Fastenzeit – im Zeichen des Betens

Mit dem Aschermittwoch beginnt die sechswöchige österliche Bußzeit, wie die Fastenzeit in der Katholischen Kirche auch genannt wird, die dem christlichen Osterfest vorangeht. In der Diözese Innsbruck gibt es in dieser Zeit zahlreiche und unterschiedliche Traditionen und Brauchtümer.  

  

In der katholischen Kirche Österreichs und in der Diözese Innsbruck bildet die Fastenzeit einen Schwerpunkt im Kirchenjahr. Viele Pfarren stellen ihre Angebote in Pfarrbriefen und auf ihrer Homepage vor: 

In der Jahreskrippe des Bischöflichen Gymnasiums Paulinum bildet der Kreuzweg eine zentrale Szene. Derzeit wird die barocke Krippe von einer Papierrestauratorin wieder erneuert. Der größte Teil der 419 Figuren der Pauliner Jahreskrippe wird dem Schwazer Barockmaler Christoph Anton Mayr, auch Stockinger genannt, zugeschrieben. Er wurde um 1720 in Schwaz geboren und starb an seinem Geburtsort im Jahre 1771. Bildnachweis: Bischöfliches Gymnasium Paulinum Schwaz

Zur Fastenzeit

Aschermittwoch: Beginn der Fastenzeit 

Eine kurze und intensive Faschingszeit endet mit Aschermittwoch am 14. Februar 2024.

Dieser Tag lenkt den Blick auf innere Einkehr. Die Vorbereitungszeit auf Ostern ist für Christ:innen eine Einladung zum Durchatmen und zur Besinnung auf das Wesentliche, zu einer Standortbestimmung im eigenen Leben. Viele empfinden es als hilfreich, innerlich und äußerlich „aufzuräumen“, dem nachzuspüren, was lebendiger macht, was trägt und stärkt. Gläubigen Menschen geht es auch um eine geistliche Erneuerung, um eine Vertiefung des Glaubens, eine Pflege der Beziehung zu Gott und um ein gutes, versöhntes Zusammenleben mit anderen.  

  

Christliches Fasten hat immer eine Neuausrichtung des eigenen Lebens und Handelns zum Ziel. Was ist „zu viel“ im eigenen Leben und macht dadurch unfrei? Was kann man weglassen und dadurch sich und anderen etwas Gutes tun? Klimaschutz mit Autofasten, Kunstprojekte, Spirituelles und Nächstenhilfe bei der Aktion „Familienfasttag“ der Katholischen Frauenbewegung: Diese und viele andere Angebote der Katholischen Kirche in der Diözese Innsbruck bieten verschiedene Möglichkeiten des „Fastens“.  

 

Tiroler Sonntag: Durch die Fastenzeit mit Äbtissin Hildegard Brem

Auf die Suche nach den Wurzeln des Friedens macht sich Sr. Hildegard Brem in der diesjährigen Fastenserie des Tiroler Sonntag. Für die Äbtissin von Mariastern-Gwiggen in Vorarlberg beginnt der Friede, den die Welt so nötig hat, „in der Stille des eigenen Herzens“. Wie dieser Beginn gelingen kann, ist Thema ihrer Beiträge.  

Interessierte, die den Tiroler Sonntag nicht kennen, können die 8-teilige Fastenserie unverbindlich zum Sonderpreis von 8 Euro bestellen: www.tirolersonntag.at/abo  

Foto: Lucas Breuer

Exerzitien – Spirituelle Vorbereitung aufs Osterfest

Exerzitien sind in der Fastenzeit eine verbreitete Übung, um sich auf Ostern einzustimmen. Sie können einzeln oder in der Gruppe durchgeführt werden. Viele ziehen sich für Exerzitien ein paar Tage in ein Kloster oder Bildungshaus zurück (Beispiel unten), fort von der gewohnten Umgebung und Arbeit. Wesentliche Elemente sind: Gebet, Zeiten der Stille, Austausch mit einer Begleiter:in oder in der Gruppe, beispielsweise mit körperlicher und künstlerischer Betätigung.  

  

Exerzitien im Alltag  

Beliebt sind die Exerzitien im Alltag, die in der Diözese Innsbruck angeboten werden. Dabei nimmt man sich zuhause für vier Wochen täglich etwa 20 Minuten Zeit für Texte, Stille und Austausch mit Gott. Das ist kombiniert mit wöchentlichen Treffen mit anderen, die ebenfalls Exerzitien im Alltag machen. Das ist auch mit Onlinegruppen möglich. Informationen und Unterlagen dazu: https://www.dibk.at/Exerzitien   

  

Ordensgemeinschaften  

Auch im Jahr 2024 bieten viele Ordenshäuser in Österreich Fasten- und Erholungswochen an. Dabei steht nicht nur das körperliche Fasten im Mittelpunkt - zum Teil kann man auch an den Chorgebeten teilnehmen und spirituelle Impulse erhalten. In Tirol bieten beispielsweise die Don Bosco Schwestern ab 1. März 2024 spezielle Kurzexerzitien für die Fastenzeit im Schloss Wohlgemutsheim in Baumkirchen an. Mehr Information auf https://www.schlosswohlgemutsheim.at/at/381-kurzexerzitien-in-der-fastenzeit   

  

Bedeutung der Fastenzeit und Traditionen

Das mittelhochdeutsche Wort „vasten“, althochdeutsch „fasten“ bedeutete im Gotischen „[fest-] halten, beobachten, bewachen“. Fasten – nicht zu verwechseln mit Diät – versteht sich als religiös begründete freiwillige Nahrungsenthaltung. Außerhalb der reduzierten Ernährung geht es beim Fasten auch um die Konzentration auf das Wesentliche, um eine Reduktion der Komplexität und um Einkehr. Durch das Fasten sollen Ressourcen freigesetzt werden, die im normalen Alltag gebunden sind.  

  

Ab dem 4. Jahrhundert wurde eine 40-tägige Vorbereitungszeit auf Ostern praktiziert. Davor gab es im 2. Jahrhundert ein zweitägiges Trauerfasten vor Ostern, das sich später zur Karwoche ausdehnte. Es diente der Vorbereitung für die Taufkandidat:innen zu Ostern und die damals übliche Form des öffentlichen Büßens. Die Zahl 40 ist in der Bibel eine „Symbolzahl“. Sie bezeichnet eine Phase, in der sich Menschen auf ein besonderes Ereignis und auf eine Begegnung mit Gott vorbereiten: 40 Tage und Nächte regnete es während der Sintflut; 40 Jahre wanderten die Israeliten durch die Wüste; 40 Tage und 40 Nächte fastete Jesus in der Wüste.  

  

Die Fastenzeit lässt sich in folgende Abschnitte gliedern:  
• Aschermittwoch und darauffolgende Tage  
• Fünf Fastenwochen  
• Palmsonntag / Karwoche  
• Drei österliche Tage ab dem Abend des Gründonnerstags: Karfreitag, Karsamstag, Ostersonntag   

  

Aschenkreuz und kein Fleisch am Aschermittwoch  

Mit Aschermittwoch beginnt die 40- tägige Fastenzeit. Wie der Karfreitag gilt er in der katholischen Kirche als sogenannter „strenger Fasttag“. Aus diesem Grund wird am Aschermittwoch Fastensuppe oder Fisch gekocht. Traditionell wird am Aschermittwoch das Aschenkreuz auf die Stirn der Gläubigen gestreut. Für Eilige gibt es auch „Ashes to go“ von 17 bis 19 Uhr vor der Kirche im Herzen der Stadt -Spitalskirche Innsbruck. Die Asche gilt als ein Zeichen der Hoffnung und Reinigung. Sie entsteht durch die Verbrennung der Palmzweige des Vorjahres.  

  

Fastentücher in Tiroler Kirchen verhüllen und fokussieren zugleich  

Die Fastentücher werden am Aschermittwoch verhüllen die Kreuzer und den Altarraum in Kirchen. Mit Karsamstag, dem Auferstehungstag des Herren, werden die Fastentücher wieder entfernt. Die Verhüllung soll bezwecken, dass man sich nicht vom Altarraum ablenken lässt, sondern der Fokus auf die Worte im Gottesdienst gerichtet werden. Der Brauch entstand vor 1000 Jahren. Im Gegensatz zu heute wurden die Fastentücher sehr schlicht und einfach gehalten. Inzwischen sind sie häufig ein Träger für Kunst im kirchlichen Raum in der Fastenzeit.   

Ein Beispiel ist die Pfarrkirche Allerheiligen in Innsbruck, in der in diesem Jahr das Fastentuch „balanced“ von Klaus Giesriegel zu sehen sein wird.   

In Lienz wird das Fastentuch von Michael Hedwig in der Pfarrkirche St. Andrä den Altar verdecken. Das älteste Fastentuch, das in der Diözese innsbruck noch in Gebrauch ist, befindet sich in St. Georg in Trins und wurde im gotischen Schema im 17. Jahrhundert gestaltet.  

  

Die Passion näherbringen – Traditionelle Fastenkrippen und ungewöhnlicher Kreuzweg   

In einer Fastenkrippe werden die biblischen Ereignisse von Palmsonntag aus bis zum Ostermontag dargestellt. Die Krippe entstand im Mittelalter und sollte die Passion Christi vor allem den vielen Analphabet:innen dieser Zeit etwas näherbringen.   

Die Fastenkrippe in Götzens stammt beispielsweise aus dem 18. Jahrhundert und besteht aus über 250 bemalten Papierfiguren.   

Als sehenswert erweist sich die Fastenkrippe der Kirche Telfs St. Moritzen mit ihren beweglichen Figuren.   

Eine Besonderheit wiederum stellt die Ganzjahreskrippe im Bischöflichen Gymnasium Paulinum in Schwaz mit ihren 419 Figuren dar, die derzeit restauriert wird.   

  

Ein Kreuzweg besteht zumeist aus 14 Stationen, die den Leidensweg Christi in Bildern darstellen. Einen Kreuzweg findet man in Kirchen und Kapellen sowie auch auf den Wegen zu Wallfahrtsorten. Bei Kreuzwegandachten halten Gläubige vor jeder einzelnen Station ein Gebet und Gedenken den Leiden, die Jesus Christus und andere Menschen erleben mussten.   

In der Innsbrucker Jesuitenkirche, wo es keinen dauerhaften Kreuzweg gibt, laden acht Kreuztafeln des Tiroler Künstlers Hans Seifert in der Fastenzeit zu einer persönlichen Kreuzwegandacht ein. Die Tafeln zeigen Menschen, die - wie der Erlöser - ein Kreuz tragen.