900 Jahre Prämonstratenser

Am Norbertisonntag, dem 6. Juni 2021, wurde in der Stiftskirche Wilten mit Hauptzelebrant Kurienkardinal Marc Ouellet ein Pontifikalamt zum 900-Jahr-Jubiläum des Prämonstratenser-Ordens gefeiert. Die Wiltener Sängerknaben, unter der Leitung von Johannes Stecher, sangen die Credomesse von Wolfgang Amadeus Mozart.

Norbert von Xanten legte am Weihnachtsfest 1121 mit einigen Gleichgesinnten in Prémontré/Nordfrankreich die Ordensgelübde ab. Das war die Geburtsstunde des Prämonstratenserordens. Der Orden feiert aus diesem Anlass 2021 sein 900-Jahr-Jubiläum.

 

Die Jubiläumsjahr-Eröffnung fand am 29. November 2020, in Strahov/Prag, wo die Gebeine des Hl. Norbert ruhen, durch den Generalabt des Ordens, Jos Wouters, statt.

 

Prämonstratenserinnen und Prämonstratenser sind bis heute weltweit tätig, um das Charisma ihres Gründers, des Hl. Norbert von Xanten, weiterzutragen.

 

Eine Erneuerung der Kirchlichkeit
Kardinal Marc Ouellet ging in seiner Predigt auf das Ur-Charisma, die Geschichte und die Zukunft des Prämonstratenserordens ein. 

„Vor neunhundert Jahren hat der Hl. Norbert mit den Prämonstratensern einen Orden im Dienst des Evangeliums und der Erneuerung gegründet. Die Prämonstratenser machen sich in ihrem Jubiläumsjahr die Geschichte und den Geist ihres Charismas wieder zu eigen, in der Spur der vom Zweiten Vatikanischen Konzil gewollten und heute von Papst Franziskus geforderten Erneuerung.“ 

„Welche Bedeutung hat das Charisma der Prämonstratenser heute, zu Beginn des dritten Jahrtausends“, fragte Kardinal Ouellet die anwesende Gemeinde.

 

„Ihr sollt eine Gemeinschaft des Glaubens an den auferstandenen Christus sein, die sich der Übung der evangelischen Räte von Armut, Keuschheit und Gehorsam verpflichtet, in einem Gemeinschaftsleben, das beständig ist, brüderlich und freudvoll. Darin besteht euer Zeugnis, das jenes der Apostel und der Urgemeinden abbildet. Dies ist das Ur-Charisma der Prämonstratenser, das im Einklang steht mit Eurem kanonischen Statut, das auf die Verkündigung des Wortes Gottes und die Spendung der Sakramente an das Volk Gottes ausgerichtet ist. Freut euch, liebe Freunde, über dieses historische Erbe Eurer augustinischen und norbertinischen Lebensregel! In der Vielfalt Eurer ethnischen und kulturellen Herkunft hält sie Euch zusammen im strahlenden Zeugnis der Gegenwart des Reiches Gottes“, so Kardinal Ouellet.

 

Zum Abschluss seiner Predigt wünschte Kardinal Ouellet dem Prämonstratenserorden „an diesem neunhundertsten Jahrestag Eurer Gemeinschaft“ die Gnade einer „Erneuerung der Kirchlichkeit“. „Eine Erneuerung des Zeugnisses des schwesterlichen und brüderlichen Lebens, das gegründet ist auf die Gegenwart des Auferstandenen und auf die Teilhabe an seinem Geist. Gebe Gott, dass, nach dem Beispiel des Heiligen Norbert, unser begeisterter Glaube an den menschgewordenen Sohn Gottes, unsere Liebe zum Licht seines Wortes und zu seiner eucharistischen Gegenwart, uns dazu befähigt, uns leidenschaftlicher für die Erneuerung der Kirche einzusetzen, die Papst Franziskus heute vorantreibt durch die Verkündigung des Evangeliums an die Armen.“

Kardinal Marc Ouellet bei seiner Predigt in der Stiftskirche Wilten – Fotos: Stift Wilten/Sigl

Prämonstratenser in Wilten

Die Gründungslegende des Stiftes Wilten geht auf den Riesen Haymon zurück. So berichtet die Sage, dass ein Riese namens Haymon, ein germanischer Einwanderer, nach einem Kampf mit dem einheimischen Riesen Tyrsus, den er dabei erschlagen hatte, zur Sühne ein Kloster erbaut habe (um 878).

 

Bereits vor 1138 wurde auf Wunsch des Brixener Diözesanbischofs Reginbert ein Konvent von Säkularpriestern von Prämonstratensern aus Rot an der Rot (heute: Baden-Württemberg) abgelöst. Ihre Gemeinschaft wurde am 30. April 1138 von Papst Innozenz II. bestätigt. Diese Gründungsurkunde ist heute noch im Original im Stiftsarchiv erhalten und verwahrt.

So leben, beten und wirken nun seit mehr als 880 Jahren die Söhne des Heiligen Norbert am Fuße des Bergisel.

Die Wiltener Sängerknaben musizierten „mit Abstand und auf mehreren Ebenen“ Mozarts Credomesse.

Norbert von Xanten – der Gründer des Prämonstratenser-Ordens

Als Adeliger, zum Viktorstift in Xanten am Niederrhein gehörig und gut ausgebildet, konnte Norbert von Xanten mit einer hohen kirchlichen Karriere rechnen und genoss das Leben. Ein erschütterndes Erlebnis im Jahr 1115, im Alter von gut 30 Jahren, verstand er als Anruf Gottes, ein radikaleres Leben zu beginnen.

 

Er lebte zunächst als Einsiedler und zog dann als Wanderprediger umher. Er konnte dabei oftmals auch bei Streitigkeiten Frieden stiften.

 

Wegen seiner Verkündigung und seines Beispiels schlossen sich ihm Menschen an, die sein Leben teilen wollten. Norbert wurde schließlich mit seinen Gefährten sesshaft. In kurzer Zeit entstanden zahlreiche Klöster für Frauen und Männer. 1126 erhielt Norbert in Rom vom Papst die Bestätigung der prämonstratensischen Lebensweise nach der Regel des Hl. Augustinus.

 

Im Sommer 1126 wurde Norbert zum Bischof für Magdeburg bestellt. 1128 übergab er die Leitung des Prämonstratenserordens seinem ersten Gefährten Hugo. Intensiv setzte sich Norbert für die Erneuerung des kirchlichen Lebens ein.

 

Am 6. Juni 1134 starb Norbert. Er blieb in Erinnerung als großer Verkünder des Gotteswortes und als Friedensstifter.

 

Norbert wird auch als Heiliger der Eucharistie verehrt, da ihn eine große Wertschätzung der hl. Messe und der Gegenwart Jesu im Sakrament ausgezeichnet hatten.

Kardinal Marc Ouellet (5. v. r.), Erzbischof em. Alois Kothgasser (8. v. r.) und Abt Raimund Schreier (3. v. r.) mit Mitgliedern des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem vor der Stiftskirche Wilten.

Farbvergleich – Das Purpurrot von Kardinal Ouellet verträgt sich sehr gut mit dem Wiltener Schützenrot.