Ein Jahr Corona: Chatberatung der Telefonseelsorge bietet rasche Hilfe

Nach einem Jahr Corona zieht die Telefonseelsorge Innsbruck – Notruf 142 in ihrem Jahresbericht Bilanz und weist auf die psychischen Belastungen hin, die mit dieser Ausnahmesituation einhergehen.

Vor allem junge Menschen suchen Hilfe bei der Chatberatung der Telefonseelsorge – die Anfragen haben sich im vergangenen Jahr vervierfacht.

Astrid Höpperger, Leiterin der Telefonseelsorge Innsbruck – Notruf 142, im Rückblick auf ein Jahr Corona: „Bei vielen Menschen führte diese gesellschaftliche Krise auch zu einer individuellen Krise, zu Verunsicherung und Entmutigung. Angst war und ist bei einem großen Teil der Bevölkerung eine der vorherrschenden Emotionen. Dazu kommen nach einem Jahr Müdigkeit, Erschöpfung, Resignation. Die Batterien sind bei vielen leer.“

 

Durch die sogenannten „lockdowns“ hat sich die soziale Isolation vieler Menschen verstärkt. „Homescooling“ und „Homeoffice“ haben viele Familien an den Rand der Belastbarkeit gebracht. Für psychisch vorbelastete Menschen war und ist die Situation quasi ein Potenzierer ihrer Leidenszustände. Arbeitslose Menschen, GastronomInnen und Kunstschaffende haben ein Jahr mit Existenzängsten hinter sich. SchülerInnen und Studierende haben ein Jahr fehlender Struktur, sozialer Isolation und mangelnder Perspektiven erlebt.

 

Die sogenannte „Pandemiemüdigkeit“, präsentiert sich bei jungen Menschen besonders ausgeprägt; ist es doch gerade für junge Menschen essentiell, selbstbestimmt und aktiv ihr Leben zu gestalten.

 

Im Sofortchat der Telefonseelsorge suchen vor allem 15- bis 30-Jährige Hilfe über das geschriebene Wort, weil ihnen das Schreiben näherliegt als das Anrufen. „Die Zahlen zeigen, dass seit der Corona-Krise deutlich mehr junge Menschen online Hilfe und Unterstützung bei der Telefonseelsorge gesucht haben als im Jahr davor. Insgesamt hat sich die Anzahl der geführten Chats im Corona-Jahr vervierfacht“, erläutert Höpperger.

 

Hinsichtlich der Themen gab es einen deutlichen Wandel zum Vorjahr.  Ängste und Depressionen standen 2020 in der Chatberatung an der Spitze.

 

„Oft bringt das Schreiben über das, was beschäftigt, eine erste Entlastung für junge Menschen. Probleme können sortiert und gemeinsam nach Lösungen gesucht werden“, weiß Burgi Stemberger, die die Onlineberatung der Telefonseelsorge Innsbruck koordiniert. Im Schutz der Anonymität öffnen sich Menschen häufig leichter und schneller, sodass auch schambesetzte Themen wie selbstverletzendes Verhalten, Suizidgedanken, Missbrauch oder Suchtproblematiken angesprochen werden. Die Referentin für Online-Beratung meint: „Die Erfahrung zeigt, dass Beratungen über das Internet trotz der räumlichen Distanz sehr emotional sein können. Paradoxerweise entsteht gerade durch die Niederschwelligkeit der Chatberatung eine oft sehr große Nähe.“

 

Zuhören, Mitgehen, Entlasten ist das Angebot der Telefonseelsorge, sowohl am Telefon als auch in der Mail- und Chatberatung. „Ein Gespräch oder ein Chat kann vieles leichter machen“, meint Astrid Höpperger. „Gemeinsam mit den Anrufenden bzw. den online Ratsuchenden versucht die Telefonseelsorge Wege im Umgang mit der Pandemie und weiteren schwierigen Lebenssituationen zu finden. Und wir machen die Erfahrung, dass dann doch wieder viele Hoffnung und Mut schöpfen.“

 

Das Telefon mit der Notrufnummer 142 steht rund um die Uhr zur Verfügung, Mails werden innerhalb von 48 Stunden beantwortet und die Chatberatung ist täglich unter www.telefonseelsorge.at von 17 bis 22 Uhr erreichbar.

 

Telefonseelsorge Innsbruck 

Notruf 142 (ohne Vorwahl aus ganz Tirol)

Chat- und Mailberatung: www.telefonseelsorge.at

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Foto: Bruno Moriggl