Bischöfe beten mit geflüchteten Ukrainern um Frieden

Gottesdienst mit Familien im Rahmen der Bischofskonferenz in Maria Waldrast - Ukrainischer Generalvikar Kolasa: "Während wir hier beisammen sind, schlagen Raketen in allen Teilen der Ukraine in Wohngebieten ein"

Die österreichischen Bischöfe haben im Rahmen ihrer Vollversammlung Geflüchtete aus der Ukraine getroffen und mit ihnen für den Frieden in ihrer Heimat gebetet. Unter den rund fünfzig Kriegsflüchtlingen war auch eine Gruppe taubstummer Kinder, die derzeit im kirchlichen Haus Marillac in Innsbruck untergebracht sind. Ort der Begegnung und des Gebets am Montagabend war das Wallfahrtskloster Maria Waldrast unweit des Tagungsortes der Bischofskonferenz in Matrei am Brenner.

 

Begleitet wurde die Gruppe - unter ihnen fast ausschließlich ukrainische Mütter mit ihren Kindern sowie junge Erwachsene - vom Generalvikar im Ordinariat für die Gläubigen der katholischen Ostkirchen in Österreich, Yuriy Kolasa. "Während wir hier beisammen sind, schlagen Raketen in allen Teilen der Ukraine in Wohngebieten ein", schilderte der aus der ukrainischen Erzeparchie Lemberg stammende Priester im Rahmen des Gottesdienstes mit den Bischöfen die Lage. "Es gibt bereits tausende Opfer, darunter Frauen, Frauen und ältere Menschen." Gleichzeitig entwickle sich eine "humanitäre Katastrophe" im Land. Millionen seien auf der Flucht, tausende Frauen und Kinder suchten Schutz in Österreich.

 

Vor diesem Hintergrund zeigte sich Kolasa namens der Geflüchteten "tief berührt" von der großen Solidarität und Hilfsbereitschaft in Österreich. "Sie haben heute diesen geflüchteten Familien ihre Menschenwürde und Lebensfreude zurückgegeben", sagte Kolasa an die Bischöfe gerichtet, die nach dem Gottesdienst zu einem gemeinsamen Abendessen im Kloster geladen hatten.

 

Im Rahmen des Gottesdienstes mit den Bischöfen beteten und sangen Kolasa sowie ein kleiner Chor der ukrainischen Gemeinde in Innsbruck den Hymnos Akathistos. Dieses Marienlob aus Konstantinopel gilt als weltweit älteste Mariendichtung. Er wird seit über 1.200 Jahren in der byzantinisch-ostkirchlichen Tradition gesungen, "in der Ukraine und ebenso in Russland", wie Kolasa betonte.

 

Der Wallfahrtsort Maria Waldrast und das dazugehörenden Servitenkloster wurde 1392 erstmals urkundlich erwähnt. Das Kloster liegt auf 1.641 Metern unterhalb der Serles, dem "Hochaltar Tirols". Es ist damit eines der höchstgelegenen Klöster Europas.

 

Zu den Maria Waldrast-Pilgern zählen auch ukrainische Katholiken, die seit 1899 eine Gemeinde in Innsbruck bilden. Grund dafür war auch der Umstand, dass regelmäßig ukrainische Priester am Innsbrucker Canisianum Theologie studierten. Zu den bekanntesten unierten Geistlichen, die in Innsbruck ihre akademische Ausbildung erhielten, zählt der spätere Großerzbischof der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, Kardinal Jossyf Slipyj (1892-1984).

 

Geschwisterlichkeit statt "Rauschpotential der Macht" 

Eröffnet wurde der zweite Tag der Vollversammlung der Bischofskonferenz am Dienstagmorgen mit einer Messe im Bildungshaus St. Michael. In der Predigt ging der Wiener Weihbischof Franz Scharl auf das Tagesevangelium ein, das "wie Chilli ist: scharf und gesund". Die Worte Jesu, dass es für Christen "nur einen Vater, einen Meister und einen Lehrer gibt",  seien ein bleibender Maßstab und Anspruch. "Der Größte unter euch, soll euer Diener sein", diese Weisung des Herrn richte sich gegen das "Rauschpotential der Macht" und die "Gefahr der Selbstinszenierung".

 

Papst Franziskus habe den Geist dieser Worte Jesu zuletzt in der Enzyklika "Fratelli tutti" auf die brennenden Herausforderungen für Welt und Kirche hin aktualisiert. Das päpstliche Dokument mit der Generalperspektive der Geschwisterlichkeit böte auch eine christliche Antwort auf den Krieg in der Ukraine, so Scharl.

 

Eine Meldung von www.kathpress.com 

Fotos: dibk.at