Diakonenweihe von Frater Norbert Rutschmann MSC

Er war drei Jahrzehnte als Arzt und Psychotherapeut tätig

Frater Norbert war bereits früh als Ministrant in seiner Heimatpfarrei engagiert, beendete dies aber bereits mit 11 Jahren, nachdem sein Vater verstorben war und der Kaplan, der sich danach sehr um die Familie kümmerte versetzt wurde. „Das habe ich wohl Gott ziemlich übelgenommen!“ Die darauffolgenden 20 Jahre hatte er keinen wesentlichen Kontakt mit Kirche und Gott spielte keine besondere Rolle in seinem Leben. Nach einem ersten Berufungserlebnis mit etwa 20 Jahren, das er erst im Rückblick als den ersten Ruf Gottes erkennen konnte, erfolgte der zweite mit 30 Jahren. Mittlerweile hatte er nach dem Abitur in Augsburg in Ulm Medizin studiert und sich nach 2 ½ Jahren Klinik als Allgemeinmediziner niedergelassen. In einem Gespräch mit einem jungen Patienten, der einen geistlichen Weg einschlagen wollte, musste er sich selbst die Frage stellen, ob er denn lebe, was seinen Werten entspräche. Immer mehr rückte in den Gesprächen Gott in den Mittelpunkt, im Rückblick als Retter aus einer zwar äußerlich sehr gut aussehenden, aber doch innerlich heilungsbedürftigen Situation. „Ich habe Gott nicht gesucht, er hat mich gesucht, betört und überwältigt (Jer 20) So verkaufte er 1985 seine Praxis wieder und begann, katholische Theologie zu studieren (Frankfurt und Freiburg). Nach dem Diplom folgte ein Aufbaustudium (Lizentiat) in Pastoralpsychologie mit der Abschlussarbeit (1992) über die Integration von Seelsorge und Psychotherapie, exemplifiziert anhand unbewusster Gottesbilder. Nach nicht ganz freiwilliger Rückkehr in die Medizin war er fast drei Jahre als Assistenzarzt am BKH Kaufbeuren tätig und ließ sich 1995 als ärztlicher Psychotherapeut für Erwachsenen, Kinder und Jugendliche im Allgäu nieder.

2004 gründete Frt. Rutschmann zusammen mit Freunden den Verein „CCC – criancas com chance“. Dieser Verein unterstützte junge Menschen in Brasilien und Afrika beim Erwerb qualifizierender Ausbildung. Ab 2014 begann Frt. Norbert neben der Praxis mit Exerzitienarbeit und geistlicher Begleitung, mit dem Schwerpunkt der „unbewussten Gottesbilder“.

 

Frater Norbert: „In meinem Leben muss noch etwas geklärt werden“ 

Über die Erfahrung, dass die Exerzitienwochen immer die schönsten des Jahres waren, rückte der konkrete geistliche Weg wieder in den Fokus, fast 40 Jahre nach dem ersten Berufungserlebnis. „Jetzt oder nie!“ Aber alle selbst angedachten Spuren lösten sich in Nichts auf. Beim Besuch einer Wallfahrtskirche nahe seines Heimatorts, wo er sich über die dort tätige Gemeinschaft informieren wollte, fiel ihm die Missionszeitschrift „Kontinente“ in die Hand, mit einem Artikel über Gefängnispastoral der Herz-Jesu-Missionare in Brasilien und Fidschi, in dem er sich und sein Denken, seine Werte wiederfand. Das war das erste Mal, dass er überhaupt von den Herz-Jesu-Missionaren hörte. Dieses Mal folgte er dem Wink Gottes und nahm Kontakt mit deren Ausbildungsleiter P. Marcus Klemens in IBK auf und trat schließlich 2013 ins Pränoviziat der Herz-Jesu-Missionare in Innsbruck-Hötting ein. Nach dem Noviziat 2013/14 legte er im Jahre 2014 die erste zeitliche Profess ab. Am vergangenen Samstag folgte dort für Frater Norbert Rutschmann MSC in einer berührenden Feier die Ewige Profess.

„Ich habe in meinem Leben immer wieder die Erfahrung machen können, wie treu dieser Gott ist und die Wege der Menschen begleitet und zum Heil führt – wenn man den eigenen Widerstand vertrauend aufgeben kann. So erfüllte er mir Stück für Stück meinen größten Wunsch, der ich auf dem ganzen Weg begleitet hatte: ich möchte lieben lernen. Und er führte mich in meine Gemeinschaft, in der die Liebe des Herzens Jesu und ihre Verbreitung im Zentrum des Charismas stehen, als eine Mission der Herzen. Gegen Egozentrik und Gleichgültigkeit, für eine soziale Gerechtigkeit für alle Kinder Gottes. Aufgetragen ist uns Herz-Jesu-Missionaren, dorthin zu gehen, wohin niemand anderer geht. Das ist heute nicht mehr so leicht. In meinem Fall könnte das heißen, Menschen in die Tiefen des Herzens, ihrer Seele zu begleiten, in die unbewussten Nöte und Ängste, in die Trauer, Wut und Scham als Weg zum Heil“ so Frater Norbert über seine Zukunft. „Immer zusammen mit dem, der dies erst ermöglichen und tragen kann, dem rettenden, heilenden und liebenden Gott.“

Frater Norbert Rutschmann wurde am vergangenen Samstag in Innsbruck-Mariahilf durch den Aachener Weihbischof Karl Borsch zum Diakon geweiht. Bild: Diözese Innsbruck/Sigl