Gedenktafel für mutige Frauen

Erinnerung an die Geheimdienstoperation „Greenup“ und jene Frauen, die dafür ihr Leben riskierten.

Seit Dienstag, 28. September 2021, erinnert eine Gedenktafel in der Innsbrucker Anichstraße 19 an die Operation Greenup. Die Operation des amerikanischen Militärgeheimdienstes in Tirol war ein zentraler Punkt für den Tiroler Widerstand und den Einsatz der US-Armee im April/Mai 1945 in Westösterreich. Tiroler Frauen haben diesen Einsatz maßgeblich unterstützt.

 

Veronika Praxmarer initiierte die Gedenktafel nach einer Exkursion des Gemeindemuseums Absam auf den Spuren der Operation Greenup in Innsbruck teil. Sie wünschte sich eine Erinnerung an die beteiligten Frauen. Sie nahm mit den Hausbewohnern und Eigentümern, darunter die Diözese Innsbruck Kontakt auf, die alle "sofort davon begeistert" waren.

LHStv. Ingrid Felipe, Manfred Weber, BM Johanna Obojes-Rubatscher, Bernhard Weber, Initiatorin Veronika Praxmarer und Bischof Hermann Glettler. Foto: Cincelli/dibk.at

Konspirativer Sammelpunkt

Übernommen von www.ibkinfo.at/operation-greenup-frauen

In Innsbruck hat der Widerstand von Frauen für die Operation Greenup eine konkrete Adresse: die Anichstraße 19. Dort beherbergten Margarethe Kelderer und ihre Schwester Eva Weber, beide aus Oberperfuss, im Frühjahr 1945 illegal Fred Mayer. Sie ermöglichten ihm so, Daten zu den Wehrmachtstransporten auf der Brennerstrecke und andere militärische und politische Informationen zu sammeln. Der in Oberperfuss versteckte Funker Hans Wijnberg leitete diese Informationen dann an die alliierten Kommandostellen in Süditalien weiter. Margarethe Kelderer stellte ihre Wohnung auch für Treffen Mayers mit Innsbrucker Regimegegnern, wie Georg Wallnöfer, Fritz Moser und Josef Heiss, zur Verfügung. Die Wohnung wurde zum konspirativen Sammelpunkt für militärische und politische Informationen, die den Kriegsanstrengungen der USA und Großbritanniens im Kampf gegen NS-Deutschland dienten. Die beiden Frauen übermittelten auch die Informationen an Hans Wijnberg.

Ende April gerieten die Männer und Frauen des Widerstands in Innsbruck durch einen Verräter in Gefahr. Eine Verhaftungswelle der Gestapo und eine für Anfang Mai geplante Massenhinrichtung sollten den Bestand des NS-Regimes in Tirol absichern. Auf der Flucht vor der Gestapo fand Fred Mayer in den Abendstunden des 20. April 1945 in der Anichstraße 19 Zuflucht. Obwohl die Gauleitung das Beherbergen von Ausländern ohne polizeiliche Erlaubnis bei Todesstrafe verboten hatte, nahm Margarethe Kelderer Fred Mayer in dieser Nacht auf.

Um etwa 23.00 Uhr drang eine Gruppe von acht Männern des Sicherheitsdienstes der SS bzw. der Gestapo in die Wohnung ein und nahm Fred Mayer und Eva Weber fest. Margarethe Kelderer bekam einen Haftaufschub, um sich von ihren bei ihrer Familie in Oberperfuss lebenden minderjährigen Kindern zu verabschieden. Sie flüchtete dann aber zu Fuß nach Bayern, wo sie in einem Kloster in München-Pasing bis zur Befreiung durch die US-Armee versteckt wurde. Fred Mayer wurde von der Gestapo in den folgenden Tagen in der Herrengasse schwer gefoltert und Eva Weber im Lager Reichenau inhaftiert.

Kampflose Übergabe
Bereits eine Woche später konnte dank der Vermittlung von Fred Mayer Innsbruck kampflos den alliierten Truppen übergeben werden. Damit war für Innsbruck das Ende des NS-Regimes und des Zweiten Weltkriegs eingeläutet. Eva Weber, eine jener Frauen, die das Rückgrat der Operation Greenup bildeten, verstarb allerdings nur wenige Wochen nach der Befreiung Innsbrucks vom Nationalsozialismus am 24. Mai 1945 nach einer Operation im Krankenhaus Innsbruck.