Schar der Heiligen wächst weiter

Im Mittelpunkt des kirchlichen Hochfestes "Allerheiligen" am 1. November stehen die Heiligen, also laut katholischer Tradition einerseits die Menschen, die von der Kirche als heilig erklärt worden sind, als auch jene, "um deren Heiligkeit nur Gott weiß".

6.650 Heilige und Selige sowie 7.400 weitere bei Christenverfolgungen getötete Märtyrer listete das vatikanische Heiligen-Gesamtverzeichnis "Martyrologium Romanum" für das Jahr 2004 auf. Die Zeit und Zahl ist nicht stehengeblieben, denn auch nach der Ära von Johannes Paul II., der im April 2014 selbst zur "Ehre der Altäre" erhoben wurde, sprachen seine beiden Nachfolger hunderte Märtyrer selig oder heilig.

 Die in Mitteleuropa wohl populärste von Benedikt XVI. ernannte Heilige ist die Mystikerin Hildegard von Bingen (1089-1179), die zuvor zwar längst im deutschen Sprachraum als Heilige verehrt worden war, ohne jedoch jemals formell heiliggesprochen worden zu sein. Benedikt XVI. holte dies am 10. Mai 2012 nach, nahm sie in den Heiligenkalender der Weltkirche auf und erklärte sie zugleich zur Kirchenlehrerin.

 Als eine der wohl bekanntesten Heiligen der Neuzeit wurde zuletzt am 4. September Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997) zur "Ehre der Altäre" erhoben. Papst Franziskus leitete persönlich die Heiligsprechungsfeier auf dem Petersplatz in Rom. Der Gottesdienst war einer der Höhepunkte im vom Papst ausgerufenen "Heiligen Jahr der Barmherzigkeit". Die Heiligsprechung der Ordensgründerin und Friedensnobelpreisträgerin gilt als Ansporn an Kirche und Gesellschaft, den Blick auf die "existenziellen Peripherien" zu schärfen.

Erst am vergangenen Wochenende (16. Oktober) hatte Papst Franziskus sechs Männer und eine Frau heiliggesprochen. Die neuen Heiligen kommen aus Italien, Frankreich, Spanien, Argentinien und Mexiko. Es handelt sich um zwei Märtyrer, drei Ordensgründer, einen einfachen Priester und eine Ordensfrau, die zwischen Mitte des 18. und Mitte des 20. Jahrhundert lebten.

 

"Heiligsprechungs-Rekord" 

Darüber hinaus hält Franziskus wohl eine Art "Heiligsprechungs-Rekord": So kanonisierte er am 12. Mai 2013 die beiden Ordensgründerinnen Maria Guadalupe Garcia Zavala (1878-1963) aus Mexiko und Laura Montoya (1874-1949) aus Kolumbien, sowie den Italiener Antonio Primaldo und seine 800 Gefährten, die am 14. August 1480 in der Stadt Otranto bei einem Überfall osmanischer Streitkräfte ermordet wurden. Noch nie in der Kirchengeschichte wurde eine derart große Zahl an neuen Heiligen feierlich benannt.

 Johannes Paul II. galt selbst zu Lebzeiten mit insgesamt 482 Heiligsprechungen als Rekordhalter: Man sagt, dass seine Vorgänger in den vergangenen vier Jahrhunderten in Summe nur etwa halb so viele Kanonisationen durchgeführt hätten. Zu den bekanntesten Heiligen der Zeit des polnischen Pontifex gehören Pater Pio von Pietrelcina, die deutsche Philosophin, Ordensfrau und Märtyrin Edith Stein, der Opus Dei-Gründer Josemaria Escriva, die polnischen Ordensleute Maria Faustyna Kowalska und Maximilian Kolbe, die Missionare Arnold Janssen und Josef Freinademetz sowie die sudanesische Sklavin Josephine Bakhita.

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Allerheiligen. Bild: wikipedia.at