Weltgebetswoche für die Einheit der Christen: Der Skandal der Spaltung.

Der Vorsitzende der Männerorden Österreichs, Abtpräses Christian Haidinger ist dankbar für die großen Bemühungen um die Einheit der Christen, erlebt die Spaltung innerhalb der Christenheit aber mehr und mehr als einen himmelschreienden Skandal.

„Mehr und mehr erleben wir es als einen himmelschreienden Skandal, dass gerade die Christenheit gespalten und uneins ist. Zugleich sind wir aber dankbar für die großen Bemühungen um die Einheit aller Christen, die in den letzten Jahrzehnten unternommen wurden.“ In dieser Spannung sieht der Vorsitzende der Männerorden Abtpräses Christian Haidinger die Weltgebetswoche um die Einheit der Christen von 18. bis 25. Jänner 2017 eingebettet. 

„Auf alle Christen, auch wenn sie noch getrennt sind in verschiedene Konfessionen, scheint wirklich das Licht Christi. Das ist eine Zusage, aber auch ein Auftrag, der uns gerade in der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen wieder klar vor Augen gestellt wird.“ Das sieht Haidinger als Zielsetzung der vor etwas mehr 100 Jahren in England in der anglikanischen Kirche „geborenen“ Gebetswoche um die Einheit der Christen. Heute ist der Auftrag Jesu in allen christlichen Testimonien verankert: „Ich will, dass alle eins sind.“ In Österreich allein sind 14 verschiedene christliche Kirchen im Ökumenischen Rat der Kirchen zusammengeschlossen. Haidinger ermutigt, weiterhin das Gemeinsame zu suchen: „Viele gemeinsame Initiativen wurden bisher unternommen, die letztlich die noch ausstehende Einheit fördern und wachsen lassen. Dazu gehört beispielsweise das Sozialwort der christlichen Kirchen Österreichs, das im Jahr 2003 veröffentlich wurde und das auf breites öffentliches Interesse gestoßen ist. Auch die gemeinsamen Bemühungen um den arbeitsfreien Sonntag ist ein zentrales Anliegen aller Christen. Nur wenn wir eins sind, können wir glaubhaft das Evangelium bezeugen.“

Einander offen begegnen 

Haidinger verweist auf eine wesentliche Voraussetzung zum Eins-Werden, die auch am Beginn der Ökumene steht: „Um sich zu vereinigen, muss man sich lieben, um sich zu lieben, muss man sich kennen, und um sich kennen zu lernen, muss einer dem anderen entgegengehen. Mich berührt diese einfache Formel, darin steckt viel Wahrheit. Vielleicht tauchen deswegen im Bemühen der Christen, sich näher zu kommen, immer wieder Probleme auf, weil wir uns zu wenig kennen, weil wir zu wenig voneinander wissen. Und vor allem, was uns fremd ist, haben wir gewisse Ängste. Doch immer wieder erfahren wir, dass genau Fremdes bereichert. Oft haben wir auch Scheu, uns näher darauf einzulassen.“ Haidinger lädt ein, einander offen und neugierig zu begegnen, voneinander mehr wissen zu wollen: „In der Weltgebetswoche um die Einheit der Christen geht es darum, dass wir uns bewusst darum bemühen, mehr von anderen christlichen Kirchen zu wissen, denn nur was wir kennen, können wir lieben. Und um uns besser kennen zu lernen, müssen wir aufeinander zugehen und füreinander offen sein – in großer Wertschätzung und Anerkennung der je eigenen kirchlichen Tradition.“ 

Raum geben für Begegnungen auf Augenhöhe 

Haidinger verweist darauf, dass gerade Ordenshäuser oft eine gute Voraussetzung schaffen für diese „wertschätzende offene Begegnung auf Augenhöhe“. Er sieht eine gute Basis und viele Möglichkeiten darin, dass gerade Ordensleute in ihrem einfachen Lebensstil, in Gemeinschaft eingebettet eine wache Sensibilität und Geduld entwickeln, aufeinander zuzugehen. Haidinger ermutigt: „Nützen wir die Gebetswoche für die Einheit der Christen dazu und lassen wir uns neu berühren von der Bitte Jesu: Ich will, dass alle eins sind. Gerade Papst Franziskus ermutigt alle dazu, nicht nur durch Worte, sondern auch durch viele Zeichen und Gesten.“ Haidinger hat in seinen vielfältigen pastoralen Tätigkeitsfeldern immer wieder Raum für Begegnung geschaffen: „Ich bin sehr dankbar für geschwisterliche und freundschaftliche Beziehungen mit Christinnen und Christen aus verschiedenen christlichen Kirchen. Deshalb: Öffnen wir uns und beten wir um diese Einheit."

Informationen zur Weltgebetswoche für die Einheit der Christen auf der Homepage des Ökumenischen Rates der Kirchen: 

https://www.oikoumene.org/de/resources/week-of-prayer 

Kati Bruder