltener Abt Raimund Schreier.

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