Ermutigung für den Synodalen Weg

Bischof Hermann vergleicht Synodalen Weg mit dem Wirken Jesu, der ebenfalls immer auf dem Weg gewesen ist.

Bischof Hermann Glettler hat am 6. August 2021 bei einem Festgottesdienst in Brixen zu einer herzhaften Teilnahme am Synodalen Weg ermutigt, wie in Papst Franziskus für die Weltkirche vorgegeben hat. Der offizielle Start in den Diözesen wird am 17. Oktober sein. Der Bischof nennt in seiner Predigt einige geistliche und kommunikative Voraussetzungen für das Gelingen von Synodalität. Ein synodaler Weg der Kirche ist eine bewusste Weggemeinschaft inmitten einer pluralen Gesellschaft.

Hier die Predigt im Wortlaut.

 

 

Foto: Schallner

Kirche muss mehr sein als bloße "Immobilienverwalterin"

Innsbrucker Bischof bei Gottesdienst in Brixen: Kirche braucht Mut zur Öffnung, soll weltweiten synodalen Prozess als Weggemeinschaft gehen - "Nicht krampfhaft verteidigen und festhalten, sondern aufbrechen: Das ist Synodalität"

Auf einen neuen gemeinsamen Aufbruch in der Kirche im Zuge des von Papst Franziskus ausgerufenen weltweiten synodalen Prozesses hofft der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler. Die Kirche der Zukunft dürfe nicht zu einer bloßen "Immobilienverwalterin" werden, sagte Glettler laut Pressedienst der Diözese Bozen-Brixen am Freitag bei einem Gottesdienst im Dom von Brixen in Südtirol. "Es braucht die Orte, es braucht die Liturgie, es braucht die Katechese - aber es braucht auch den Mut, neu aufzubrechen, neu sich zu öffnen. Nicht krampfhaft verteidigen und festhalten, sondern aufbrechen: Das ist Synodalität", hielt der Bischof fest. Der bis Herbst 2023 angelegte synodale Prozess dürfe deshalb nicht nur Kirchenthemen behandeln, "sondern muss alles hereinnehmen".

 

Der Begriff "Synodaler Weg" - geprägt vor allem vom entsprechend betitelten Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland - sei für viele ein Reizwort geworden, die befürchteten, "dass dadurch alles ausfranzt", sagte Glettler. Gleichzeitig wandte er sich dagegen, den Begriff quasi als Kampfansage unter dem Motto zu verstehen: "Koste es, was es wolle, es muss etwas verändert werden." Vielmehr gelte es, sich im Rahmen des vom Papst initiierten Erneuerungsprozesses auf eine Weggemeinschaft einzulassen und nicht "vom Schreibtisch aus" zu debattieren.

 

Glettler verglich den synodalen Weg mit dem Wirken Jesu, der ebenfalls immer auf dem Weg gewesen sei. "Der synodale Weg beginnt, indem man sich zunächst zurücknimmt. Er beginnt mit einem gemeinsamen Nachdenken, mit der inneren Bereitschaft, sich nicht treiben zu lassen. So beginnt jeder christliche Weg. "Wir suchen uns auch nicht aus, wer mit uns geht. Erst langsam während des Gehens merkt man, dass man gemeinsam auf dem Weg ist. Beim Gehen tauscht man sich aus", sagte der Innsbrucker Bischof.

 

Glettler äußerte sich in einer Predigt beim jährlichen Titularfest der Priestergemeinschaft "Foedus Sacerdotale" (dt.: Priester-Liga) im Brixener Dom. Vor knapp 500 Jahren (1533) gegründet, gehören ihr aktuell 82 Priester aus der Diözese Brixen-Bozen und 31 aus Innsbruck an. Ziel der Gemeinschaft ist die Pflege der Solidarität zwischen den Priestern und das Gedenken im Gebet für die lebenden und verstorbenen Mitglieder.

 

Der Eucharistiefeier im Brixener Dom stand  der Südtiroler Bischof Ivo Muser vor, Auch der emeritierte Erzbischof von Trient, Luigi Bressan, und der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Kasper feierten die Messe mit. Im Anschluss stellte Erika Kustatscher, Direktorin des Diözesanarchivs Bozen, ihr neues Buch über die Geschichte der Priestergemeinschaft vor. Die wissenschaftliche Publikation erschließe in der Forschung insofern Neuland, als der Typus Priesterbruderschaft bislang international wenig und für Tirol überhaupt nicht erforscht sei, teilte die Diözese Bozen-Brixen dazu mit.

 

Weitere Meldungen zum Thema Synodalität und zur Bischofssynode im Kathpress-Themenschwerpunkt unter: www.kathpress.at/synodalitaet

 

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

Predigt von Bischof Hermann

Die Gemeinschaft kommt in besonderer Weise auch in der jährlichen gemeinsamen Feier des Titularfestes zum Ausdruck. Dieses findet immer am Fest der Verklärung Christi, am 6. August, im Brixner Dom statt. Dabei wird am Salvator-Altar das lateinische Gebet des Foedus gesprochen.

 

Beim heutigen Gottesdienst hat der Innsbrucker Diözesanbischof die Predigt gehalten. Bischof Glettler sagte eingangs, dass es angezeigt sei, zu unterstreichen, „wie wichtig es ist, als Priester zusammen zu halten und dass wir eine Gemeinschaft des Weges bilden.“ Den gemeinsamen Weg, den die Kirche mit der anstehenden Synode eingeschlagen hat, stand dann in Zentrum der Ausführungen Glettlers: „Papst Franziskus hat jetzt für die gesamte Kirche einen Erneuerungsprozess, den synodalen Weg vorgeschlagen. Er beginnt in allen Diözesen weltweit am 17. Oktober. Der Begriff ‚Synodaler Weg‘ ist für viele ein Reizwort geworden, weil sie befürchten, dass dadurch alles ausfranzt. Auf der anderen Seite wird der Begriff als Kampfansage verstanden: Koste es, was es wolle, es muss etwas verändert werden.“

 

Bischof Glettler verglich den Synodalen Weg mit dem Wirken Jesu, der ebenfalls immer auf dem Weg gewesen sei. „Der Synodale Weg beginnt, indem man sich zunächst zurücknimmt. Er beginnt mit einem gemeinsamen Nachdenken, mit der inneren Bereitschaft, sich nicht treiben zu lassen. So beginnt jeder christliche Weg. Wir suchen uns auch nicht aus, wer mit uns geht. Erst langsam während des Gehens merkt man, dass man gemeinsam auf dem Weg ist. Beim Gehen tauscht man sich aus“, sagte Glettler.

Weiters sagte Bischof Glettler, dass man den Mut haben müsse, aufzubrechen: „Was ist Kirche? Ist Kirche künftig nur noch eine Immobilienverwalterin? Es braucht die Orte, es braucht die Liturgie, es braucht die Katechese, aber es braucht auch den Mut neu aufzubrechen, neu sich zu öffnen. Nicht krampfhaft verteidigen und festhalten, sondern aufbrechen: Das ist Synodalität. Der Synodale Weg darf deshalb nicht nur Kirchenthemen behandeln, sondern muss alles herein nehmen.“

 

Abschließend sagte der Innsbrucker Diözesanbischof, dass man den Synodalen Weg mit Herz gehen müsse und keine Mühe scheuen dürfe: „Wir dürfen nicht vom Schreibtisch aus debattieren, sondern müssen uns auf eine Weggemeinschaft einlassen.

 

Den Gottesdienst musikalisch mitgestaltet hat das "Foedus-Quartett", an der Orgel spielte Domkapellmeister Heinrich Walder.

 

Neues Buch über die Priestergemeinschaft vorgestellt 

In der Hofburg Brixen stellte anschließend Erika Kustatscher, Direktorin des Diözesanarchivs Bozen, ihr neues Buch über die Geschichte der Priestergemeinschaft vor. Es trägt den Titel "Priesterliche Vervollkommnung und Seelsorge im Raum der alten Diözese Brixen: Das Foedus Sacerdotale zwischen Katholischer Reform und Gegenwart". Die Monographie behandelt die Geschichte des 1533 in Brixen gegründeten Priestermessbundes, der seither in ungebrochener Kontinuität in der alten Diözese Brixen bestand und bis zum heutigen Tag weiterlebt. Mit der wissenschaftlichen Publikation wird in der Forschung insofern Neuland erschlossen, als der Typus Priesterbruderschaft bislang international wenig und für Tirol überhaupt nicht erforscht ist. Ein online verfügbarer Anhang erfasst sämtliche Mitglieder und gibt deren biographische Eckdaten an.

Foto: Diözese Bozen-Brixen

Foto: Konrad Willeit, Brixen