Abschiebungen: Protestaktion der Orden zieht immer weitere Kreise

An immer mehr Klostermauern und weiteren kirchlichen Einrichtungen hängt ein Plakat mit dem Zitat von Bundespräsident Van der Bellen: "Ich kann und will nicht glauben, dass wir in einem Land leben, wo dies [Kinder abschieben] wirklich notwendig ist"

Die von den Tiroler Tertiarschwestern ausgehende Protestaktion gegen die jüngste Abschiebung von drei Schülerinnen nach Georgien und Armenien zieht immer weitere Kreise. Gut sichtbar hatten die Schwestern an der Wand ihres Klosters in Hall in Tirol neben einer stark befahrenen Straße ein Plakat mit einem Satz aus der Rede von Bundespräsident Alexander Van der Bellen platziert, in der dieser die Abschiebung der Kinder kritisierte: "Ich kann und will nicht glauben, dass wir in einem Land leben, wo dies [Kinder abschieben, Anm.] wirklich notwendig ist." Inzwischen zieren Plakate mit diesem Text zahlreiche weitere Klostermauern.

An der Aktion beteiligen sich inzwischen 33 Frauen- und Männerorden in ganz Österreich, weitere Ordenseinrichtungen wie das Don Bosco Sozialwerk oder das Kardinal König Haus in Wien, die Österreichische Ordenskonferenz, die regionale Tiroler Ordenskonferenz sowie in Salzburg die Katholische Hochschulgemeinde, das Afro-Asiatische Institut und die Katholische Hochschuljugend. Auch Pfarren in Wien sind mit dabei.

"Die Politik muss dem Recht folgen, aber zugleich müssen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, das Recht im humanitären Sinn und zum Schutz von Kindern, Jugendlichen und bedrohten Menschen auszulegen und anzuwenden", heißt es in einer Stellungnahme der Tiroler Ordenskonferenz. Die Anwendung des Buchstabens des Gesetzes ohne Rücksicht auf humanitäre Erfordernisse in konkreten Einzelfällen könne zu Unrecht führen, so die Vorsitzenden der Ordenskonferenz, Sr. Pauline Thorer, und Abt Raimund Schreier.

Die Orden Tirols würden auch die Forderung des Innsbrucker Diözesanbischofs Hermann Glettler unterstützen, der mehrfach und mit Nachdruck eingemahnt hat, als sofortige humanitäre Maßnahme Familien, die bereits einen positiven Asylbescheid haben, aus den Flüchtlingslagern auf Lesbos und auf anderen griechischen Inseln aufzunehmen.

Treibende Kraft hinter dem Plakat war Sr. Notburga Maringele, die sich seit ihrem Ordenseintritt 1980 vehement für jene Menschen einsetzt, die ihren Beistand brauchen - Flüchtlinge, sozial am Rand stehende Menschen, Personen mit geistiger oder körperlicher Beeinträchtigung. In der "Tiroler Tageszeitung" am Wochenende sagte die Ordensfrau wörtlich: "Ich träume davon, dass die Regierung zugibt, dass sie über das Ziel hinausgeschossen ist und zu wenig an das Kindeswohl gedacht hat. Es ist furchtbar, wie die Abschiebung stattgefunden hat; in der Nacht und dann noch mit Hunden. Es geht auch darum, dass so etwas nicht mehr so leicht möglich ist."

Statt Gleichgültigkeit und Härte sei die Grundhaltung der Geschwisterlichkeit gefragt, so Sr. Notburga: "Wenn wir mit allen Geschöpfen verschwistert sind, geht uns auch das Schicksal der abgeschobenen Kinder und der vielen Kinder in den Flüchtlingslagern etwas an." (Infos: www.ordensgemeinschaften.at)

Eine Meldung von www.kathpress.at

Foto: Tertiarschwestern Hall