Glettler: „Wir müssen von den Armen lernen“

Erster Welttag der Armen trifft mit dem Elisabethsonntag zusammen
Designierter Bischof von Innsbruck feiert Fernsehgottesdienst in Graz mit Caritas-MitarbeiterInnen

Papst Franziskus hat den 19. November 2017 erstmals zum „Welttag der Armen“ ausgerufen. Dieser Tag steht unter dem Motto: „Liebt nicht mit Worten, sondern mit Taten“. Künftig soll der „Welttag der Armen“ immer am 33. Sonntag im Jahreskreis gefeiert werden.

 
Papst Franziskus: „Armut hat das Gesicht von Frauen, Männern und Kindern“ 

Papst Franziskus schreibt in seiner ersten Botschaft für die Armen: „Uns ist die große Schwierigkeit bekannt, in der heutigen Welt die Armut auf klare Weise zu identifizieren. Und doch fordert sie uns tagtäglich heraus, indem sie uns mit tausenden Gesichtern anschaut, die gezeichnet sind von Schmerz, Ausgrenzung, Missbrauch, Gewalt, Folter, Gefängnis, von Krieg, vom Entzug von Freiheit und Würde, fehlenden Bildungschancen und Analphabetismus, Gesundheitsnotlagen und Arbeitslosigkeit, Menschenhandel, Sklaverei, Exil, Elend und erzwungener Migration. Die Armut hat das Gesicht von Frauen, Männern und Kindern, die aus niederträchtigen Interessen ausgebeutet werden – niedergetrampelt von der perversen Logik der Macht und des Geldes.“

 
Elisabethsonntag: Gemeinsam Menschen in Not in Österreich helfen 

Der „Welttag der Armen“ ist gleichzeitig in Österreich der Elisabethsonntag. Er ist traditionell der Inlandshilfe gewidmet. Auch heuer sammelt die Caritas wieder für Menschen in Not. „Not sehen und handeln“ – das ist Auftrag und tägliche Aufgabe der Caritas. Die Caritas erlebt durch ihre Arbeit aktuelle, gesellschaftliche Entwicklungen hautnah. Sie wissen: Angehörige, die jahrelang gepflegt haben, mussten große Belastungen aushalten. Viele Familien stehen unter Druck und brauchen Unterstützung. Ihre Wärmestuben für obdachlose Menschen sind gerade jetzt in der kalten Jahreszeit ein Hoffnungsort. Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen brauchen eine Anlaufstelle. Deshalb lenkt die Caritas den Blick auf diese vier Bereiche: Neu ab 2018 – Auftankwochen; Familienhilfe: Die soziale Feuerwehr; Demenz: Angehörige begleiten und Wärmestuben.

Gemäß der Botschaft von Papst Franziskus soll es aber nicht bei Spenden bleiben, sondern „zu einer wirklichen Begegnung mit den Armen kommen“ und „der Haltung des Teilens Raum geben, die zum Lebensstil werden soll“. Dies beginnt bei einer konkreten Einladung zur Eucharistiefeier an diesem Sonntag, der Einladung zu einer gemeinsamen Mahlzeit, wo die Armen nach den Worten von Papst Franziskus „Ehrengäste an unserem Tisch“ sind.

 
Schärmer: Den „Wärmehaushalt“ unserer Gesellschaft aufrecht erhalten“ 

Caritas-Direktor Georg Schärmer zur Elisabethkollekte: „Am kommenden Samstag und Sonntag bittet die Caritas im Rahmen der Kollekte um Spenden für notleidende Menschen in unserem Land.“ Schärmer weiter: „Allein unsere Familienhelferinnen haben im vergangenen Jahr fast 29.000 Einsatzstunden geleistet. In unseren Wärmestuben für Wohnungslose haben wir 27.000 Mahlzeiten ausgegeben. Im kommenden Jahr bieten wir erstmals Erholungswochen für pflegende Angehörige an. Die Energie, ja die ‚Wärme‘ für diese Arbeit erhalten wir nicht zuletzt durch die Zuwendung, Hilfe und das Vertrauen unserer Spenderinnen und Spender.“

 

Glettler feiert ORF-Gottesdienst in Graz: „Zutrauen ist größer als Angst“ 

Der designierte Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler wird am Elisabethsonntag im Caritas-Schulzentrum in Graz gemeinsam mit den Caritas-MitarbeiterInnen die Messe feiern. Der Gottesdienst wird am Sonntag, 19. November um 9.30 Uhr live im ORF und ZDF übertragen.

Glettler: „Die Werbeschiene der Caritas hat im vergangen Jahr einige Behauptungen in den öffentlichen Raum gesetzt: Wir ist größer als Ich! Liebe ist größer als Hass! Mut ist größer als Angst! Dahinter steht die Erfahrung, dass es in unserer Gesellschaft viel menschliches Potential gibt, viel ‚Vermögen‘ an Herzenskraft, an Solidarität und Aufmerksamkeit füreinander, sodass alle negativen Kräfte der Entzweiung und der Entsolidarisierung letztlich nicht stärker sein werden. Ähnlich die Behauptung: Zutrauen ist größer als Angst!“ 

 
Glettler: Wir dürfen, nein, wir müssen von den Armen lernen!“ 

Der designierte Bischof wird sich in seiner Predigt auf das biblische Gleichnis von den Talenten beziehen, die in unterschiedlicher Weise verteilt wurden: „Gott hat unendlich viel kreativen Geist und Humor. Oft lässt er gerade jenen, die sich selbst nicht für fähig halten, Gaben zukommen; das heißt Mut, Verständnis und Geschick für Aufgaben, die sich selbst nie und nimmer zugetraut hätten. Das sind die ganz besonderen tollen Überraschungen – die Umkehrung der weltlichen Schemata: Die scheinbar so Vermögenden staunen über all das, was Gott den Armen schenkt! Die Reichen müssen anerkennen, dass Gottes Vermögensverteilung andere Maßstäbe hat. Wir dürfen, nein, wir müssen von den Armen lernen!“

Erster Welttag der Armen Bild: pixabay.at congerdesign