Palmbuschen, Palmlatte und Palmesel

Mit dem sechsten Sonntag der Fastenzeit, dem Palmsonntag, beginnt in der katholischen Kirche die Heilige Woche. Dieser Tag erinnert an den Einzug Jesu Christi nach Jerusalem, wie er in der Bibel beschrieben ist.

"Viele Menschen breiteten auf dem Weg ihre Kleider aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf die Straße", berichtet der Evangelist Matthäus über den Ritt Jesu auf einem Esel vom Ölberg hinunter in die Stadt. Aus diesem Grund werden vor der Kirche Palmzweige geweiht und bei der Palmprozession in die Kirche getragen. Erstmals in der Karwoche wird während des anschließenden Gottesdienstes vom Leiden und Sterben Jesu berichtet. Damit richtet sich im Gottesdienst alles hin auf das kommende Osterfest. 

Die Neigung, die biblischen Berichte über Leiden, Tod und Auferstehung Jesu chronologisch nachzuvollziehen, führte wahrscheinlich bereits im 4. oder 5. Jahrhundert dazu, des Einzugs in Jerusalem in Form einer Prozession zu gedenken, wird auf der Homepage der Universität Innsbruck angeführt. Im 11. und 12. Jahrhundert dürfte die Palmsonntags-Prozession in vielen Teilen des Abendlandes schon Tradition gewesen sein. 

Beliebtes Brauchtum um die Palmbuschen 

Um die Palmzweige, Palmbuschen und Palmlatten dreht sich am Palmsonntag ein gewichtiger Teil des Brauchtums. Schön gebundene Buschen und aufwändige Palmlatten sind vielerorts fast schon ein Statussymbol – und ein regelrechter Wettkampf. Die Buschen bestehen neben Ölzweigen zumeist aus Palmkätzchen, weiteren grünen Zweigen und bunten Bändern, an denen kleine Palmbrezeln hängen. Die gesegneten Palmzweige gelten als Schutz vor Unglück und werden deshalb zuhause bis zum nächsten Aschermittwoch aufbewahrt. 

Überregional bekannt ist in diesem Zusammenhang die Gemeinde Imst, wo die Palmlatten häufig 35 Meter und länger werden können. Den Weltrekord hat 2016 die Gemeinde Vals aufgestellt mit 45,55 Metern. In Imst jedoch kann diese Höhe aufgrund von strengeren Regeln nicht erreicht werden. Eine eigene Ausformung des Brauchs hat sich in Axams und Grinzens entwickelt. Hier werden die Palmlatten über die gesamte Länge verziert und nicht nur am oberen Ende mit dem Buschen versehen.  

Eine weitere Besonderheit stellt der Brauch in Thaur und Hall in Tirol dar. Hier finden die letzten Palmeselprozessionen des Landes statt. Beim sogenannten Umgang in Thaur wird ein fast lebensgroßer geschnitzter Esel mit einer Christusfigur von der Pfarrkirche über das Romedi-Kirchl und anschließend den Feldern entlang nach Rum gezogen, ehe es wieder zurück nach Thaur geht. In Hall führt die Prozession durch die Altstadt. In Thaur befindet sich die gut 240 Jahre alte Statue in Privatbesitz, in Hall ist sie das ganze Jahr über in der Kirche zu sehen. 

In einigen Familien ist es üblich, jenes Familienmitglied, das am Palmsonntag am längsten schläft, als Palmesel zu bezeichnen. 

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