Glettler: Sich vom Heiligen Josef durch die Corona-Krise coachen lassen

Innsbrucker Bischof bei traditioneller Josefi-Messe der Tiroler Arbeiterkammer: Heutige Herausforderungen benötigen einsatzbereite Leute, die selbst Verantwortung übernehmen

Angesichts der aktuellen Corona-Krise mit ihren vielen Unsicherheiten, Bedrängnissen und Ermüdungserscheinungen hat der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler den heiligen Josef als "verlässlichen Coach" empfohlen. Der Landespatron Tirols - sowie auch der Steiermark, Kärntens und Vorarlbergs - habe selbst genug Krisenerfahrung, um damit eine "ermutigende Leitfigur und Bewährungs-Hilfe" zu sein, sagte der Bischof am Freitagabend beim traditionellen Gottesdienst mit der Tiroler Arbeiterkammer in der Innsbrucker Jesuitenkirche. Am Freitag war das Hochfest des heiligen Josef, dem Papst Franziskus zudem auch ein noch bis 8. Dezember laufendes weltkirchliches Festjahr gewidmet hat.

 

Wirkliches Vertrauen schenke man im Allgemeinen nicht jenen Menschen, die zielstrebig und entschlossen eine beeindruckende Karriere hinlegen, sondern eher denen, "die selbst schon einiges durchgemacht haben und sich in handfesten Schwierigkeiten bewähren mussten", sagte Glettler, denn: "Wer selbst kämpfen musste, versteht jene, die auch zu kämpfen haben." Als Berater gefragt seien Menschen, die den Umgang mit Spannungsfeldern erlernt hätten; schließlich entspreche der Traum von einem "schönen, harmonischen, möglichst spannungsfreien Leben" ja kaum der Wirklichkeit. Um mit Enttäuschungen zurechtzukommen, seien Alternativen zu gefährlichen Reaktionsmustern einer aggressiven Problemlösung nötig - und Menschen, die dies vorzeigten.

 

All diese Qualifikationen bringe der heilige Josef mit, unterstrich der Innsbrucker Bischof: Der Nährvater von Jesus habe gleich mehrfach Krisen des Vertrauens, des Glaubens und des eigenen Versagens erlebt; etwa, als er als junger Mann vor der geplanten Hochzeit mit der "irritierenden Widersprüchlichkeit" fertig werden musste, dass seine Verlobte Maria schwanger war, aber nicht von ihm. Glettler: "Zum Glück hatte er das nötige Nervenkostüm und Glauben, um gewaltfrei mit der Situation umzugehen." Als er dann plante, sich in Stille von Maria zu trennen und im Traum von Gott darin bestärkt wurde, sie doch als Frau zu nehmen, habe er "wirklich hingehört und entsprechend gehandelt - aber dann wahrscheinlich auch wieder an Gott gezweifelt, als das Paar just zur Geburt nach Bethlehem wandern musste und dort nicht einmal Herberge fand.

Foto: AK Tirol

Spannungen aushalten

Josef habe - als tiefgläubiger Jude - auch die Spannung miterlebt, "dass sich die immer wieder gehörten Verheißungen Gottes scheinbar nicht erfüllten", so der Bischof weiter. Das jüdische Volk habe zu seiner Zeit unter römischer Besatzung mit hohen Steuern, niedrigem Bildungsniveau und viel Armut "himmelschreiendes Unrecht" erlebt. Josef habe ausgehalten, ohne zu verzweifeln oder aggressiv zu werden, da es für ihn eine "andere Option" gegeben habe: "Er ließ sich in den Plan Gottes involvieren, der 'die Niedrigen erhöht, die Gefangenen befreit und die Hungernden speist'. Er hat mit dieser seiner Haltung Jesus geprägt, seinen 'Geist der Bergpredigt' mitgeformt und reifen lassen", so Glettler über die nachhaltige Wirkung des Oberhaupts der Heiligen Familie. Für Jesus sei Josef "Vater, Erzieher und Lehrmeister" zugleich gewesen.

 

Schließlich sprach Glettler auch das Patronat Josefs für alle Arbeitenden an. Als Bauarbeiter habe Josef mit Jesus wahrscheinlich an der bei Nazareth errichteten hellenistisch-römischen Stadtanlage Sepphoris mitgearbeitet, die damals Großbaustelle war. Unter den jüdischen Arbeitern sei die Gerechtigkeitsfrage wohl immer wieder Thema gewesen, sowie auch die enormen Veränderungen der kulturellen und religiösen Tradition, die rasante technische Entwicklung und viele Entfremdungs-Phänomene, die es auch heute gebe. Josef sei Vorbild für den Umgang damit, sowie mit oftmaligen Aufbrüchen und extrem herausfordernden Wegstrecken wie etwa nach Bethlehem und Ägypten. Er habe sich nicht geschont und sei immer an die Grenze seiner Kräfte gegangen, um dem Auftrag Gottes, seine Familie zu schützen, zu erfüllen. "Josef war kein weltfremder Träumer!"

 

Selbst Verantwortung übernehmen
Viele Wesenszüge von Josef seien auch in der Corona-Krise vonnöten und machten ihn zum idealen Fürsprecher, so die Botschaft des Innsbrucker Bischofs. "Wir brauchen einsatzbereite Leute, die nicht nur aus der Distanz kommentieren oder Theorien huldigen, sondern selbst Verantwortung übernehmen - so wie Josef." Zu den alten Herausforderungen seien viele neue dazugekommen, von psychischen Belastungen bis hin zu existenziellen Verunsicherung und sozialen Nöten. Um damit fertig zu werden, brauche es "inspirierte, geistvolle und verlässliche Kooperationen", als welche Glettler den Tiroler Josefi-Kreis bezeichnete. Dieser schließe sozial Engagierte aus den Bereichen Bildung, Gesundheit und Soziales zusammen, und zwar "quer über alle politischen und weltanschaulichen Grenzen hinweg". Um "innere Stabilität und Ausgeglichenheit" zu erreichen, empfahl der Bischof zudem auch einen "neuen, herzhaften, alltagsrelevanten Glauben". 

 

Rund um das Hochfest des Heiligen Josef finden in ganz Österreich Veranstaltungen zu Ehren des Patrons der Kirche statt, dem Papst Franziskus vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie auch ein ganzes "Jahr des heiligen Josef" gewidmet hat. In Tirol steht der Landespatron im Zentrum eines vierteiligen Gottesdienst-Zyklus, bei dem Diözesanbischof Glettler jeweils unterschiedliche Aspekte des Landesheiligen hervorhebt. Höhe- und Abschlusspunkt bildet am Sonntag eine Heilige Messe in der Pfarre Thaur, die ORF Radio Tirol um 10 Uhr live überträgt. Der Nährvater Jesu wird dabei als "Mannsbild und Leitbild für die heutige Vaterschaft" präsentiert.

 

Eine Meldung von  www.kathpress.at

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