Krisen, Tod und Trauer in der Schule

Im Umfeld von Kindergarten, Schule, Hort und Heim gibt es immer wieder traumatisierende Vorfälle: Tödliche Verkehrsunfälle, Tod durch Drogen, Suizid, Sterben durch schwere Krankheit. Gerade von Lehrkräften wird hier die Kompetenz erwartet, das Geschehen in sensibler Weise zu thematisieren und - soweit möglich - Hilfestellung zu geben.

Hier finden Sie einen Notfallplan bei einem Todesfall in der Schule bzw. im Umfeld der Schule. Zusätzlich gibt es Tipps im Trauerfall, wie man generell beim Tod eines Schülers oder eines Angehörigen vorgehen könnte. Ergänzend gibt es eine Materialliste für eine Notfallkiste, die im Ernstfall hilfreich ist. Außerdem gibt es weiterführende Materialien und Geschichten, Literatur und Anregungen, die im Notfall hilfreich sein können.

Notfallplan:

„Montag Morgen, 7:40 Uhr …“ 

-          So viele Informationen wie möglich über das Ereignis sammeln (Schulleiter, Kollegen, …) Auch, wie der Schultag in dieser Klasse geplant wird.

-          Entscheiden, ob Sie allein in die betroffene Klasse gehen oder jemanden mitnehmen, z.B. eine weitere Lehrperson, … Auf jeden Fall sollte der Klassenleiter dabei sein. Betrifft es überhaupt die ganze Klasse oder nur einen Teil davon, z.B. Fachgruppe,…?

-          Utensilien (siehe Liste unten) falls zur Hand prophylaktisch mitnehmen: Teelichter, Kerze, Stifte, Blumen,… (Krisenkiste – siehe Liste unten) Auch Flyer von Institutionen.

-          Stoßgebet

-          Wenn möglich, einen Stuhlkreis im Klassenzimmer aufstellen.

„Montag Morgen, 8 Uhr …“ 

-          Die Schüler über das Geschehen möglichst genau informieren. Es gibt immer welche, de es noch nicht mitbekommen haben.

  • ABER: Keine Lautsprecherdurchsage oder Versammlung in der Aula/ Turnhalle!

-          Den Schülern die Möglichkeit geben, sich zu äußern und darüber zu sprechen.

-          Zeiten des Schweigens dürfen sein.

-          Impulse geben durch weitere Informationen zu dem Geschehenen oder durch Fragen an die Schüler: Wann und wo habt ihr sie/ ihn das letzte Mal gesehen? Was habt ihr getan?

-          Schüler handeln lassen: Teelichter anzünden mit einem Wunsch an die/ den Verstorbenen, Brief schreiben, Plakat mit Gedanken gestalten, den Platz schmücken, beten, …

-          Hinweise geben, was für Gefühle da sein können und dass sie normal sind. Tipps geben: z.B. nicht allein sein an diesem Tag.

-          Auf Schuldgefühle achten, weil diese von den Schülern normalerweise nicht verbalisieren werden. Ruhig ansprechen und unterscheiden zwischen realer und unbegründeter Schuld.

-          Organisatorisches mit den Schülern klären: Wer organisiert ein Foto des Schülers für den Platz? Wer kümmert sich um Kerzen/ Blumen?... Bei Suizid nichts Bleibendes wie einen Baum oder Blumentopf einpflanzen.

„Montag, restlicher Tag …“ 

-          Wie ist es mit einer Abschieds- oder Gottesdienstfeier? Nachfragen, überlegen, organisieren.

-          Infos an Elternbeirat, Schulsprecherin weitergeben? Schweigepflicht aber beachten!

-          Auf die eigenen Gefühle achten (Betroffenheit, Hilflosigkeit, Hochspannung, …) und Psychohygiene betreiben (Was tut mir jetzt gut?)

-          Reflexion des eigenen Tuns mit anderen, z.B. Kollegen, … Auf jeden Fall einen Ort haben, an dem man reden kann.

-          Die eigenen Grenzen sehen und akzeptieren.

 

Nach Ch. Heider

Tipps im Trauerfall

Grundsätzlich: 

-          Ehrlich und echt sein!

-          Keine Floskeln verwenden, wie z.B. das wird schon wieder …!

-          Alle Gefühle bei den Schülern dürfen da sein, z.B. auch Erleichterung, Hass, …

-          Nicht gleich ver-trösten! Zwischen Karfreitag und Ostersonntag gibt es auch noch den Karsamstag, den Trauertag.

-          Die oder den Schüler handeln lassen, es ist ein Weg aus der Hilflosigkeit und gibt eine gewisse Sicherheit. Z.B. Brief schreiben lassen, spielen, Kerze gestalten lassen, …

-          Jeder trauert anders, nicht vergleichen!

-          Zeit lassen, Zuwendung schenken, Zuversicht vermitteln

-          Abschied nehmen

-          Fragen der Kinder klar, aufrichtig und altersgemäß beantworten. Nicht: Opa ist eingeschlafen. Er war müde. Gott nahm ihn zu sich, weil er so gut war. Oma ist auf eine lange Reise gegangen.

Beim Tod eines Schülers: 

-          Kerze auf Platz stellen

-          Gebet sprechen

-          Über das Geschehene mit der Klasse sprechen oder mit dem einzelnen Schüler

-          Ganz wichtig: Informationen zum Geschehen haben, sonst entstehen Gerüchte

-          Ganz schwierig: Suizid. Auf Schuldgefühle achten und Prävention leisten

-          Gottesdienst feiern, Trauer- und Gedenkgottesdienst

-          Über Tod und Trauer sprechen. Wenn es geht auch schon vor solchen Ereignissen.

-          Eine Art Kondolenzbuch

-          Einen Trauerort im Klassenzimmer einrichten

-          Erinnerungen an Schüler austauschen

-          Symbole (Halbedelsteine, rotes Tuch, Weizen,…)

 

Wenn ein Schüler trauert: 

-          Nichts machen, was der Betroffene nicht möchte, vorher abklären.

-          Ruhig auch eigene Hilflosigkeit zugeben, das ist ehrlicher, als dem Schüler oder dem Thema aus dem Weg zu gehen.

-          Gesten des Dran-denkens (Kleine Geschenke, Karte, nachfragen wie es geht, Hilfe anbieten, Nachsicht im Unterricht zeigen soweit es geht)

-          Nicht immer darüber reden wollen oder es thematisieren.

Auch hier gilt: Alle Gefühle dürfen da sein. Echt und ehrlich sein. Nicht ver-trösten. Handeln lassen. Keine Floskeln.

 

nach Ch. Heider

Notfallkiste