Bischof gegen Abschiebung eines afghanischen Lehrlings

Innsbrucker Bischof und Tiroler Soziallandesrätin wenden sich in offenen Brief an die Bundesregierung - Abschiebestopp während Lehre für alle Aufenthaltstitel gefordert

Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler setzt sich gemeinsam mit der Tiroler Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Grüne) für den Verbleib eines von Abschiebung bedrohten afghanischen Lehrlings ein. In einem offenen Brief haben sich die beiden jetzt an die Bundesregierung gewandt, wie die "Tiroler Tageszeitung" (TT) am Donnerstag berichteten.

 

Der Afghane arbeitet demnach in einem Hotel in Mayrhofen im Zillertal; nach Erreichen der Volljährigkeit verliert er den Status der subsidiären Schutzbedürftigkeit. "In den letzten Jahren wurden Abschiebungen von Lehrlingen ausgesetzt. Scheinbar gilt das jetzt nicht mehr", zeigten sich Glettler und Fischer in ihrem Schreiben enttäuscht. Als Minderjähriger habe der Lehrling aufgrund von Terror und Verfolgung Familie und Freunde hinter sich gelassen. "Dass ein Minderjähriger einen solchen Weg geht und sich in vorbildlicher Weise integriert, verdient unseren größten Respekt", wurde Glettler in der TT zitiert. "Wir sollten dankbar diese Talente in unserer Gesellschaft aufnehmen, gerade in Berufen, wo dringend junge Kräfte gebraucht werden."

 

Der Bischof und die Grünpolitikerin fordern den Stopp aller geplanten Abschiebungen in den Krisenstaat Afghanistan. "Afghanistan ist entgegen allen beschönigenden Länderfeststellungen nicht sicher, schon gar nicht für Rückkehrer aus Europa", argumentieren die beiden. Auch das Außenministerium benenne klar die wiederholten Terroranschläge, kriminellen und gewalttätigen Übergriffe, Einschüchterungen und Erpressungen in dem von den islamistischen Taliban bedrohten Land.

 

Und der Abschiebestopp während der Lehre müsse für alle Aufenthaltstitel gelten, fordern Glettler und Fischer. "Wer eine Lehre macht, sich eine Zukunft aufbaut, muss auch die Sicherheit haben, dass dieser Weg bis zu einer fertigen Berufsausbildung führt." Da lokale Gegebenheiten "nur vor Ort sachgerecht beurteilt werden" könnten, sei eine verstärkte Mitsprache in Bleiberechtsfragen für Länder und Gemeinden notwendig.

 

Die Tiroler Integrations- und Sozialreferentin wandte sich laut der TT mit einem Anliegen an die Bundesregierung, der auch ihre eigene Partei angehört: "Sollte die derzeitige Rechtslage solche Entscheidungen tatsächlich vorsehen, braucht es dringend eine Korrektur. Das humanitäre Bleiberecht darf kein totes Recht sein." Die Zeitung nannte es "pikant", dass die Tiroler Grünpolitikerin gemeinsam mit dem Innsbrucker Bischof bei ihren Parteifreunden in Wien für den Verbleib des Lehrlings kämpfen muss.

 

Tiroler Herz für Flüchtlinge 

Nicht nur der Bischof, auch andere Tiroler Kirchenvertreter setzen sich für einen humanen Umgang mit Geflüchteten ein. Der "Tiroler Sonntag" (aktuelle Ausgabe) berichtet von Mahnwachen in Reutte und Hall, die an das Los der Flüchtlinge in aller Welt erinnern sollten. Bereits seit Ende Jänner gebe die Mahnwache jeden Samstag am Kirchplatz in Reutte, viele tausend Euro seien schon für Hilfsprojekte gesammelt worden.

 

In Hall habe man jetzt nachgezogen. Laut Sr. Notburga Maringele wolle man die Aktion so lange durchführen, "bis Menschen aufgenommen werden". Ein von den Tertiarschwestern in Hall an der Klostermauer angebrachtes Plakat, das mit Worten von Bundespräsident Alexander Van der Bellen gegen die Abschiebung von Kindern protestierte und gleiche Solidaritätsbekundungen in vielen anderen Ordenshäusern auslösten, wurde übrigens von Unbekannten heruntergerissen.

 

Auch die Aktion "Talentevermehrung" der Pfarre Schwaz-St. Barbara kommt u.a. Hilfsorganisationen zugute, die sich auf Lesbos für Flüchtlinge einsetzen, berichtete der "Tiroler Sonntag".

 

Eine Meldung von www.kathpress.at