Pilgertourismus weltweit im Aufwind

Der christliche Pilgertourismus gewinnt als Wirtschaftsfaktor zunehmend an Bedeutung: Zwischen 300 und 330 Millionen Menschen unternehmen jährlich eine Pilgerreise, wie jüngste Zahlen der Welthandelsorganisation WTO zeigen.

Eine dieswöchige Konferenz in Rom, die von der italienischen Freizeitpastoral und der Universität Tor Vergata veranstaltet wird, widmet sich dieser aufstrebenden Nische im Tourismus. Deren Wert wird mit über 18 Milliarden Euro beziffert, geht aus einem Bericht des Fachblatts "Tourism Review" hervor.

Italien gilt als eines der Hauptdestinationen für religiösen Tourismus: Laut der sehr konservativen Berechnung des Nationalen Institut für Tourismusforschung ISNART gibt es bei Österreichs südlichem Nachbarn jährlich 5,6 Millionen religiöse Touristen, wobei 3,3 Millionen davon aus anderen Ländern stammen. Im Schnitt sind die Pilger zwischen 30 und 50 Jahre alt und buchen über Reisebüros. Jeder dritte ist mit einem Partner unterwegs, jeweils jeder fünfte in einer Reisegruppe oder mit Freunden, 13 Prozent mit der Familie, jeder zehnte kommt alleine. 51 Euro geben die Pilger dabei täglich aus.

Etliche katholische Heiligtümer gehören zu den meistbesuchten Touristenzielen der Welt, darunter der Petersdom in Rom. Besondere erwähnt werden von "Tourism Review" auch die Wallfahrtsorte Fatima, Santiago de Compostela, Lourdes, Tschenstochau, Medjugorje, der spanische Wallfahrtsort Caravaca, sowie Jerusalem und die Guadalupe-Basilika in Mexiko.

 

Frankreich: Rückgang in Lourdes 

Auch in Frankreich gibt es zahlreiche "Hotspots" für Pilger: 51 Millionen Touristen besuchen laut einer Studie von "Atout France" pro Jahr die religiösen Stätten des Landes. Insgesamt gibt es 50.000 religiöse Gebäude, von denen 10.000 als historische Monumente unter speziellem Schutz stehen. Zu den wichtigsten Pilgerzielen zählen dem Marienerscheinungsort Lourdes u.a. die Städte Alencon, Nevers und Mont-Saint-Michel.

Nicht nur Gläubige sind für den Boom der Nische verantwortlich: Auch viele Nichtreligiöse und Agnostiker sind unter den Pilgern, wobei laut Einschätzung von Experten viele vor allem vom Interesse am Kulturerbe sowie durch spirituelle Suche geleitet werden. "Die Menschen suchen nach Abstand von der modernen Welt, die oft ein zu schnelles Lebenstempo hat und überschätzt wird. Statt einer Konsumgesellschaft wollen sie eine Gesellschaft, in der man teilt", zitierte das Fachblatt Didier Arino von der französischen Regierungsbehörde "Protourisme".

Arino forderte eine Unterscheidung in religiösen und spirituellen Tourismus: Schließlich zeichne sich ab, dass vielerorts der streng religiös motivierte Tourismus zurückgehe. Im französischen Wallfahrtsort Lourdes etwa seien viele Hotels in Schwierigkeiten, da das Angebot die Nachfrage übersteige. "Die religiöse Praxis schwindet", so die Begründung des Fachexperten. Völlig entgegengesetzt sei die Entwicklung in Santiago de Compostela: So viele Pilger wie nie - jährlich mehr als 200.000 - besuchen den Pilgerort im norwestlichen Spanien. Viele davon machen sich zu Fuß über hunderte Kilometer auf den Weg.

 

Pilgerboom in Fatima 

Wie bedeutend der Anteil des traditionellen Pilgerwesens in der Tourismusbranche dennoch sein kann, veranschaulicht das Beispiel Portugal: Von den 60 Millionen Touristen im Land im Jahr 2016 kamen über 5 Millionen in den Wallfahrtsort Fatima. 3,3 Millionen Pilger kämen jedes Jahr von außerhalb Portugals, allen voran aus Spanien, Italien, Polen, Brasilien, der Ukraine und Frankreich, informierte die Staatssekretärin für Tourismus, Ana Godinho.

Für das laufende Jahr, in dem Fatima das 100-Jahr-Jubiläum der Marienerscheinungen von 1917 feiert, rechnet Portugal mit einem außergewöhnlichen Anstieg von Pilgern, wobei es derzeit noch keine offiziellen Schätzungen gibt. Neben Fatima zählt auch das Heiligtum Bom Jesus do Monte in der Stadt Braga zu den wichtigsten Pilgerorten. Drei Viertel aller Kulturstätten Portugals haben religiöse Wurzeln.

Eine Meldung von www.kathpress.at

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