Bürgler: "Gehen wir zur Wahl! Und wählen wir das Leben!"

Er rief die bei Nachtwallfahrt nach St. Georgenberg auf, die politisch Verantwortlichen „ins Gebet zu nehmen“, also für sie zu beten.

Diözesanadministrator Jakob Bürgler leitete am vergangenen Freitag die letzte Nachtwallfahrt dieses Jahres nach St. Georgenberg.

In seiner Predigt befasste sich Bürgler mit den Herausforderungen von Wahlen und deren Dimensionen. Er rief die WallfahrtsteilnehmerInnen auf die politisch Verantwortlichen „ins Gebet zu nehmen“, also für sie zu beten.

 

Die Unterscheidung zwischen irdischer und göttlicher Welt 

Bürgler in seiner Einleitung: Wie hast du es mit den Regierenden? Mit denen, die im Staat das Sagen haben? Mit der politischen Macht? Was denkst du über sie? Diese Fragen sind topaktuell, zwei Tage vor der Nationalratswahl. Und auch andere Wahlen und Abstimmungen stehen ins Haus. Wie stehst du zu den handelnden Personen? Was hältst du von den Strategien, die zur Wahl stehen? Eine Frage, die viele Menschen bewegt.

 

Die göttliche Dimension der Wahl 

Die Antwort Jesu, so Bürgler Mt 22,21 zitierend, sei genial: „So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!“ Bürgler weiter: „Der Mensch lebt in unterschiedlichen Welten. Der irdischen Welt gebührt ihr Beitrag. Sonst kann sie nicht funktionieren. Jeder und jede hat diesen Beitrag einzubringen. Auch die göttliche Welt braucht ihren Beitrag. Und der ist noch weit höher. Dieser Welt gebührt das Herz, das ganze Leben. Ich muss unterscheiden und auch ent-scheiden: Was braucht das Leben, damit es funktioniert, und welcher Platz gebührt Gott allein? Von dieser Wahl kann niemand befreit und herausgenommen werden. Wenn ich Mensch bin, muss ich entscheiden und wählen.“

 

Die politische Dimension der Wahl 

Bürgler zu den bevorstehenden Wahlen: „Und dann ist da natürlich auch die politische Dimension von Wahl und Entscheidung, die Frage, wem oder für was ich meine Stimme gebe.

Ein wichtiger Orientierungspunkt scheint mir die ‚Menschenwürde“ zu sein. Wie gehen politische Mandatare und Parteien mit dem ‚Menschen‘ um? Wird die unantastbare Würde des Menschen in Wort und Tat
deutlich und erfahrbar? Die Menschenwürde betrifft den Schutz des ungeborenen wie auch des alten und gebrechlichen Lebens. Sie betrifft den Umgang mit flüchtenden und armen Menschen.“ 

Der Diözesanadministrator zum „Kriterium Sprache“: „Wie reden oder schreiben politisch Verantwortliche? Welchen Stil wählen sie? Es gibt durchaus die berechtige Vielfalt an Meinungen und Sichtweisen, wenn Christen über gesellschaftliche und politische Fragen nachdenken und dabei zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Entscheidend ist eine faire Auseinandersetzung. Und diese zeigt sich auch in der Sprache.“

Ein weiterer Punkt für Bürgler sei die soziale Ausgewogenheit: „Es geht nicht darum, Reichtum grundsätzlich schlecht zu reden. Aber Reichtum und Besitz bedeuten im christlichen Horizont ‚Pflicht‘, Verantwortung füreinander. Im Zentrum steht das Prinzip des Gemeinwohls, das nicht verloren gehen darf. Eine Neidgesellschaft zerstört das soziale Netz.

Und Bürgler regt an: „Etwas vom Wichtigsten erscheint mir, dass wir Politikern und Menschen mit gesellschaftlicher Verantwortung mit Achtung begegnen. Es gilt, ein klares Stoppschild aufzustellen gegenüber Diskreditierung, Herabwürdigung und Abwertung. Wichtig ist auch, dass wir die Verantwortlichen ‚ins Gebet nehmen‘, also für sie beten. Menschen in Verantwortung verdienen unser Gebet. Wir dürfen nicht bei Kritik und Diskussion stehenbleiben.“

Bürgler abschließend: „Und es geht darum, mitzubestimmen, zur Wahl zu gehen, die eigene Verantwortung wahrzunehmen, sich aktiv – auch bei einer Wahl – für einen guten gemeinsamen Weg einzusetzen. Gehen wir also zur Wahl! Und wählen wir das Leben!“

 

Die gesamte Predigt im Wortlaut finden Sie unter http://www.dibk.at/content/download/24261/255951  

 

  

Der Diözesanadministrator ermuntert bei Nachtwallfahrt in St. Georgenberg, zur Wahl zu gehen. Bild: Diözese Innsbruck/Weingartner-Rachlé