Einander zum Segen: Tag des Judentums

Online-Veranstaltung zur „Bedeutung der Tora für Juden und Christgläubige“ am 18. Jänner 2021

Der Tag des Judentums am Sonntag, 17. Jänner, geht in Österreich der internationalen "Gebetswoche für die Einheit der Christen" (18. bis 25. Jänner) voraus. Trotz vieler Unterschiede sind alle christlichen Konfessionen im Judentum verwurzelt. In Tirol war zu diesem Termin ursprünglich die feierliche Übergabe einer restaurierten 100 Jahre alten Torarolle an die jüdische Gemeinde geplant. Aufgrund der Corona-Bestimmungen findet nun eine Online-Veranstaltung zur „Bedeutung der Tora für Juden und Christgläubige“ am 18. Jänner 2021 statt. 

 

Die Spendenaktion „Einander zum Segen werden“, die die Restaurierung maßgeblich unterstützt hat, schließt mit dem Tag des Judentums 2021 ab. Mehr als 8.000 Euro wurden von christlichen Initiativen und Kirchen gespendet. Die Initiative dafür ging von Superintendent Olivier Dantine aus. Für ihn und Bischof Hermann Glettler ist das ein Zeichen der Wertschätzung, Dankbarkeit und freundschaftlichen Verbundenheit. Die Rolle, aus der im Gottesdienst vorgelesen wird, enthält die fünf Bücher Mose. Sie entspricht dem Alten Testament und gilt damit nicht nur gläubigen Juden als heilig. Die Übergabe findet zu einem späteren Zeitpunkt statt. 

 

Aufwändige Arbeit 

Ein sogenannter Sofer (Schreiber) hat in monatelanger Handarbeit die schadhaften Stellen auf der Pergamentrolle ausgebessert, hat unleserlich gewordene hebräische Schriftzeichen Buchstabe für Buchstabe nachgezeichnet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, hat aber seinen Preis. Die Restaurierung kostet die Israelitische Kultusgemeinde knapp 13.000 Euro.Das Komitee für christlich-jüdische Zusammenarbeit, die Diözese Innsbruck, die Evangelische Kirche und der Bischof-Stecher-Gedächtnisverein halfen bei der Finanzierung. Über einen gemeinsamen Spendenaufruf sind mehr als 8.000 Euro zusammengekommen. Das Komitee für christlich-jüdische Zusammenarbeit hat Bischof Reinhold Stecher 1989 ins Leben gerufen, um „überkommene Schranken abzubauen, sich verstärkt der Gemeinsamkeiten klar zu werden und Wege zueinander zu ebnen.“ 

 

Drei Anliegen 

Für Magdalena Modler-El Abdaoui, Fachreferentin für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog, gibt es drei Anliegen zum Tag des Judentums: „Erstens ein Freundschaftsanliegen als Fundament eines fruchtbaren Dialogs im gegenseitigen spirituellen und menschlichen Interesse. Zweitens ein deutliches Signal in die Zivilgesellschaften Europas hinein, wo Antisemitismus wieder salonfähiger wird: Wir stehen verbunden miteinander dagegen auf! Das dritte Anliegen ist ein theologischer Austausch im gemeinsamen fragen und forschen, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszufinden.“ 

 

Mit Abschluss der Spendenaktion „Einander zum Segen werden“ liege nahe, sich mit der Bedeutung der Tora auseinanderzusetzen. Der Bischof von Innsbruck und der Superintendent der Evangelischen Kirche für Salzburg und Tirol laden dazu ein, an der Online-Veranstaltung „Bedeutung der Tora für Juden und Christgläubige“, Haus der Begegnung Innsbruck, am 18. Jänner von 20 bis 21.30 teilzunehmen (https://hdb.dibk.at/Termine/ONLINE-Tag-des-Judentums). 

 

Über den Tag des Judentums 

Im Jahr 2000 wurde in Österreich der Tag des Judentums am 17. Jänner eingeführt. Er soll bewusst halten, dass das Christentum ist in seinem Selbstverständnis wesentlich mit dem Judentum verbunden ist. Das Datum für den Tag des Judentums ist bewusst gewählt: es ist der vorangehende Tag zur anschließenden weltweiten „Gebetswoche für die Einheit der Christen“, die durch die Besinnung auf die gemeinsame Verwurzelung im Judentum inspiriert werden soll. Zugleich soll auch das Unrecht an jüdischen Menschen und ihrem Glauben in der Geschichte thematisiert werden. 

 

Gebetswoche für die Einheit der Christen 

Von 18. bis 25. Jänner findet die internationale "Gebetswoche für die Einheit der Christen" statt. Während dieser Ökumene-Woche kommen weltweit Christen aus unterschiedlichen Konfessionen zusammen, um gemeinsam für die Einheit der Christenheit zu beten - heuer allerdings eingeschränkt durch die Schutzbestimmungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Inhaltlich ist die Gebetswoche 2021 inspiriert vom kontemplativen Gemeinschaftsleben der Schwestern von Grandchamp in der Schweiz. 

 

Der traditionelle zentrale Gottesdienst des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) zur Weltgebetswoche findet am Mittwochabend, 20. Jänner, um 18 Uhr statt und wird im Livestream (über die Website des ÖRKÖ: www.oekumene.at) aus der evangelisch-methodistischen Kirche in der Wiener Sechshauser Straße übertragen. Geplant sind u.a. Videozuschaltungen von Kirchenvertretern aus ganz Österreich.

Im Rahmen des christlich-jüdischen Dialogs wurde eine 100 Jahre alte Tora-Rolle aus der Innsbrucker Synagoge restauriert: v.l. Präsident Günter Lieder, Bischof Hermann Glettler, Obmann Peter Jungmann und Superintendent Olivier Dantine. Foto: Diözese Innsbruck/Gstaltmeyr