Ein Genie mit Tirolbezug

Vor 500 Jahren wurde Petrus Canisius geboren – von Jozef Niewiadomski

Ein Genie! Das war er auf jeden Fall. Schon zu Lebzeiten in aller Munde, wurde er nach seinem  Tod weltberühmt, erlangte gar einen Popularitätsgrad, den nicht einmal die Hollywoodstars zustande bringen. Jedes katholische Kind auf der ganzen Welt – und dies jahrhundertelang – lernte Formeln, die aus seiner Feder stammten. War er doch Autor eines der erfolgreichsten Bücher aller Zeiten. Mit über 1000 Auflagen, übersetzt in alle möglichen Sprachen, stand der “Katechismus” des Petrus Canisius lange für katholische Mentalität der Neuzeit.

1521 in Nimwegen (heute Holland) geboren, ist dieser Jesuit der ersten Stunde ein moderner Mensch gewesen. Er trat nicht – wie dies die Tradition nahelegte – in die Fußstapfen seines erfolgreichen Vaters, suchte vielmehr nach Alternativen, probierte sich gar als “Aussteiger”, um sich dann dem “neuesten Schrei” kulturpolitischer Strömungen mit Haut und Haaren zu verschreiben: er trat in den nicht einmal zwei Jahre alten Jesuitenorden ein. Förmlich schien er – den Freaks der Computertechnologien aus dem Silicon Valley nicht ganz unähnlich – den richtigen Riecher in Sachen Zukunft zu haben. Im Hinblick auf die Mobilität kaum zu übertreffen, durchquerte er ganz Europa, legte mehr als 100 000 Kilometer zurück: Meist zu Fuß!  Gerade als Jesuit brachte er die moderne Weltanschauung zur Vollendung. Er setzte auf Bildung als das entscheidende Mittel der Karriereplanung. Diesem Migranten par excellence verdankt Europa zahlreiche Gymnasien, die später zu Universitäten mutierten. Auch in Innsbruck hat er das Kolleg der Jesuiten mit dem Gymnasium eröffnet.

Aufbauend auf dieser schon bald als renommiert geltenden Schule gründete dann Kaiser Leopold die Innsbrucker Universität. So ganz abwegig ist also die Frage nicht, wie es denn um Tirol im Allgemeinen und um Innsbruck im Besonderen heute bestellt wäre, hätte der umtriebige Europäer bei seinen Reisen die Alpenstadt links liegen gelassen. Den weltweiten Ruf verdankt nämlich die spätere Olympiastadt auf jeden Fall zuerst den Jesuiten und dem Collegium Canisianum. Unzählige Absolventen, darunter etliche Bischöfe, Kardinäle und Professoren aus allen fünf Kontinenten haben hier studiert, machten damit die  hiesige Universität weltberühmt.

Petrus-Canisius-Mosaik am Innsbrucker Canisianum – Foto: Hölbling

Zum Autor

Jozef Niewiadomski – Priester und em. Professor für Dogmatik an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck

Foto: Theologische Fakultät