ETTY - erfolgreiche Linzer Inszenierung kommt nach Tirol

Ende November kommt das erfolgreiche Schauspiel über Etty Hillesum für drei Aufführungen nach Tirol. Ein Stück voller Leidenschaft und spiritueller Tiefe über eine Frau, die in schwierigen Lebenssituationen über sich hinauswächst.

Der Diözese Innsbruck ist es in Zusammenarbeit mit der Kulturinitiative Grammophon, Wattens, und der Privatinitiative des ehemaligen Pressereferenten der Diözese Innsbruck, Franz Stocker, gelungen, das Schauspiel ETTY als szenische Lesung für drei Vorstellungen Ende November nach Tirol zu bringen.

Bettina Buchholz präsentiert eine hinreißende Etty
Der Regisseur und Psychotherapeut Johannes Neuhauser hat aus 700 Tagebuchseiten eine verdichtete Fassung entworfen, die ein Linzer Landestheater-Schauspielteam auf eindringliche und faszinierende Weise als „szenische Lesung“ präsentiert. In Linz waren die Aufführungen eineinhalb Jahre lang gänzlich ausverkauft. In Tirol wird die Schauspielerin Bettina Buchholz eine hinreißende Etty spielen. Mit ihr werden der Schauspieler Sven Kaschte und der Musiker Günther Gessert auf der Bühne stehen. Auch Regisseur Neuhauser wird anwesend sein. Nach dem Schauspiel stehen Regisseur und das Schauspiel-Duo für Gespräche zur Verfügung. 

Zum Inhalt: Lebenssinn bewahren unter schwierigsten Bedingungen
ETTY ­­– ein Schautheater – zeigt, dass man auch unter schwierigsten Bedingungen Lebenssinn bewahren kann. Ein Werk voller Erotik, spiritueller Tiefe, intellektuellem Scharfsinn und mit viel jüdischem Humor. 

Die junge, hochgebildete, niederlänische Jüdin und Lehrerin Etty Hillesum beginnt auf Anraten ihres Psychotherapeuten und späteren Geliebten, ihr Denken und Leben in Amsterdam zwischen 1940 und 1943 in einem Tagebuch festzuhalten. Eine mögliche wissenschaftliche oder pädagogische Karriere war ihr durch die Rassegesetze der Deutschen, die 1940 die Niederlande besetzten, verwehrt.

Bis zum Letzten solidarisch mit ihrem Volk schloss sie sich freiwillig den ins Transitlager Westerbork deportierten Juden an. Über ein Jahr arbeitete sie dort im Krankenhaus, verbreitete Hoffnung und trotzige Fröhlichkeit. Mit ihren Aufzeichnungen wurde sie zu einer Chronistin des Schreckens, die „Pflaster auf vielen Wunden“ sein wollte. In unbefangenen Gesprächen mit einem rätselhaften Gott verlor sie nicht den Glauben an seine Güte und an das Gute im Menschen. Etty Hillesums Leben endete am 30. November 1943 in den Gaskammern von Auschwitz.

Im Mittelpunkt steht eine junge Frau, die leidenschaftlich liebt und lebt, und so zu einer tiefen Menschlichkeit und Spiritualität vorstößt 

In Ettys Tagebuch steht die Shoah, der nationalsozialistische Völkermord an den europäischen Juden, nicht im Mittelpunkt. Es geht vielmehr um eine junge Frau, die leidenschaftlich liebt und lebt, und so zu einer tiefen Menschlichkeit und Spiritualität vorstößt – jenseits aller gesellschaftlichen Konventionen und religiösen Wertvorstellungen. Auch nimmt das Theaterprojekt Bezug auf die Rolle österreichischer NS-Schergen, die zu den größten Kriegsverbrechern in den Niederlanden zählten. 

Verbindungen zu Tirol: 

Generalleutnant Wilhelm Harster, Beteiligter der Morde an Anne Frank und Etty Hillesum 

SS-Gruppenführer und Generalleutnant Wilhelm Harster baute nach dem „Anschluss Österreichs“ die Gestapo Tirol auf und war von März 1938 bis November 1939 deren erster Leiter. Er deckte unter anderem Morde an Juden rund um die Reichspogromnacht in Innsbruck. Ab Sommer 1940 war Harster Befehlshaber der Sicherheitspolizei in den Niederlanden und somit an der Ermordung von über 100.000 holländischen Juden mitbeteiligt, unter ihnen Anne Frank und Etty Hillesum. Anfang Mai 1943 verfasste Harster ein Schreiben an die Kommandanten der holländischen Durchgangslager: „Betrifft – Endlösung der Judenfrage in den Niederlanden.“ Etty war in Westerbork interniert und stand dort als Sozialarbeiterin ihren jüdischen Landesleuten bei. Anfang September 1943 wurde sie im Viehwaggon nach Ausschwitz deporiert. 

Scheuer: „Glaube an das ‚Trotzdem‘ Gottes und der Liebe inmitten der Hölle von Krieg“
Bischof Manfred Scheuer durfte im Jänner 2017 im Rahmen des Internationalen Holocaust-Gedenktages Ausschnitten der Aufführung von ETTY im Alten Rathaus in Linz beiwohnen: 
„Etty Hillesum glaubte an das ‚Trotzdem‘ Gottes und die Liebe inmitten der Hölle von Krieg, nationalsozialistischer Besatzung und Deportation. Die Auseinandersetzung mit den tiefen Gedankengängen in ihren Tagebüchern, so wie sie in der Theaterinszenierung geschieht, ist erschütternd und Hoffnung gebend zugleich.“  

Pressestimmen zu ETTY 

  • „Ein großer Erfolg! Ein Jahr lang jede Vorstellung im Linzer Musiktheater ausverkauft!“ – Kurier
  • „Etty hat ihre sprudelnde Sexualität mit Spiritualität verbunden. Bettina Buchholz liest und spielt eine hinreißende Etty.“ – Ö1
  • „Es sind fast ausschließlich Worte, die auf der Bühne ‚aufgeführt’ werden, und doch entsteht ein Raum voll Leben. Die Bühnenfassung greift in fesselnder und befreiender Dichte Passagen aus den Tagebüchern auf.“ – KirchenZeitung
  • „Literarisch schöne Texte, frei von Pathos und Belehrung. Haften bleibt die erschreckende Aktualität mancher Szenen.“ – Volksblatt
  • „Eine Glanzleistung! Wir hoffen, dass Etty möglichst viele Menschen erreicht und zum Nachdenken anregt.“ – George Wozasek, Holocaust-Überlebender und Alterspräsident der Israelitischen Kultusgemeinde Linz
  • „Trotzdem: Hoffnung und Humor bis zuletzt.“ – OÖ Nachrichten

Viele Partner ermöglichen das Gastspiel von ETTY 

Viele Institutionen und Unternehmen ermöglichen mit ihren ideellen, organisatorischen und finanziellen Beiträgen das Gastspiel der Linzer Schauspieler in Tirol. Besonders bemerkenswert und erfreulich: Gruppen und Einrichtungen sowohl der katholischen Kirche, als auch der evangelischen Kirche in Tirol und die Israelitische Kultusgemeinde Tirol/Vorarlberg sowie Firmen, Gemeinden und Land Tirol unterstützen das Projekt. Danke auch an die Gesellschaft für Politische Bildung.

  

Die Termine in Tirol

  • Mittwoch, 22. November, 19.30 Uhr, Kolpingbühne Lienz

Vorverkauf: Pfarramt Hl. Familie (Andreas-Hofer-Straße 42), Bildungshaus Osttirol (Kärntnerstraße 42), Reisebüro Bundschuh (Hauptplatz 5) und in allen Raiffeisenbanken.

 

  • Donnerstag, 23. November, 19.30 Uhr, Werkstätte Wattens, Weissgasse 9

Vorverkauf: Pfarramt Wattens (Höraltstraße 2), Eis Café Restaurant Kiwi (Marienplatz 8) und in allen Raiffeisenbanken.

 

  • Freitag, 24. November, 19.30 Uhr, Haus der Begegnung, Innsbruck

Vorverkauf: Diözesanhaus (Riedgasse 9), Haus der Begegnung und in allen Raiffeisenbanken. Karten VVK € 12, AK € 15.